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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neubau einer Kindertageseinrichtung im Oxford-Quartier in Münster

Außenraumperspektive

Außenraumperspektive

ein 3. Preis

Architekturbüro Kemp

Architektur

Freiraum Feickert

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitgedanken. Der Entwurf für den Neubau der KITA auf dem Gelände der alten Oxford-Kaserne in Münster erfüllt die Anforderungen einer sensiblen baulichen Integration in das Quartier. Der geplante Baukörper ordnet sich städtebaulich in die einheitliche Kasernen-Struktur. Durch seine Ausrichtung ist eine Einbeziehung des Werkhofes gegeben. Den vielfältigen Ansprüchen entsprechend wird zum einen ein Ort der spielerischen Entwicklung und des sozialen Miteinanders geschaffen, zum anderen ist die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Umsetzung gegeben.

Städtebaulich - Freiraumplanerisches Konzept. Das Ankommen von Kindern und Eltern, die Orientierung des Baukörpers, die Ablesbarkeit der Nutzung und das Einbinden in den Kontext - sowohl in den bestehenden Grünraum als auch in die Maßstäblichkeit der umgebenen Bebauung sind die bestimmenden Themen für den Entwurf.

Die Haupterschließung erfolgt über den Sonja-Kutner-Weg. Durch die Anordnung und Verschiebung der Baukörper entsteht eine klare städtebauliche Eingangssituation, die sich dem Nutzer und Besucher vom Sonja-Kutner-Weg und auch zum Werkhof öffnet. Ein Vorplatz mit Stellplätzen und großzügigen Abstellmöglichenkeiten für Fahrräder, sowie eine Ankommens- und Abholzone für Kinder und Eltern, ist dieser Eingangsituation vorgeschaltet.

Um die Spielfläche der Kinder einzufassen und gleichzeitig eine Abgrenzung zum Straßenraum zu schaffen, ist der Mehrzweckraum mit seinen besonderen Anforderungen als Trennelement zwischen privatem und öffentlichem Raum gesetzt. Er öffnet sich somit in Richtung der Spielfläche und kann gleichzeitig Einblicke aus und in den Straßenraum gewähren.

Die Gebäudepositionierung nimmt die Struktur und die Fluchten der alten Kasernen auf und schafft einen nach Südwesten und Nordwesten ausgerichteten zusammenhängenden und geschützten Freiraum. Bestehende Bäume sollen erhalten werden und binden somit die neue Kita in den vorhandenen Grünraum ein.

Die KITA. Die innere Struktur des Baukörpers bildet dessen städtebaulichen Kontext ab. 5 Gruppenräume und die allgemeinen Nutzungen sind zu einem klar gegliederten Grundriss auf 2 Geschossen angeordnet. Kinder und Eltern kommen in einem hellen und großzügigen Eingangsbereich in ihrer Kita an. Mit Blick Richtung Toberaum und Außenspielfläche, oder zur Spieltreppe mit Sitz- und Spielmöglichkeiten werden die Kinder und Eltern selbsterklärend und ohne große Umwege in Ihre Gruppen geleitet. Die Räumlichkeiten der 0-2-Jährigen befinden sich im Erdgeschoss, die der 2-6 und 3-6-Jährigen im 1.Obergeschoss.Durch den schlanken, länglichen Baukörper haben alle Gruppen eine Nord-SüdAusrichtung. Die 5 Gruppenräume sind nach Norden zur Außenspielfläche angeordnet. Den Gruppenräumen im Obergeschoss dient ein, über die komplette Länge vorgelagerter Balkon als direkter Zugang zur Außenspielfläche und zugleich als Rettungsweg. Die Anordnung von Gruppen- und Gruppennebenräumen soll ein flexibles offenes Raum- und Lernkonzept ermöglichen. Gruppen können sich untereinander zusammenschalten, aber auch für sich selber sein. Es entstehen immer wieder neue Räume. Die vorgegebene Grundrissstruktur bietet den Kindern eine gute Orientierung auf der einen Seite und viele individuelle Flächen für die eigene Kreativität auf der anderen Seite. In jedem Geschoss öffnet sich das Gebäude jeweils zu einem überdachten Außenbereich in Richtung Werkhof. Hier kann beispielsweise individuell gegärtnert und gepflanzt werden. Die Kinder können zudem das Leben auf dem Hof
beobachten und daran teilhaben. Das Leben im Inneren des Gebäudes, die Nutzungen und die Philosophie sollen außen sichtbar sein und über die lebhafte, haptische Holzfassade mit ihren spielerisch angeordneten Öffnungen ablesbar werden.

Ziel des Entwurfes ist, ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen guter und wirtschaftlicher Architektur, eine selbstverständliche Einbindung in das Quartier und eine hohe Identifikation der Kinder mit dem Gebäude zu schaffen und damit einen Rahmen zu setzen für eine lebendige KITA, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird und eine Wohlfühlumgebung mit vielen Möglichkeiten bildet.

