modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Kirchenstandort Marienberghausen

Anerkennung

Preisgeld: 500 EUR

Heinrich Lessing Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einfügung
Das Gemeindezentrum entsteht als Interpretation und Weiterentwicklung der bestehenden Gebäude an gleicher Stelle und bildet zusammen mit der Pfarrscheune und der Kirche einen Gemeindehof. Gemeindesaal und Verwaltung werden in zwei Gebäuden organisiert, die durch die Reihung ihrer Satteldächer geprägt werden. Dachneigung und Größe der Satteldächer werden dem Gebäudebestand entnommen und finden sich in diesem Maßstab im unmittelbaren Umfeld, meist als Nebengebäude, wieder. Aus dem Typus des Nebengebäudes entsteht durch die Reihung ein besonderer Typus, der durch seine Materialität in Beziehung zu den Scheunen und Schuppen im Umfeld gesetzt wird. Die kleinteilige Dachreihung erlaubt eine geringe Gebäudehöhe und verstärkt den würdevollen Maßstab der kleinen Kirche. Das Gemeindehaus verwendet demnach weder das Fassadenthema der Wohnhäuser – die Fachwerkfassade – noch ordnet es sich den Nebengebäuden unter, sondern entwickelt eine selbstbewusste Eigenständigkeit, die deutlich als Teil des Kirchenensembles zu erkennen ist.

Außenraum
Der Gemeindehof wird mit einer Rampe, sowie einer Treppenanlage auf der Kirchenseite erschlossen. Pfarrscheune und Gemeindehaus bilden einen Hof und orientieren sich in den neu entstandenen Raum. Ein Baum verstärkt die Atmosphäre des Hofes. Befestigte Flächen werden mit dem ortsüblichen Basaltpflaster hergestellt. Die Hofmauer entlang der Kirche wird mit dem Bruchsteinmauerwerk der Bestandsmauer hergestellt. An der Westseite des Gemeindesaales, vor dem Nebeneingang zur Kirche und neben der Pfarrscheune werden die erforderlichen Stellplätze angeordnet. Die Entwicklung des Außenbereiches stellen wir uns als selbstverständliche, in Materialität und Maßstab angemessene Weiterentwicklung des Bestandes vor.

Gemeindehaus
Das Gemeindehaus entsteht als Weiterentwicklung des Scheunentypus, zu einem eigenen, aber mit dem Bestand verwandten Gebäudetypus. Das Gebäude entsteht als vorgefertigter Holzbau auf einem, von der Pfarrscheune abgeleiteten Bruchsteinsockel. Die Fassaden werden mit einer vertikal angeordneten Brettschalung mit schmalen Fugendeckleisten ausgebildet. Die ebenfalls vorgefertigten Dachscheiben dienen der Lastabtragung und erlauben zusammen mit den Wänden in vorgefertigter Holztafelbauweise geringe Herstellungskosten und eine kurze Bauzeit. Die Holzbauweise ermöglicht außerdem eine hohe Herstellungsqualität sowie einen sehr guten Energiestandard.

Gemeindesaal
Die Form der vier Satteldächer prägt den Innenraum und verleiht dem Saal einen eigenen Maßstab. Der Raum ist zum Gemeindehof orientiert und wird zusätzlich über motorisch angetriebene Dachflächenfenster von oben belichtet und belüftet. Der Saal kann mit einer Falttrennwand in der Mitte geteilt werden. Eine weitere Falttrennwand verbindet den Saal mit dem Foyer, das damit dem Saal zugeschlagen werden kann. Die Küche schließt mit einer Ausgabetheke so an das Foyer an, dass Speise- und Getränkeausgabe für Veranstaltungen im Saal genutzt werden können. Einbauschränke und Stuhllager bilden den Rücken des Saales.

