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Einladungswettbewerb | 04/2010

Kinder- und Familienzentrum Paulus Tempelhof

2. Preis

Klaus Block Architekt BDA

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf organisiert die neuen Räume des Kinder- und Familienzentrums als freistehenden Riegel auf dem nördlichen Teil des Grundstücks am Badener Ring. Städtebaulich integriert sich das neue Gebäude so in die angrenzende Siedlungsstruktur und vermittelt gleichzeitig durch seine Kubatur und seine Anmutung als einfacher Putzbau die Wohnbebauung mit dem Kirchbau, insbesondere mit der wieder gewonnenen klaren Form des nördlichen Bauteils.
Der Entwurf beschreibt eine klare, im Äußeren fast strenge Geometrie, die sich im Inneren durch Transparenz und Mehrdeutigkeit auszeichnet und räumliche Überraschungen bietet und so eine kreative, anregende, bewegungs- und entdeckungsorientierte flexible pädagogische Arbeit ermöglicht und unterstützt. Dies gelingt in engster Verbindung mit den Gemeinderäumen oder auch – wenn es funktional notwendig ist – in vollkommener Trennung.

Die Lage des Kinder- und Familienzentrums generiert eine übersichtliche Organisation der unterschiedlichen Erschließungen und Arbeitsabläufe. Die Kindertagesstätte wird von Norden über die ruhige Nebenstraße, dem Badener Ring, erschlossen. Die Räume des Gemeindehauses erreicht man von der Boelckestraße über einen Vorplatz von Süden. So sind die beiden Erschließungen störungsfrei getrennt benutzbar, bei Bedarf können sie aber auch mittels Zusammenschaltung beider Foyers mit einander verbunden werden.

Der westliche Teil des Gebäudes dient vorwiegend der Gemeindearbeit, während der östliche Teil die Räume der Kindertagesstätte aufnimmt.

Die Lage des Kinder- und Familienzentrums ermöglicht eine großzügige Orientierung der Gruppen- und Arbeitsräume nach Süden mit größtmöglich freigehaltener Gartenfläche, die bevorzugt auf der Ostseite des Grundstücks von der Kindertagesstätte genutzt wird und die im Süden in den Aussenbereich des Cafes übergeht. Der Aussenbereich der Kindertagestätte beinhaltet Sandkastenflächen, die bei Bedarf mit Segeln vor Sonneneinstrahlung geschützt werden, eine Rollerbahn, Wasserstellen und Spiel- und Turngeräte.
Die Räume der Kindertagesstätte sind über zwei Etagen organisiert. Im Erdgeschoß ermöglicht die Lage des Büros der Leitung des Kindergartens eine Verbindung auch zu den als Familienzentrum nutzbaren Räumen des Gemeindezentrums und gewährleistet den Überblick über „Kommen und Gehen“. Durch den zu Beginn des Flures angeordneten Raum für die Vorschulgruppe ergibt sich eine ruhige Zone im Osten für die Krippenräume. Diese sind direkt nach Süden über eine Schatten spendende Vorzone mit dem Garten verbunden.
Über eine interne Treppe erreicht man das Obergeschoß. Hier liegt am Foyer die Küche, ausgestattet mit einem großen Sichtfenster und einer vorgelagerten Podestanlage, die es auch kleineren Kindern ermöglicht, die Arbeiten in der Küche zu verfolgen. In der Flucht des Flures liegt als Erweiterung des Foyers der Bewegungsraum, der nach Süden mit dem Musikraum verbunden werden kann. Die vier Gruppenräume orientieren sich nach Süden. Über den Flur haben sie einen direkten Zugang zum Garten über eine Aussentreppe.
Alle Gruppenräume erweitern sich über den Flur zu den einsehbaren Garderoben- und Sanitärräumen, die sich mit niedrigen Brüstungen zum ruhigen Badener Ring orientieren.
Die interne Treppe wird weitergeführt und endet auf einem Dachgarten, der sowohl von den Kindern der Kindertagesstätte, dem Personal des Kindergartens als auch vom Gemeindehaus genutzt wird.
Durch die Vermeidung von Schotten als tragende Bauteile sind alle Gruppenräume untereinander schaltbar, so dass bei organisatorischem oder konzeptionellem Bedarf flexible Raumkonstellationen mit unterschiedlichen Aktivitätsschwerpunkten ohne Aufwand realisierbar sind. Durch die hohen Räume sind unterschiedliche Podestinstallationen möglich, die an die G 90 verglasten Ausstülpungen der Gruppenräume in die Flurbereiche (Hängeböden) angebunden werden können.

Die Räume des Gemeindehauses sind über vier Etagen organisiert. Im Erdgeschoß liegt der Gemeindesaal mit einer vorgelagerten Terrasse, im 1. OG der oben genannte Musikraum und darüber die Büroflächen. Die Obergeschosse sind über ein lichtes Treppenhaus und über einen Aufzug (der auch für den Kindergarten für Kinder mit körperlicher Behinderung zur Verfügung steht) erreichbar, die auch den Kreativraum im Untergeschoß anbinden, der zu einem kleinen Lichthof organisiert ist. Das Untergeschoß des Neubaus ist direkt mit dem Untergeschoß der Kirche verbunden. Hier – in der Kirche – befinden sich die Jugendräume der Gemeinde, die direkt von Westen über eine Aussentreppe erreichbar sind.

Die baulichen Veränderungen am Kirchbau reduzieren sich auf ein Minimum. Die Nordwand des Annex wird geschlossen und verputzt, so dass die ehemalige Kubatur wieder erfahrbar wird. Im Annex wird die Küche erweitert und ein kleiner Aufzug eingebaut, der auch den Lagerraum für Laib und Seele im Untergeschoß des Neubaus anbindet. Im Eingangsbau erhalten die West- und die Ostseite eine Verbindung zum Garten, um den Cafébereich an den Aussenraum anzubinden.
Die geforderten Parkplätze und die Anlieferung befinden sich im südlichen Abschnitt des vorhandenen Parkhafens an der Boelckestraße. Über eine flache Rampe und die Freitreppe ist die Anlieferung optimiert und störungsfrei angebunden, ohne die Kindertagesstätte in ihren Abläufen zu beeinträchtigen. Der vorhandene Busstop und das Wartehaus verbleiben an jetziger Stelle.

Die Konstruktion des Neubaus besteht im Inneren aus einer offenen Stahlbetonskelettstruktur, die unterschiedliche Raumkonstellationen möglich macht. Die Aussenwände sind aus massivem Mauerwerk mit hoher Speicherkapazität. Sie erhalten einen Putz, bestehend aus ausgesuchten farbigen Sanden und ausgesuchten Kalken in natürlicher Farbigkeit. Die Fenster sind aus Holz, ebenso der Sonnenschutz und die Einbauten und Bekleidungen im Inneren. Die Innenwände sind je nach Nutzung als flexible Raumtrennwände (Musikraum-Bewegungsraum), als raumhaltige Regaltrennwände (Gruppenräume) oder als geschlossene Scheiben (Sanitärräume) ausgebildet. Die Decken sind mit HWL-Platten als Schallschutzelemente bekleidet. In die nach Süden orientierte Verglasung des Treppenhauses ist eine Photovoltaik-Anlage integriert, die neben ihrer ornamentalen Anmutung auch als Sonnenschutz dient und die – unabhängig von ihrem reinen Nutzeffekt – auch bezogen auf den energetischen Haushalt pädagogisch einbindbar ist.