Die Konstruktion und Bauweise des Entwurfes ermöglicht eine wirtschaftliche, nachhaltige und kurze Errichtungszeit des Gebäudes. Mit einer Hybridbauweise aus Beton und Holz wird diesen Parametern nachgekommen. In Stahlbeton wird das Haupttragwerk im Erdgeschoss, sowie der Aufzugskern über beide Geschosse hergestellt. Die Räume werden durch vorgefertigte Holzständerbauwände gefasst. Das 1.Obergeschoss wird komplett als Holzrahmenbau erstellt und teilweise vorgefertigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der L-förmige Baukörper in Stahlbeton/ Holzbauweise (Hybrid) nimmt die Raum-kante der alten Wagenhalle auf und bildet somit den nördlichen Abschluss des historischen Wohn- und Werkhofes. Die Erschließung des Gebäudes im Osten erfolgt über ein gut geschnittenes Foyer. Gut gelöst ist die Lage und Erreichbarkeit des in der Verlängerung des Foyers liegenden Mehrzweckraumes.
Die offene Spieltreppe markiert folgerichtig den Auftakt der weiteren Erschließung der 2-geschossigen Kita. Die räumlichen Zusammenhänge sind mit der Anordnung der Schlaf- und Nebenräume gut ausgeführt. Die großzügigen Öffnungen im Flurbereich Erdgeschoss/Obergeschoss schaffen neben der Sichtverbindung zum Wohn- und Werkhof eine gute Belichtung des Mittelflures. Die Trennung durch den Flurbereich der nach Süden ausgerichteten Differenzierungs-räume zu den Gruppen- und Nebenräumen wird hierdurch positiv beeinflusst.
Die Raumgeometrie wird im Obergeschoss konsequent fortgeführt. Die Entfluchtung der Räume im Obergeschoss soll über einen Fluchtbalkon und Terrassen gesichert werden, allerdings ist der fehlende 2. bauliche Rettungsweg im Bereich der südlich gelegenen Räume zu hinterfragen. Die Jury hat die Ausrichtung der Gruppenräume nach Norden kontrovers diskutiert.
Die kompakte Bauweise ergibt großzügige und gut nutzbare Freiflächen, deren Gestaltung in Teilen differenzierter ausformuliert werden könnte. Die Flächen des Raumprogramms sind gut umgesetzt und enden in einer recht guten Bilanz. Die Barrierefreiheit des Gebäudes ist gewährleistet. Der Verfasser leistet mit seinem Vorschlag in Holzbauweise einen Beitrag zum klimafreundlichen Bauen. Die Fassadengestaltung und die Gliederung des Baukörpers sind angemessen und an-sprechend gelungen.
Die klare Zuordnung der Räume ermöglicht eine gute Funktionalität für die Förderung und Betreuung von Kindern in der Kita. Die pädagogisch notwendigen Räume sind geschaffen und sinnvoll in Beziehung gesetzt, so dass differenzierte Angebote für Kinder ermöglicht werden können und den individuellen Bedürfnissen entsprochen werden kann.
Die Lage des Mehrzweckraums direkt am Foyer bietet gute Nutzungsmöglichkeiten. Im Bereich der Außenflächengestaltung sind die vorgesehenen Gräsermulden zur Entwässerung im Hinblick auf die Sicherheit der Kinder ungeeignet und an anderer Stelle zu verorten.
Die förderfähigen qm sind gering überschritten.
Denkmalpflege
Der langgestreckte, zweigeschossige Rechteckbaukörper mit leichten ´Verschiebungen´ in den Geschossen übernimmt annähernd die Gebäudeflucht des Bestandgebäudes und schließt somit den überlieferten Hof nach Norden. Der Neu-bau fügt sich in das denkmalgeschützte Bild der Kaserne mit seinen Höfen ein.
Freiraumplanung
Der Haupteingang ist prägnant herausgearbeitet, so dass eine gute Orientierung möglich ist. Über die östlich angeordnete Rampe ist das Gebäude barrierefrei zu erreichen. Dem Haupteingang richtig zugeordnet sind überdachte Fahrradstell-plätze und die Pkw-Stellplätze. Die Mülleinhausung und die erforderliche Pflege-zufahrt sind gut platziert.
Bei der Gestaltung der Freianlage wird geschickt in U3- und Ü3-Bereiche differenzier. Die Geländegestaltung unterstützt die Funktionstrennung, gleichzeitig ermöglicht sie aber auch die Begegnung zwischen den Altersgruppen. Gut eingebunden ist die Roller- und Bobbycarbahn, mit verschiedenen Wegebeziehungen und Anlaufpunkten, mit alters- und kindgerechter Spielgeräteausstattung. Ver-misst wird ein Bereich für gemeinsame Aktivitäten, Kitafeste, Bühnen oder Ähnliches.
Kritisch beurteilt wird die Anordnung der Gräsermulden als Retentionsflächen. Diese sind über den gesamten Garten verteilt und können so als Retentionseinrichtung nicht funktionieren, zumal die Anbindung an die nördlich verlaufende Entwässerungsmulde unklar bleibt. Darüber hinaus werden diese Mulden kritisch beurteilt im Zusammenhang mit den U3-Bereichen, hier sind wasserführende Mulden nicht zulässig. Inwieweit der Baumbestand berücksichtigt wurde, ist nicht ablesbar.
Wirtschaftlichkeit
Die Vorgabe der Nettoraumflächen sind sehr präzise eingehalten. Die Abweichung der Flächen beträgt lediglich 2%. Die Tragstruktur ist ebenso wie die Position der Sanitärkerne in beiden Geschossen identisch angeordnet und ermöglicht somit eine wirtschaftliche Bauweise.
Das Verhältnis Außenhülle/Volumen ist aufgrund des kompakten Baukörpers sehr effizient und wirtschaftlich.
Lageplan.Erläuterungstext

Lageplan.Erläuterungstext

Grundrisse.Piktogramme

Grundrisse.Piktogramme

Perspektiven.Fassadenschnitt

Perspektiven.Fassadenschnitt

Ansichten.Schnitt

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