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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Neubau Ludwig-Erhard-Haus, ein Zentrum für Dokumentation, Begegnung und Forschung

Modellfoto

Modellfoto

3. Preis

Preisgeld: 7.400 EUR

Rustler Schmid Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

NEUBAU LUDWIG-ERHARD-HAUS
ein Zentrum für Dokumentation, Begegnung und Forschung

Städtebaulicher Umgang
Das neue Gebäude orientiert sich an der historischen Stadtstruktur. Die räumlichen Kanten der mittelalterlichen Innenstadt werden wieder nachgezeichnet. Eine kleine Platzsituation an der Gabelung Ludwig-Erhard-Straße und Wasserstraße entsteht.
Um den Lichteinfall für die Nachbarbebauung zu gewährleisten, folgt die Höhenentwicklung des neuen Gebäudes (Traufkante), der Enge und Weite des Straßenverlaufs. Die Traufe steigt jeweils zu den Gebäudeecken hin an und definiert somit eine präzise städtebauliche Kante im öffentlichen Straßenraum.

Eingangsbereich
Das Foyer und der Mehrzweckraum öffnen sich zur neuen Platzsituation.
Großflächige Öffnungen in der Fassade ermöglichen vielfältige Kommunikation und Nutzungsvariante zwischen Innen- und Außenbereich.
Vom Empfangstresen aus ist sowohl der gesamte Innenbereich als auch der Eingang ins Geburtshaus von Ludwig Erhard optimal einsehbar.
Direkt vom Foyer aus sind Garderobe und WC-Bereich für die Besucher erreichbar.
Zwischen Foyer und dem Anlieferbereich an der Durchfahrt zum Rathaushof werden die Neben- und Haustechnikräume untergebracht. In diesem Bereich ist auch der gesonderte Zugang zum U-Bahn Aufzug realisiert.
Eine einläufige Treppe mit großzügigen Oberlichtern verbindet das Foyer mit den beiden öffentlichen Obergeschoßen.

Dauerausstellung
Um im Dauerausstellungsbereich eine größtmögliche Flexibilität für die spätere Ausstellung zu gewährleisten ist die gesamte Dauerausstellung im 1.Obergeschoß angeordnet. Dadurch können die einzelnen Themenbereiche in Ihrer Größe jederzeit flexibel angepasst werden, ohne durch eine vorgegebene Trennung aufgrund einer Mehrgeschoßigkeit beeinträchtigt zu werden. Die Dauerausstellung kann als Rundgang organisiert werden.
Als ein markantes "Ausstellungsstück" wird das Geburtshaus mit einem Panoramafenster inszeniert. Die gewünschte Verbindung von Neubau und Geburtshaus von Ludwig Erhard wird somit für den Museumsbesucher unmittelbar erlebbar.

Sonderausstellung / Besucherzentrum
Im zweiten Obergeschoß werden der Sonderausstellungsbereich und das Besucherzentrum angeordnet.
Das Besucherzentrum ist auf eine größtmögliche Flexibilität hin organisiert. Großer und kleiner Seminarraum können beliebig zu einer großen "Event"-Fläche mit dem Foyer verbunden werden. Auch der große Seminarraum ist teilbar ausgebildet.
Für die Entfluchtung des Besucherzentrums als Versammlungsstätte, wurde neben dem Haupttreppenhaus ein zweites großes Fluchttreppenhaus im nördlichen Bereich vorgesehen. Die genaue brandschutztechnische Ausbildung der beiden Treppenhäuser ist im Weiteren abzustimmen.

Dachlandschaft
Die vorgeschlagene Dachlandschaft entwickelt sich aus mehreren Parametern:
Als erster Gedanke ist natürlich die städtebauliche Einordnung in das historische Stadtbild ein wichtiger Bezugspunkt. Neben den historischen Sattel-, Walm- oder Mansarddächern erscheint uns ein Flach- oder Pultdach für den Neubau nicht geeignet.
Der zweite Aspekt entwickelt sich aus den innenräumlichen Qualitäten. Um die Traufkanten aufgrund des Lichteinfalls für die Nachbarbebauung nicht zu Überschreiten, ist die Geschoßhöhe im 2.Obergeschoß an der Außenfassade zum Straßenraum hin ca. 2.50m hoch. Auch die verschiebbaren Trennwände zwischen den Seminarräumen und dem Foyerbereich im Begegnungszentrum sollten auf dieser einheitlichen und niedrigen Höhe ausgebildet werden.
Zur Raummitte hin weitet sich die Raumhöhe nach Oben hin auf. Dadurch entstehen jeweils eigene Raumqualitäten für die einzelnen Räume, gleichzeitig aber auch eine einheitliche großzügige Gesamterscheinung im 2.Obergeschoß und in der Dachaufsicht.

