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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 05/2013

Haus am Turm

Römer 12, 4-8

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Zimmermann Architekten Aarau AG

Architektur

SKK Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Stempfle Consulting

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee des Projektes besticht mit einer klaren aussenräumlichen Setzung. Der Kirchenbezirk wird unterteilt in «Kirche mit offenem Aussenraum» und «Haus am Turm mit klösterlichem Aussenraum». Der sehr schlanke, längliche Baukörper am südöstlichen Rand des Perimeters ist eine Reminiszenz an die einstige Stadtmauer. Das Gebäude wird als raumhaltige Mauer aufgefasst und nachvollziehbar dahingehend interpretiert, dass die Mauer im 1. Obergeschoss geschlossen und im Erdgeschoss vollständig offen ausgebildet ist.

Die Setzung des Hauptbaukörpers sowie die Lösung der Kirchhofeinfassung sind bezüglich des Schutzobjektes Stadtkirche grundsätzlich denkbar. Trotzdem stellen sich grundlegende Fragen nach der Anzahl und Grösse der Befensterung, nach dem vollverglasten Eckbereich des Treppenhauses direkt neben der Stadtkirche, wie auch zum umlaufenden Fensterband unterhalb des 1. Obergeschosses, welches den oberen Teil beinahe schweben lässt.

Virtuos wird dieses Spiel weitergetrieben: in Längsrichtung tragende Unterzüge werden mit seitlichem Licht akzentuiert und das Dach spannt aufgefaltet einen Raum zur Mauer auf. So sehr diese Massnahmen eine räumliche Vielfalt und einen Reichtum aufweisen, so sind sie in der Summe doch mit recht grossen Anstrengungen erkauft und lassen eine homogene Eleganz vermissen. Das Öffnungsverhalten im Obergeschoss ist stark konzeptionell erarbeitet. Es zeigt zusammen mit der übrigen Materialisierung – ziemlich didaktisch – wie die Verfasser den Räumling gelesen haben wollen. Allerdings vermag die tektonische Schichtung der Fassade die Frage, ob es sich hierbei um ein Haus oder um ein Stück Mauer handelt nicht abschliessend zu klären.

Der Einsatz der Materialien, deren Farbigkeit und Oberflächenbeschaffenheit zeigen eine intensive und gekonnte Auseinandersetzung mit Stimmung, Charakteristik und Haptik dieser baulichen Massnahme an städtebaulich heikler Lage auf. Die Nutzungsdisposition ist klar und logisch. Im Erdgeschoss sind neben Saal (nicht unterteilbar) und Küche im Eingangsbereich liegend die Nasszellen untergebracht. Die multifunktionalen Räume befinden sich im Obergeschoss. Die vorgeschlagene Anordnung im Grossraumbüro wird den Nutzungsanforderungen in dieser Form noch nicht gerecht.

Die klare räumlich-strukturelle Haltung der beiden Aussenräume zur Kirche und zum Haus am Turm gehört zu den grossen Stärken des Beitrages. Zugänge, Übergänge und Freiräume sind differenziert umgesetzt. Auf den zweiten Blick stellt sich allerdings die Frage, ob die Gestaltung nicht vielleicht zu überinstrumentiert ist. Der Vorschlag überzeugt durch eine vielschichtige Konzeption, eine klare Haltung und eine differenzierte Herangehensweise. Der Strauss an Massnahmen ist aber aufwändig und nicht in allen Bereichen ist eine stimmige Fügung gelungen. Hat der Körper, in Anlehnung an Römer 12, 4-8, zu viele Glieder?
2. Rang 3 / 3