Gemeinde- und Pfarrbüro, Nebenräume
Gemeinde- und Pfarrbüro bilden den östlichen Abschluss der beiden Gebäude und entsprechen mit ihren Räumen dem Rhythmus der gereihten Dächer. Der Flur, der die beiden Büros mit dem Foyer verbindet, dient gleichzeitig der Erschließung des Technikraumes und der WC-Anlagen. Hier befindet sich auch das barrierefreie WC, das von der Kirche aus über die Rampe erreichbar ist und mit der Pfarrscheune auf einer Ebene liegt.

Pfarrscheune
Die Oberkante des Fertigfußbodens der Pfarrscheune gibt das Höhenniveau des Hofes und des Gemeindezentrums vor. Damit liegt das gesamte Ensemble mit Pfarrscheune und Gemeindezentrum auf gleicher Höhe und kann gleichermaßen barrierefrei über die Rampe an der Südseite des Hofes erschlossen werden. Die zweite Ebene der Pfarrscheune im Eingangsbereich kann damit im Bestand erhalten bleiben. Die Fassade der Scheune wird zum Hof geöffnet, damit kann die Pfarrscheune Teil von Veranstaltungen im Gemeindezentrum werden, kann aber auch für sich von dem Hof profitieren. Die Nordfassade der Pfarrscheune wird geschlossen, die übrigen Fassaden bleiben unverändert. Die Gebäudehülle des gesamten Gebäudes wird energetisch ertüchtigt, die Fassaden mit einer Brettverschalung bekleidet, so wie sie derzeit an der Westseite der Pfarrscheune vorhanden ist. Damit wird das Gebäude wieder dem Scheunentypus angeglichen und mit dem Gemeindezentrum in Beziehung gesetzt.

Haustechnik / Energie
Zur Energieversorgung des Kirchenstandortes Marienberghausen schlagen wir - wie durch den Auslober bereits in Aussicht gestellt – eine gemeinsame Heizzentrale zur Versorgung von Kirche, Pfarrscheune und Gemeindezentrum vor. Ein Nahwärmering verbindet die Heizzentrale im Technikraum mit der Pfarrscheune und dem Luftheizungsaggregat in der Kirche. Sollte ein Flüssiggastank zum Einsatz kommen, schlagen wir als Standort den Eingangsbereich in Verlängerung des Gartengeräteschuppens vor. Weitere Maßnahmen erscheinen uns in Anbetracht des Kostenrahmens nicht realistisch.

Material
Das Materialkonzept wird aus dem Bestand abgeleitet. Die Fassade des Gemeindezentrums wird mit einer, der Fassade der Pfarrscheune entsprechenden, vertikalen Boden-Leisten-Schalung hergestellt. Der Sockel wird analog zur Pfarrscheune mit Naturstein hergestellt. Pfarrscheune und Gemeindezentrum wachsen damit zu einem Ensemble zusammen. Für den Fußboden des Gemeindesaales und die Flurzonen schlagen wir einen einfachen aber strapazierfähigen Dielenboden vor. Büro- und Nebenräume erhalten einen Linoleumboden. Wände und Decken werden mit Gipsfaserplatten hergestellt. Als Material für Fenster und Türen schlagen wir Holz vor. Mauern im Außenbereich werden mit dem Bruchsteinmaterial der bestehenden Mauern hergestellt, befestigte Flächen mit Basaltpflaster hergestellt. Erforderliche Brüstungen entstehen als einfache Stahlkonstruktionen anthrazitfarben pulverbeschichtet.

Abstandsflächen
Aus städtebaulichen Gründen empfehlen wir eine Grenzbebauung entlang der Alten Dorfstraße. Die zulässige Abstandsfläche wird damit um 50 cm überschritten. Sollte dies nicht möglich sein, wird das Gemeindehaus um 50cm nach Südosten verschoben. Die Variante haben wir geprüft, es entstehen daraus keinerlei Nachteile. Mit der vorgeschlagenen Gebäudestellung wird der Intention der Abstandflächenregelung an der Alten Dorfstraße und der Ecke zur Pfarrscheune aus unserer Sicht entsprochen.