modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Erweiterung des denkmalgeschützten Bartholomäusspitales in Hollfeld

1. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

Burckhardt Architektur

Architektur

KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurfsidee und Gesamtkonzept (Denkmalpflege/ Umgang mit Bestand)

Dem Bartholomäusspital wird am äußersten Rand des ehemaligen Spitalgartens ein klarer rechtwinkliger Baukörper entgegengesetzt, der in seiner Breite der des Spitals entspricht, und mit diesem durch einen gemeinsamen Sockel verbunden ist. Somit ist eine ebenerdige Verbindung beider Gebäude gewährleistet.

Die Gegenüberstellung und Beziehungnahme der Gebäude zueinander mithilfe dieses Sockels ist städtebaulich klar, nachvollziehbar und funktional richtig. Zudem stellt sich der Baukörper im Volumen und Erscheinungsbild selbstbewusst, aber angemessen demütig dem Denkmal gegenüber, schafft so aber auch eine räumliche Spannung, die man in der Außenperspektive gut dargestellt sieht.

Die Anspielung auf das im Fränkischen durchaus gängige Scheunenmotiv wird durch das gewählte Material (Lamellenwand Fichte geölt) betont. Diese Lamellenwand bietet eine schöne Durchlässigkeit und Einsehbarkeit des Gebäudes, was vor allem im beleuchteten Zustand ein schönes Signet im Ortsbild werden kann. Aber auch bei Tage bietet die Filigranität und Transparenz der Fassade schöne Blickbezüge.

Funktionalität und Umsetzung des Nutzungskonzeptes

Der neu geschaffene Multifunktionsraum hat mit 84m² eine angemessene Größe, die sogar noch in die Hoffläche zwischen den beiden Gebäuden räumlich erweitert werden kann.
Im Sockel unterhalb des Multifunktions-Neubaus befinden sich fast alle Funktions- und Neben-, sowie Technikräume als dienendes Versorgungszentrum für Neu- und Altbau. Es wird bemängelt, dass im MFR keine Küche ersichtlich ist, was insbesondere hinsichtlich einer möglichen auch separaten Nutzung als Genussraum oder niederschwelliger Quartierstreff sicherlich wünschenswert ist. Durch die großzügige Anordnung erscheint diese aber in den Entwurf integrierbar. Der separate Zugang zu den Toiletten sowie zum Müllraum ist logistisch einwandfrei.

Die Problematik der 2 Gebäude und der Inbetriebnahme (Versorgung und personelle Bewirtschaftung) bleibt bei dieser Typologie bestehen.
Positiv wird von den zukünftigen Nutzern bemerkt, dass der Neubau unabhängig vom Spital für eine Vielzahl an Veranstaltungen genutzt werden kann.
Negativ ist die abgrenzende Wirkung des recht hohen Betonsockels zu vermerken.
Der Eingriff im Inneren beschränkt sich auf die Umnutzung der ehemaligen Schwarz-Küche in WC, Garderobe und Lagerraum, was gegenüber der Infotheke funktional und räumlich schlüssig erscheint. Ebenso wird im südwestlichen Bereich der Zugang zur Spitalgasse bewahrt und schlüssig mit einer zweiten Treppenanlage und Aufzug erweitert. Backoffice und Lager gliedern sich an.

Die Großzügigkeit dieses hinteren Bereiches, insbesondere durch die geschickte Anordnung der Shopfläche wird positiv bewertet.
Die Kapelle ist als abgetrennter Raum der Stelle vom Eingangsbereich zugänglich und auch von den aktiven Nutzungen deutlich getrennt.
Im Obergeschoss werden pro Seite jeweils 2 Trennwände geöffnet sowie die denkmalfachlich möglichen Wände durchbrochen, um angemessene flexible Räume zu schaffen. Der Mittelflur bleibt vollständig erhalten, was aus Sicht der Denkmalpflege begrüßenswert ist. Der Zugang zum Dachgeschoss bleibt gewahrt, da auch die Treppe vom EG bestehen bleibt.

