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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Ausbau des Gartensaals im Haus der Architekten

4. Preis

Preisgeld: 750 EUR

Virtual Architects

Architektur

ErlÀuterungstext

Entwurfsidee
Die grundlegende Entwurfsidee ist die Optimierung der rĂ€umlichen ZusammenhĂ€nge durch die Neuausrichtung der Bestuhlung und der polyvalenten Nutzung eines Teilbereiches des Foyers als Podium und BĂŒhne. Somit entsteht eine freie FlĂ€che zwischen Foyer und Gartenzugang. Diese FlĂ€che wird mit Schaffung einer Galeriewand in erhöhter Lage als individuell bespielbarer Galeriebereich genutzt. Der Zugang vom Garten ist ohne wesentliche BeeintrĂ€chtigung der im Gartensaal sitzenden Veranstaltungsteilnehmer - auch wĂ€hrend einer Veranstaltung - möglich. Der Galeriebereich kann darĂŒber hinaus bei Podiumssituationen oder einer Vernissage als FlĂ€che fĂŒr Stehtische oder Ähnliches genutzt werden.

Die zweite grundlegende Entwurfsidee fĂŒr die Material, Farb- und Lichtgestaltung verfolgt das Ziel, die Orientierung im Gartengeschoss deutlich zu verbessern. Die Bestandsituation mit zwei TreppenhĂ€usern und unterschiedlichen Flurbereichen wird derzeitig als verwirrend wahrgenommen. Als Lösung ist im vorliegenden Entwurf die Bekleidung der UmfassungswĂ€nde der zentralen Treppe mit furnierten Wandpaneelen aus einem Holz in rot-orangenem Farbton vorgesehen. Dadurch entsteht optisch ein Raumkubus, der von allen RĂ€umen im Gartengeschoss unmittelbar wahrgenommen wird. Der Eingangsbereich bildet sich dadurch markant ab, wird durch die Materialwahl aufgewertet und somit zum zentralen Element innerhalb der inhomogenen Raumstruktur im gesamten Gartengeschoss.

Denkmalschutz
Der Entwurf respektiert das GebÀude wie auch die RÀume als Denkmal. Abgebrochen werden nur Wandbereiche unterhalb von Lastabtragenden Bögen, die bereits in den Wettbewerbsunterlage als mögliche Abrissbereiche ausgewiesen sind. Andere VerÀnderungen am Mauerwerk und Sichtbeton werden nicht vorgenommen. Die geplanten Materialien sind in der Denkmalpflege anerkannt und haben sich bewÀhrt.

Entlang der Treppe zum Erdgeschoss verlÀuft im Bestand eine blaue Wandscheibe, die als Gestaltungselement des vorangegangenen Entwurfes unverÀndert belassen wird. Lediglich die Wandbekleidung zur Ausbildung eines zentralen Raumkubus im Eingangsbereich tangiert das bestehende Gestaltungselement. Als respektvollen Umgang mit der blauen Wandscheibe sieht der Entwurf den Einbau einer Lichtfuge vor, die vorzugsweise in einem tiefen blau erstrahlen soll, um somit die Wirkung der Wandscheibe deutlich herauszustellen.

Material
Die MaterialitĂ€t orientiert sich im Sinne des Wettbewerbsthema „Weiterbauen am Denkmal“ an altbewĂ€hrten Materialien – Linoleum, Kalk, Holz und Lack. Die formale Verwendung dieser Materialien trĂ€gt jedoch eine moderne, zeitgemĂ€ĂŸe Formensprache zur Schaffung hochwertiger RĂ€ume. Dabei beschrĂ€nkt sich das Material „Holz” auf gezielt ausgewĂ€hlte Bereiche. Vorgesehen sind furnierte Holzwerkstoffplatten, was im Sinne einer wirtschaftlichen Planung sowie im Sinne der Nachhaltigkeit als selbstverstĂ€ndlich angesehen wird.

Die Verwendung von Kalk als Innenwandputz mit einem kalkbasierten SpachtelĂŒberzug wird als behutsamer Umgang mit dem denkmalgeschĂŒtzten Bauwerk verstanden. FĂŒr die glatt verputzten WĂ€nde ist ein mineralischer Anstrich in lichtgrau vorgesehen.

Die Auswahl der Farbigkeit von Material und Anstrich, und die Kombination der Farben Schwarz, Weiß, Licht- und Dunkelgrau, akzentuiert mit rot-orange wird eine behagliche, reprĂ€sentative AtmosphĂ€re geschaffen.

Licht
Das Lichtkonzept nimmt unmittelbar Bezug auf Material- und Farbgestaltung sowie die rĂ€umlichen ZusammenhĂ€nge. Zur Beleuchtung der furnierten FlĂ€chen im Eingangsbereich sind Halogenleuchtmitteln mit einer warmweißen Farbtemperatur von 2800 Kelvin (K) vorgesehen. Die QualitĂ€ten des Holzes wie Farbe und Maserung werden somit heraus gestellt und die Brillanz des Holzes hervorgehoben. Die Beleuchtung unterstĂŒtzt zusĂ€tzlich die zentrale Wirkung der Treppenwandbekleidung im Sinne der Entwurfsidee.

