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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2013

Stadttheater Bern, Studienauftrag Zuschauerbereich

Teilnahme

Stefan Zwicky Architekten

Architektur

H plus S Gastronomiefachplanung

sonstige Fachplanung

Königslicht

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gehen mit angemessener Zurückhaltung und mit dem gebührenden Respekt an das denkmalgeschützte Gebäude heran. Es ist eindeutig zu würdigen, dass ihr Projekt bewusst nur wenige, gezielte bauliche Eingriffe anstrebt und die denkmalpflegerische Bausubstanz dadurch in hohem Masse erhalten bleibt.

Eine grosse Ausnahme von diesem Ansatz ist allerdings die vorgeschlagene Absenkung des äusseren Zugangsbereiches zum Theater. Es ist richtig erkannt, dass die Wahrnehmung verbessert und die Schranken abgebaut werden müssen. Es ist aber fraglich, ob diese aufwändigen Massnahmen ihren Zweck erfüllen werden. Denn letztendlich verlagert sich die Eingangsschwelle dadurch einfach in den Bereich der Eingangshalle. Durch die dort nötige Verlängerung der inneren Treppen wird dieser heute grosszügige Vorraum nun zu einem schwer fassbaren Durchgangsraum. Die dort positionierte Kasse wirkt reichlich verloren.

Ein zweiter wesentlicher baulicher Eingriff stellt die Anordnung einer zentralen Theke im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss mit dahinterliegendem Officebereich dar. Diese Barzonen werden durch einen Speiselift vom neu zu erstellenden Cateringraum im Untergeschoss bedient. Diese Anordnung und die vertikale Erschliessung haben das Potenzial zu einem überzeugenden Gastronomiekonzept. Leider kann dieser Ansatz nicht bis ins dritte Obergeschoss weiterverfolgt werden, wo er für die heute schlecht genutzte Mansarde einen deutlichen Mehrwert darstellen könnte.

Entsprechend dem Ansatz der Konzentration auf wenige Massnahmen macht das Projekt generell keine Vorschläge in Richtung einer Aufwertung der Mansarde. Ebenso wie im Foyer oder im Bereich des Umganges und der Garderoben beschränken sich die Massnahmen auf ein sorgfältiges Farb- und Beleuchtungskonzept. Betriebliche Schwachstellen oder neue Potenziale werden dadurch allerdings auch nicht ausgelotet. Einzig die WC-Anlagen werden neu und zeitgemäss gestaltet.

Ein wichtiges Augenmerk gibt das Projekt dem Zuschauerraum. Es wird eine neue Bestuhlung mit mehr Sitzkomfort und besseren Sichtverhältnissen vorgeschlagen. Die unvorteilhafte Anordnung von drei Sitzreihen im zweiten und dritten Rang wird aber beibehalten. Durch den Wegfall der Loge im ersten Obergeschoss reduzieren sich die Sitze deutlich, die angestrebte Zahl von 700 Plätzen kann somit nicht erreicht werden.

Die Verfasser streben eine festliche, traditionelle Theateratmosphäre an. Dies soll im Wesentlichen durch die neue Beleuchtung und durch ein ausgeklügeltes Farbkonzept für die Innenräume erreicht werden. Ergänzend dazu wird eine einfache, zeitlose Möblierung vorgeschlagen. Dieses Vorgehen entspricht der Leitidee dieses Projektes, es wird aber aus den Darstellungen nicht ganz klar ersichtlich, ob die gewünschte theatralische Stimmung wirklich erzeugt werden kann.

Mit dem Ansatz moderater baulicher Eingriffe halten sich die Kosten trotz der aufwändigen Absenkung des Zuganges im Rahmen. Auch der Aufwand für haustechnische Installationen ist relativ gering. Es ist deshalb glaubhaft, dass sich die Massnahmen entsprechend dem Nachweis der Verfasser im Rahmen des vorgegebenen Budgets, realisieren lassen.

Der Respekt gegenüber dem Theatergebäude mit gezielten baulichen Interventionen wird als angemessen beurteilt. Demgegenüber ist die vorgeschlagene Absenkung des Erdgeschosses schwer verständlich. Insgesamt fehlt dem Projekt die Stringenz und vertiefte Bearbeitung in der innenräumlichen Ausgestaltung.