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5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 07/2018

Neuer Gemeindesaal in Arlesheim

Dreiklang

6. Rang

Meyer Gadient Architekten AG

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser dieses Projektes organisieren die Gebäudemasse in einer Abfolge von drei aneinander gefügten, unterschiedlich hohen, unregelmässig sechseckigen Häusern. Die Höhenentwicklung der Häuser führt überzeugend von der Massstäblichkeit der bestehenden Bauten im Osten zu derjenigen des Pfeffingerhofes.
Der am westlichsten gelegene, einstöckige Bau ist ausschliesslich dem Gemeindesaal mit seinen Nebenräumen vorbehalten; als öffentliches Gebäude könnte man sich etwas mehr Ausstrahlung vorstellen. Die andern Sechseckbauten enthalten Mischnutzungen – schwergewichtig Wohnungen.
Die sich durch die Sechseckformen ergebenden Einbuchtungen wirken auf den ersten Blick als quartiertypische Grünraumausbuchtungen - entsprechen diesen aber doch nicht ganz, da sie keine Durchblicke in dahinterliegende (Grün-) Räume ermöglichen. Dagegen spielen sie auf sehr selbstverständliche Art Räume um die beiden erhaltenswerten Bäumen am Stollenrain frei.
Die Aussenräume haben unterschiedliche Qualitäten: Der Innenhof des Pfeffingerhofes soll zum Quartierplatz aufgewertet werden. Diese Nutzungsausweitung widerspricht klar den Zugeständnissen der Pfeffingerhof-Eigentümerschaft. Der Innenhof hat zudem nicht die Lage und das Potential zu einem Quartierplatz. Eine andere Aussenraum-Qualität entwickelt die Ecke zwischen Stollenrain und Brachmattstrasse. Die Fussgänger aus dem Dorfzentrum werden hier durch einen bis an die Strassen reichenden und mit einigen Bäumen versehenen Vorplatz, Aussenbereich eines Cafés, empfangen.
Die Zufahrt mit Lieferwagen auf der Nordseite ist nicht im Sinne des Wettbewerbsprogramms dargestellt, sie wäre aber machbar. Die Verfasser schlagen zudem die Anlieferung über den Tramübergang beim Pfeffingerhof-Eingang vor. Diese Lösung wird vom Trambetreiber nicht toleriert.
Das den Gemeindesaal enthaltende Sechseck ist in seiner Massstäblichkeit bezüglich Pfeffingerhof gut getroffen. Die gut proportionierten Zugänge zum Innenhof, aus dem programmgemäss der Saalzugang erfolgt, sind gut geeignet, die Besucher zum öffentlichen Saal zu leiten und gleichzeitig die umgebenden Wohnbauten ausreichend vor den Besucheremissionen zu schützen.
Der Gemeindesaal und seine Nebenräume sind funktional korrekt organisiert. Eingang – Foyer – Saal ergeben eine schöne Raumfolge. Der unregelmässig sechseckige Saal ist angenehm proportioniert und wird von einer Decke aus Dreiecksfeldern überspannt. Unklar ist die Tragwirkung der mit „statisch wirksamen Holzrippen“ benannten Konstruktion. Der Stauraum/Erweiterungsraum weist einen hohen Gebrauchswert auf. Die Bühne entspricht nicht den Anforderungen des Wettbewerbsprogramms. Im Programm wird die Bühne aus gestalterischen und akustischen Gründen ausdrücklich als Teil des Saalraumes gefordert; eine Bühne im Sinne eines Guckkastens ist unerwünscht. Im Projekt wird aber deutlich, dass die Bühne nicht mehr im Sechseck des Saals untergekommen ist, sondern in das Volumen des anschliessenden Gebäudes verschoben werden musste. Der kräftige Unterzug über der Bühne unterstreicht dabei deutlich, dass die Bühne nicht Teil des Saals, sondern eben ein an den Saal angesetzter Guckkasten ist.
Die polygonalen Gebäudekörper sprechen eine eigenwillige Architektursprache. Die Fassaden werden mit gestrichenen Holzschindeln verkleidet. Diese Materialisierung und die Dachrandabschlüsse werden als Referenz an die Formensprache der anthroposophischen Bauten, insbesondere an das nebenan liegende ursprüngliche Weleda-Gebäude verstanden.
Das mittlere und das östliche Sechseckgebäude enthalten im Erdgeschoss Flächen für Dienstleistungsnutzungen und Nebenräume für Saal und Wohnungen. Die Wohnungen in den Geschossen darüber sind effizient organisiert und verfügen über eingezogene Loggien. Die Wohnungen über der Bühne werden aus schalltechnischen Gründen als problematisch angesehen. Einige Wohnungen haben eine fast ausschliessliche Nordorientierung mit Blick auf das Tram, was sich schlecht auf die Marktabsorption auswirkt. Unbefriedigend ist auch die Aussicht aus den nach Westen orientierten Wohnungen, die sich direkt über den angrenzenden, ansteigenden Blechdächern befinden.
Das Projekt reizt die zulässige Nutzung restlos aus; deshalb können 23 Wohnungen in der Mantelnutzung angeboten werden. Nachteilig hinsichtlich der Realisierung wirkt sich die enge Verzahnung von Saalnutzung mit Wohnungsnutzung aus. Sie macht es schwierig, einen Bauträger für diese Wohnungen zu finden.
Die Grundidee dieses Projekt besteht darin, das gesamte Programm in einem zusammenhängenden, gut strukturierten Gebäudekomplex unterzubringen. Es wird dadurch eine hohe Ausnützung und gute Wirtschaftlichkeit erreicht. Die zusammenhängende Form bringt es aber mit sich, dass keine Durchblicke möglich sind und deshalb ein quartiertypisches Element verloren geht. Der Saalbereich ist bis auf die Bühne attraktiv gestaltet und gut organisiert. Bezüglich Bühne entspricht das Projekt nicht den gestellten Forderungen. Das gesamte Konzept lässt nicht zu, die Bühne dem Programm gemäss einzupassen. Die enge Verzahnung der Saalnutzung mit der Mantelnutzung verursacht mehr Nachteile als Vorteile.
5. Rang 6 / 6