Materialität
Ein Gebäude, zwei Materialien:
Geschliffene, terrazzoartiger Beton - günstig, edel und robust - für die großen, belastbaren Flächen: Fassade, Dach, Boden.
In Anlehnung an die umgebenden Bebauung wird die Fassade mit einer beige-rötlichen eingefärbten Betonvorsatzschale umhüllt.
Als Zuschlagstoff wird der für die mittelfränkische Gegend typische regionale Sandstein verwendet. Durch das Schleife der Oberfläche treten die Natursteinkörnungen hervor. Aus wirtschaftlichen Aspekt wird die Fassade aus großflächigen Fertigteilen hergestellt. Somit sind die Kosten, die Qualität und die Termine steuerbar.
Einheimisches, dunkles Holz - edel, handwerklich, warm - für die besonderen Flächen: Fenster, Türen, Möbel.

Wirtschaftlichkeit
Durch die klare Gliederung des Gebäudes, die kompakte Anordnung der Funktionsbereiche, der Verzicht auf eine Unterkellerung und die Ausbildung einer geringen Gebäudehöhe, werden grundlegende kosten- und terminoptimierende Maßnahmen umgesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1014 ist einer von mehreren Entwürfen, die das geforderte Raumprogramm durch einen dreigeschossigen Neubau erfüllen. Städtebaulich ergibt sich dadurch eine gute Einordnung in die umgebenden Strukturen, wobei die Höhe des Gebäudes, insbesondere im Anschluss an den Rathausflügel organisch nicht in vollem Umfang gelungen ist. Die Berücksichtigung des Stadtgrundrisses ist ablesbar. Besonders hervorzuheben ist das Bemühen der Entwurfsverfasser, eine Dachlandschaft aus Elementen zu schaffen, die an Zeltdächer erinnern in Anlehnung an die historischen Dächer der Umgebung und an die umgebende Parzellenstruktur. Gleichwohl sind diese Dachkonstruktionen von Passanten auf Straßenniveau kaum zu erkennen.

Die vorgeschlagene Fassade fügt sich in die vorhandene Baustruktur ein. Allerdings erscheint der als Fassaden- und Dachoberfläche vorgesehene geschliffene Sichtbeton aus technischen und finanziellen Gründen nicht umsetzbar.

Positiv hervorzuheben ist die geplante Blickachse von der Dauerausstellung auf das Geburtshaus Ludwig Erhards. In Bezug auf die innere Organisation sind Eingang und Foyer erkennbar und funktional angeordnet. Dagegen erweisen sich die Technikräume im Erdgeschoss und insbesondere der Zugang zum U-Bahn Aufzug als problematisch. Das Raumprogramm für die Ausstellungsflächen und das Begegnungszentrum ist erfüllt. Die Funktionalität der Ausstellungsflächen ist – insbesondere unter Berücksichtigung der Erschließungsanlagen – ohne Einwand. Allerdings ergibt sich im zweiten Obergeschoss durch die dort vorgesehene lichte Höhe von nur 2,5 Meter (Unterkante Zeltdachkonstruktion) eine Nutzungseinschränkung, die jedoch durch eine Anhebung der Raumhöhen behebbar erscheint, wodurch der oben genannte Mangel der zu geringen Gesamthöhe aufgefangen werden könnte.

Museumsfachliche Beurteilung
Der Ausstellungsbereich in einem Geschoss ohne feste Wandteilungen ist sehr gut für eine variable Bespielung geeignet. Der Wechselausstellungsbereich ist ebenfalls ohne störende Binnengliederung. Das Treppenhaus wird keinen negativen Einfluss auf das Raumklima haben. Problematisch könnten die Panoramafenster in den Ausstellungsbereich werden. Der geplante Bodenbelag – geschliffener Beton – wird mit Sicherheit problematisch (Hall- / Raumton, gelenkter Ton). Die Raumhöhen sind ok.
Modellfoto

Modellfoto

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Dachaufsicht

Dachaufsicht

Schnitt

Schnitt

Perspektive

Perspektive

Perspektive Ausstellung

Perspektive Ausstellung