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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Kirchenstandort Marienberghausen

Neuer Kirchplatz

Neuer Kirchplatz

1. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Bonfanti Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht

Der Städtebau
Das neue Gemeindezentrum liegt am westlichen Rand des Wettbewerbsgebietes und schließt so, in Anlehnung an die historische Bebauung, den sich bildenden Kirchhof zum oberen Dorf Richtung Durchfahrtstraße ab.
Durch die niedrige Bauhöhe und die schlichte Gebäudeform wird die Kirche nun, aus Richtung Friedhof kommend, besser wahrgenommen. Das Alleinstellungsmerkmal als singuläres Baumonument wird herausgestellt.
Der neue Kirchhof liegt auf 2 Ebenen mit einem Niveauunterschied von einem Meter, bestehend aus dem historischen Kirchvorplatz und dem neuen, dem Gemeindezentrum zugeordneten Platz. Der sich ergebende Kirchhof ist mit seiner Aufenthaltsqualität, gut für Gemeindetreffen, Feiern und Veranstaltungen nutzbar.
Der Platz ist durch Freitreppen, Sitzstufen und einer rollstuhlfreundlichen Rampe gegliedert und fungiert sowohl als Treff- und Aufenthaltsbereich wie auch als Verteiler zwischen Kirche, Gemeindezentrum und Pfarrscheune/Jugendtreff. Von hier aus erfolgt der direkte Zugang zum Foyer und zum Gemeindesaal.
Durch verschiedene Wegebeziehungen wird das Zentrum mit dem westlichen und nördlichen Dorf verknüpft, so dass das neue Zentrum fußläufig auch aus diesen Richtungen gut und direkt zu erreichen ist.
Der Hauptzuweg, von der Humperdinckstraße aus kommend an der Kirche vorbei, führt direkt auf den Eingang und das Foyer des Zentrums zu.
Die 6 PKW-Parkplätze befinden sich am südlichen Ende des Wettbewerbsgebietes mit direkter Zufahrt von der alten Dorfstraße. Die Parkplatzfläche wird landschaftsgärtnerisch eingefasst. Die bisherige Zufahrt zur Kirche wird für Rettungsfahrzeuge verbreitert, es soll aber kein Zu-und Abfahrtverkehr stattfinden. Hier befinden sich Fahrradstellplätze. Weitere Fahrradstellplätze befinden sich neben der Pfarrscheune/Jugendtreff.

Das Gemeindezentrum
Das neue eingeschossige Gebäude wird in moderner Holzbauweise auf tragender Bodenplatte errichtet. Im Foyer und Saalbereich bleibt die Holz-Tragkonstruktion sichtbar. Die Dachebene wird mit Brettstapelelementen mit leichtem gleichmäßigem Gefälle als Gründach hergestellt. Dies dient aus ökologischer Sicht dem Wasserrückhalt und verbessert aus energetischer Sicht den sommerlichen Wärmeschutz. Die Fassade wird in Anlehnung an die historischen Baustoffe mit einer dunkel gehaltenen Holzverschalung aus zertifizierter Herstellung ausgeführt.
Das Foyer, welches direkt von dem neuen Platz aus betreten wird, dient als Schaltstelle zwischen Eingang, Gemeindesaal, Küche, Garderobe und Verwaltungsbereich und erhält durch eine großzügige Dachverglasung einen offenen und hellen Charakter.
Ein Fenster zur Alten Dorfstraße gegenüber dem kleinen Parkplatz ermöglicht dem von hier kommenden Besucher bereits einen Einblick ins Foyer.
Der Gemeindesaal ist mittels einer schallwirksamen Faltwand teilbar und hat einen ausgeprägten Sichtbezug zum Kirchplatz. Die großzügige Fensteranlage kann bei Bedarf aufgefaltet und der Außenbereich bei Sommerveranstaltungen einbezogen werden. Bei geteilter Saalnutzung sind beide Einheiten durch separate Zugänge vom Foyer aus betretbar. Die schallhemmende Wand zwischen Saal und Foyer kann aufgestellt werden, so dass Saal und Foyer in Verbindung mit der ebenfalls zu einer Theke umbaubaren Küchenwand optimal für größere Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Saal erhält zur Verbesserung der Raumakustik eine akustisch hochwirksame Decke aus Holz und Holzwerkstoff. Die rückwärtige Wand wird durch eine spezielle Wandbeschichtung zur Projektionsfläche. Das Stuhllager ist dem Saal direkt zugeschaltet.
Die Küche ist durch ihre Lage vielseitig nutzbar. Die foyerseitige Wand kann so geöffnet werden, dass eine Thekennutzung zum Foyer hin möglich ist. Bei den geplanten gemeinsamen Kochveranstaltungen kann die Küche zum neuen Kirchplatz hin so geöffnet werden, dass dieser im Sommer als Terrassenfläche mitgenutzt werden kann. Die Küche ist über den internen Flur auch von den Büros aus direkt erreichbar.