Durch das Verschieben der Hof/ Neubaufläche zur Grundfläche des Spitals entstehen schlüssige Zugangsachsen, sowohl von der Grünen Au, als auch vom Spitalplatz. Vom Platz aus bietet sich so ein schöner Blick auf den Hof/ Garten und Anbau, was in der Ansicht vom Platz gut dargestellt ist. Ebenso ist diese Sichtachse nach Betreten des Gebäudes bewahrt und Infobereich, Lounge und Hof/ Veranstaltungsfläche folgen räumlich und funktional schlüssig.

Räumliche, freiraumplanerische und gestalterische Qualität

Zusätzlich zum Hauptzugang vom Platz sind ein Nebeneingang für Mitarbeiter von der Südostseite (mögliche Kombinierbarkeit mit der benachbarten Gastronomie?) sowie zwei Zugänge von der Spitalgasse konzipiert.
Der Spitalgarten geht als solcher freiraumplanerisch verloren zugunsten einer teils befestigten Hof- und damit möglichen Veranstaltungsfläche, was aber funktional und räumlich schlüssig und ästhetisch gelungen ist. Dieser Neubau rahmt so auch das Spitalgebäude und ehrt den Bestand nachdrücklich.
Der barrierefreie Zugang/ Aufzug ist etwas umständlich nur von vorne durch das Gebäude oder um das Gebäude herum möglich.

Wirtschaftlichkeit

Der klare neue Baukörper und der minimale Eingriff in den Bestand sind wirtschaftlich nachvollziehbar und stimmig. Gleichzeitig wird die Bau- und Fördermaßnahme deutlich sichtbar gemacht und kann zum Identifikationsobjekt aller Bürger und der Besucher werden.

Förderbarkeit/ Vereinbarkeit Förderprogramm

Der klar erkennbare Neubau kann somit als Ergänzung zum historischen Bestand, der dadurch in der Interventionsmaßnahme geschont wird, gestalterisch als denkwürdiger Ansatz zum Bauen im (regionalen) Bestand gelten.
Die hohe architektonische Qualität hat Vorzeigecharakter und kann dazu dienen, regionaltypisches und identitätsstiftendes Bauen in der Region weiter populär zu bewerben.

Nutzerperspektive

Die Fluchttreppe ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern räumlich ideal als Kontrapunkt zur bestehenden Treppe gesetzt, um so Besucher aus beiden Richtungen (Grüne Au oder Spitalplatz) schnell durch das Gebäude zu führen. Somit kann der offene Charakter des Gebäudes als Bürgertreff und sozialer Möglichkeitsraum ideal gewährleistet werden.
Der sehr hohe städtebauliche Mehrwert und die vielfältige Nutzbarkeit sind unter dem Aspekt der integrativen Maßnahme sehr positiv zu bewerten. Die hohe Flexibilität und Bespielbarkeit sowie die gekonnte Einbeziehung der Freiflächen als Erweiterung des Raumprogrammes wird sehr begrüßt.

Denkmalfachliche Anmerkungen
Positiv ist, dass der alte Treppenaufgang erhalten bliebt (zumindest in seiner Lage). Gleiches gilt für die ehemalige schwarze Küche.
Die Veränderungen am Grundriss des OG sind mit der Herausnahme von jeweils zwei Wänden in der Nord- und Südhälfte recht umfangreich. Der Mittelflur bleibt aber vollständig erlebbar.

Der Ergänzungsbau ist vom Bestandsgebäude abgerückt, so dass dieses in seiner städtebaulichen Wirkung ungeschmälert zur Geltung kommt.

Die Arbeit überzeugt durch ihren sensiblen Umgang mit dem Gebäudebestand und die typologisch und materialästhetisch richtige Ergänzung mit einer attraktiven Außenwirkung.
Übersichtsplan

Übersichtsplan