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Mehrfachbeauftragung | 05/2017

Neubau des Ev. Gemeindezentrums in Lübben

2. Rang

Preisgeld: 27.131 EUR

Reiter Architekten BDA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Einordnung
Der Entwurf formuliert Konsequent einen ortstypische geschlossenen Straßenraum. Dabei erfolgt die Anbindung an die Nachbargebäude unmittelbar.

Erschließung/ Raumprogramm
Der Eingangsbereich wird durch Einschwenken der Erdgeschossfassaden erreicht. Diese Geste zeigt deutlich den Zugang an. Ein halb öffentlicher Bereich kann nicht ausgebildet werden. Die vorgestellte Dreiteiligkeit der Baumasse ist gut ablesbar.

Architektonische Gestaltung
Obergeschoss und Dach werden als Riegel auf das Erdgeschoss aufgesetzt und in der Materialität vom Erdgeschoss unterschieden. Weder die Fassadentafeln noch die Ziegelverkleidung sind ortstypisch. Insbesondere die Ziegelverkleidung, die sich auch über die geneigte Dachfläche zieht, wirft Fragen hinsichtlich der Konstruktion, Wasserableitung etc. auf.

Die konkretere Materialität der Plattenverkleidung bleibt im Unklaren. So kann auch nicht nachvollzogen werden, inwieweit die Durchfahrt ein Tor darstellen soll.

Funktional klar erkennbar schiebt sich das verglaste Foyer zwischen die beiden anderen Erdgeschossbauteile und öffnet den Blick in den Garten. Der Windfang ist in der Tiefe zu gering bemessen.

Die kompakte Bauweise insbesondere auch durch den Verzicht auf eine Unterkellerung lässt die Einordnung eines relativ großzügigen Gartens zu und wirkt sich zu dem günstig auf die Baukosten aus. Im Bereich der inneren Hoffläche fehlt ein zweiter Stellplatz.

Für den Entwurf prägend sind die zur Straße und Garten mit raumhohen Verglasungen geöffneten Saal- und Foyerbereiche. Im Bereich des Saales wirkt die Verglasung zwar sehr transparent, stellt aber straßenseitig ein Problem dar; durch die unmittelbare Lage an der Straße ist eine komplette Einsehbarkeit möglicherweise störend. Als problematisch wird auch die Raumhöhe des Saales mit circa 4 m gesehen, diese ist für 200 m² zu gering bemessen. Unklar bleibt die Verschattungsmöglichkeit der Südseite im Sommer.

Positiv zu benennen ist die kluge Organisation der Verwaltungsräume und Pfarrdiensträume im Erdgeschoss. Diese grenzen sowohl an Straße als auch Foyer, auch die Lage der WCs und Lagerräume ist schlüssig.

Auch das erste Obergeschoss ist gut organisiert, unter anderem der zweite Rettungsweg wird sinnvoll eingeordnet und bietet gleichzeitig für den Saal wichtigen Stauraum.

Im Dachgeschoss befinden sich neben Archiv und Haustechnikraum auch Angebotsräume, die keinen zweiten Rettungsweg aufweisen, sie sind damit nur für Gruppen bis maximal zwölf Personen geeignet.

Das Gebäude ist als Passivhaus konzipiert. Dies bedeutet erhöhte Investitionen aufgrund der Haustechnik und gegebenenfalls für eine erhöhte Wärmedämmung und erfordert eine permanente Wartung der eingebauten Technik. Eine Lüftungsanlage, welche zwingend für den Passivhausstandard erforderlich ist, muss aber im Saal wahrscheinlich sowieso eingebaut werden (Raumhöhe).

Andererseits sind niedrigere Energiekosten im Betrieb zu erwarten, die gegebenenfalls die Investitionen auch amortisieren.

Fazit
Insgesamt ein Entwurf, der das Raumprogramm konsequent umsetzt und eine städtebaulich angemessene Lösung vorschlägt. Er kommt ohne Zeichenhaftigkeit aus. Seine Stärke ist die kompakte und klare Organisation der Räume, wobei die etwas zu geringe Raumhöhe des Saales kritisch beurteilt wird. Die Fassadenmaterialien müssten noch einmal überdacht werden.