Pfarr- und Gemeindebüro liegen, durch eine Türanlage vom Foyer getrennt, im zur Pfarrscheune gelegenen Gebäudeteil. Die Gemeindemitglieder können diese bei Sprechstungen auch durch einen separaten Zugang von der Alten Dorfstraße aus betreten, ohne den Kirchplatz und das Foyer durchqueren zu müssen. Dies dient sowohl dem Zweck der Vertraulichkeit als auch dem, das Gebäude bei Sprechstunden nicht in Gänze öffnen zu müssen.
Die Pfarrscheune wird als Jugendtreff ausgebaut und über das großzügige Vordach des neuen Gemeindezentrums baulich und formal angeschlossen. In der Achse des Vordaches wird die Fassade geöffnet und durch eine großzügig verglaste Eingangsanlage von dem neuen Kirchplatz aus barrierefrei neu erschlossen. Der nichtgenutzte Dachboden kann durch Teilabbruch der Decke unterhalb der nicht nutzbaren Dachschrägen zur offenen Empore umgebaut und durch eine Spindeltreppe mit dem Hauptraum verbunden werden. So entstünde eine interessante offene Raumstruktur auf mehreren Ebenen, welche durch Dachfenster zusätzlich belichtet werden könnte.

Der Kirchplatz

Der neue Kirchplatz wird eingefasst von Gemeindezentrum, Pfarrscheune und Kirche und öffnet sich über die ehemalige Friedhofsfläche zum unteren Dorf und zur Humperdinckstraße mit seinen Fachwerkhäusern. Durch die Verwendung von Grauwacke in Form von Stufen, Sitzblöcken und Pflaster verbindet der Kirchplatz gestalterisch die kirchlichen Bauten und erhält durch seine moderne und funktionale Platzgestaltung eine hohe Verweilqualität.

Die Haustechnik, das Energiemanagement

Die Beheizung der neuen Räume und der Pfarrscheune/Jugendtreff erfolgt durch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, wobei die Wärmeübertragung im Gemeindezentrum über eine Fußbodenheizung und in der Pfarrscheune über eine Wandflächenheizung erfolgt. Das Gemeindezentrum erhält außerdem eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, wodurch sowohl ein kontrollierter Luftwechsel gewährleistet als auch ein Beitrag zur Energieeinsparung geleistet wird.
Die gewählte Holzrahmenbauweise ermöglicht bei geringen Konstruktionsstärken eine bestmögliche Wärmedämmung aller Umfassungsbauteile und die Verwendung von natürlichen und umweltverträglichen Baustoffen mit guter Ökobilanz.
Die bestehenden Fachwerkwände der Pfarrscheune erhalten eine innere Holzweichfaserdämmung mit Lehmputz. Hier ist die Wandheizung eingearbeitet.
Die vorhandenen Sanitärinstallationen im Jugendtreff werden erneuert. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über einen elektronisch geregelten Durchlauferhitzer.

Die Materialien, die Gestaltung

Die Fassade des Gemeindezentrums wird mit einer dunklen senkrechten Holzschalung versehen, die Fassade der Pfarrscheune bleibt gestalterisch unverändert und wird soweit notwendig saniert und aufgearbeitet. Die „Spange“ zwischen neuem und altem Baukörper bildet sich durch das großzügige Vordach des Gemeindezentrums und der darunter befindlichen Glasfassade. Mittels der integrierten Beleuchtung in energiesparender LED-Technik empfangen die Gebäude den Besucher auch im Dunkeln mit einer hellen, freundlichen Atmosphäre. Alle Zugänge sind von hier erreichbar.
Die Grauwacke der Außenanlagen wird im Foyer und im Saal in Bahnen als Bodenbelag fortgesetzt. Zusammen mit dem in zeitgenössischer Bauweise eingesetzten Holz, dem ablesbaren Dachtragwerk, der Holz-Akustikdecke und der großzügigen Verglasung entsteht eine hohe Authenzität des neuen Ortes, gleichwohl die eingesetzten Materialien eine starke Verbundenheit zur Historie des Ortes symbolisieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich hebt sich der neue Baukörper einerseits positiv als Sondernutzung von der Umgebung ab, andererseits lässt seine selbstbewusst zurückhaltend und niedrige Bauweise den Blick auf die Kirche größtmöglich frei. Mit dem neuen Gebäude erhält Marienberghausen einen neuen Kirchplatz für die Gemeinde, der sich zum Dorf und zur Kirche öffnet.
Die Modernität des Baukörpers wird dabei mit Blick in die Zukunft positiv bewertet.
Die Holzbauweise und dessen äußere Materialität werden in ökologischer Bedeutung als sinnvoll erachtet und im Sinne der Schöpfung gesehen. Darüber hinaus fügt sich das Gründach in die Landschaft der Umgebung ein und kompensiert versiegelte Flächen.
Die überdachte Anbindung an das Jugendhaus (Pfarrscheune) wird als besondere Aufenthaltsqualität wahrgenommen. Der Saal ist hierbei so situiert, dass er von innen und außen erlebbar wird. Seine Multifunktionalität auch in Synergie mit dem zuschaltbaren Foyer und der angrenzenden Küche wird besonders positiv gewürdigt. Die Lage der Büros mit separatem Zugang wird begrüßt.
Der Entwurf liegt im Verhältnis im besseren wirtschaftlichen Bereich, dennoch muss in der weiteren Planung hierauf noch ein besonderes Augenmerk gelegt werden.
Die Platzgestaltung wurde im Hinblick auf die Lage der Sitzstufen in sehr geringer Entfernung zur Kirche kritisch gesehen und sollte in der weiteren Bearbeitung noch besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Insgesamt weist das neue Gebäude sehr gute Funktionszusammenhänge auf, die den Wünschen der Gemeinde voll entsprechen.
Lageplan

Lageplan

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht vom Kirchplatz

Ansicht vom Kirchplatz

Ansicht vom oberen Dorf

Ansicht vom oberen Dorf

Schnitte

Schnitte