Im Gartensaal gilt es, lichtgestalterisch zwei unterschiedlich zu behandelnde Nutzungsmöglichkeiten (Seminar – hell, sachlich, gleichmĂ€ĂŸig, kĂŒhl, neutral; Podium – abgedimmt, behaglich, warm, akzentuiert), angemessen zu beleuchten. Aus diesem Grund wurde die fĂŒr beide Nutzungen geeignete Lichtfarbe 3000K ausgewĂ€hlt. Weder zu kĂŒhl bei Podiumssituationen noch zu warm bei Seminarsituationen. GrundsĂ€tzlich ist eine energieeffiziente und dimmbare Beleuchtungsanlage vorgesehen.

Die Beleuchtung der Galeriewand erfolgt gleichmĂ€ĂŸig ĂŒber die FlĂ€che mittels asymmetrisch abstrahlenden Leuchten. Die Raumbeleuchtung im Galeriebereich erfolgt ĂŒber den Reflexionsanteil der WandflĂ€che. Die Farbwiedergabe im Galeriebereich betrĂ€gt CRI >85 und ist damit fĂŒr die zu erwartenden Anforderungen hinsichtlich der Farbwiedergabe von EntwĂŒrfen, Ausstellungsinhalten angemessen und ausreichend. Höheren Anforderungen kann durch die Verwendung von anderen Leuchtmitteln Rechnung getragen werden.

Raumakustik
Im Seminarbereich ist eine gute SprachverstĂ€ndlichkeit bzw. die Verringerung der Nachhallzeit das hauptsĂ€chliche Ziel der raumakustischen Maßnahmen. Dazu sind Deckenpaneele aus lackierten MDF mit einer schallabsorbierenden Wirkung vorgesehen. Die schallabsorbierende Wirkung wird durch eine Mikrolochung von 0,5mm im Deckenpaneel und einer Mineralwollauflage erreicht. Die Galeriewand wird als vertikale VerstĂ€bung mit lackierten StĂ€ben aus Holzwerkstoff mit dahinterliegenden Akustikvlies und Mineralwollkaschierung hergestellt und somit ebenfalls in das Konzept der wirksamen Schallabsorption integriert.

Barrierefreiheit
Das gesamte Gartengeschoss, den tieferliegenden Gartensaal ausgenommen, liegt auf dem gleichen Höhenniveau. Die TĂŒrdurchgĂ€nge werden im Wesentlichen beibehalten und sind mit mindestens 90cm barrierefrei und rollstuhlgerecht ausgebildet. Es ist vorgesehen, das Mauerwerk unterhalb des lastabtragenden Bogens der Trennwand zwischen Gartensaal und Gartenfoyer abzubrechen. Die dabei entstehende Öffnung mit einer Breite von 1,80m wird als StellflĂ€che fĂŒr zwei Rollstuhlfahrer bei Seminar- und Podiumssituation vorgehalten. Eine weitere bereits bestehende Wandöffnung mit 90cm Breite und eine Wandöffnung die durch die Umkleidung der StĂŒtze ebenfalls mit 1,80m Breite entsteht, schafft die StellplĂ€tze fĂŒr weitere drei Rollstuhlfahrer. Klappbare Schreibplatten befinden sich seitlich in den Leibungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsidee zeigt eine wohltuende NeuprĂ€gung des Raumes mit der Orientierung der BĂŒhne nach SĂŒden, durch helle, glatte Wand- und DeckenoberflĂ€chen. Bestehende SichtbetonflĂ€chen werden respektiert. So entsteht eine bis in den Freiraum hinein offene Raumstruktur mit einem Klang aus Funktion, Struktur, farblicher und haptischer Anmutung, den Nutzungsanforderungen mit einer interessanten Variante der Raumorientierung entsprechend. Dem Fließen von Raum und Funktion widersprechen Barrieren im Norden (RollstuhlplĂ€tze) und SĂŒden (BĂŒhne) auf den Saal bezogen. Die Haltung des Entwurfs fĂŒgt sich zum Bestand und entwickelt wohltuend kein Eigenleben.
Der Umgang der zum Wettbewerb eingereichten Planung ist der Aufgabenstellung angemesse und macht die Idee als Ganzes deutlich. Kosten und Umsetzbarkeit der Lösung auf die Zielsetzung des Auslobers scheinen gewÀhrleistet.
Bestuhlungsvariante Schulung

Bestuhlungsvariante Schulung

Grundriss

Grundriss

Deckenspiegel

Deckenspiegel

Deckendetail

Deckendetail

Wettbewerbsposter

Wettbewerbsposter