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Einladungswettbewerb | 03/2022

Neubau Honswerkstatt auf dem Honsberg in Remscheid

Honswerkstatt_Plateau_Garten-Ebene

Honswerkstatt_Plateau_Garten-Ebene

Ankauf

Preisgeld: 666

Medine Altiok Architektur

Architektur

Erläuterungstext

ARCHITEKTUR:  Medine Altiok Architektur, Aachen/ Zürich

MITARBEIT:  Medine Altiok, Verena Nelles Kempf, Leonard Wertgen,Theresa Bandmann

TRAGWERKSPLANUNG: Carola Görge, Hamburg


DER ORT

Mit seiner Lage ist der Honsberg eine Insel in der Stadt, geprägt durch das Aggregat verschiedener Siedlungsbauten aus den 1920-ern, die sich mit traditionellen Dächern an die lebendige Topografie ansiedeln. Strassenzüge mit privaten Fassaden bilden klare Grenzen zwischen Aussen und Innen. Starke Qualitäten sind die nicht allzu dichte Bebauung in einem menschlich angenehmen Massstab, mit vielfältigen architektonischen Merkmalen und grosszügigen Aussenräumen, die den Blick ins bergische Land freigeben. Was aber liegt dazwischen? Was geht darüber hinaus? Was können architektonische Merkmale eines neuen identitätsstiftenden Gebäudes sein? Der Ort wirkt lebendig, durch die vielfältige Zusammensetzung unterschiedlichster traditioneller Dachtypologien. Hier und da findet man verschiedene Ausführungen des ortstypischen Fachwerkhauses, mit lehmigen Füllungen, schwarzem Schiefer, dunkel-grünen Klappläden, mint-grün gestrichen Holzfassaden und geschmückten Holzerker-Balkons, die möglichst, weit oben ihren Blick der Aussicht und Sonne entgegen strecken. Auch die Bewohner beleben mit ihren individuellen Migrationsgeschichten den Ort.


DAS GEMEINSCHAFTLICHE DACH

Der Neubau orientiert sich in seiner Positionierung auf dem Grundstück am Bestand, ordnet sich dem städtebaulichen Kontext unter und fügt sich der Topografie des Hanges. Prägendes gestalterisches Element ist das große identitätsstiftende und gemeinschaftliche Dach. Das Dach wird zum neuen Ort. Ein Ort, der Begegnungen, wo man die eigene Geschichte weiterspinnen kann. Es ist mehr als nur Innen oder Außen. Es beherbergt, bietet Schutz, definiert einen Ort der Gemeinschaft, ähnlich einer Markthalle. Hier kann an einem geschützten Ort diskutiert, verhandelt, gespielt, gegessen, gefeiert, musiziert oder gewerkelt werden. Das Dach ist auch Energieträger. Die Solarelemente werden in die Dachhaut integriert. Solarschindeln leisten einerseits einen grossen ökologischen Beitrag, knüpfen aber gleichzeitig an die Geschichte des Ortes an, indem sie an die ortsspezifischen traditionellen Schieferdächer erinnern. Eingebettet in extensiver Begrünung findet auch die Technik hier ihren Platz.


 DIE GROSSE WERKSTATT

Das Gebäude im Schnitt in zwei unabhängige Bereiche geteilt und über den Weg im Garten miteinander verbunden: Im erdigen „Strassen“-Geschoss, befindet sich die Grosse Werkstatt. Sie ist ebenerdig an den bestehenden Strassen-raum angeschlossen. Als grosser Raum gedacht, kann sie in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden. Es gibt fixe Teilungen mit Trennwänden und Schiebetüren sowie flexible mit Vorhängen oder rollenden Elementen.


DER COMMUNITY RAUM

Im oberen „Garten“-Geschoss befindet sich der Community Raum. Er ist ebenerdig und barrierefrei über den breiten Steg und weiter über den Weg an die Almende und den Altbau an der Siemensstr.19 angeschlossen. Ein hoher multifunktionaler Gemeinschaftsraum mit einer Küche (auch für Aussen) sitzt mit seinem grossen Aussenraum unter dem Dach. Die Allmende wird mit dem geräumigen, überdachten Terrassenbereich und dem Community Raum erweitert. Er bietet räumliche Qualitäten, die es so am Honsberg nicht gibt mit einer grosse Terrasse mit Aussicht zum Tal, in den Stadtteilgarten und in die Allmende. Die Aussenbereiche sind als mögliche Orte der Aneignung bewusst offen gelassen. Temporäre Einbauten und Gestaltungen, die den Community-Raum erweitern sind möglich und können im Selbstbau für bestimmte Anlässe erstellt werden. 


DER STADTTEILGARTEN

Eine Holztreppe verlängert die bestehende Verbindung zwischen Siemens- und Halskestrasse in den Stadttteilgarten. Hier gibt es lediglich Infrastruktur mit drei Aussichts-Holzplateaus auf unterschiedlichen Höhen, die barrierefrei vom Weg entlang der Schrebergärten aus erschlossen werden können. Man kann grillen, abhängen, picknicken, Ernte sortieren, Garten planen, Schulungen machen etc. Der Rest ist frei mit Hochbeeten, terrassierten Flächen etc. angelegt.


PARTIZIPATION

Im Planungsprozess sollen die Raumteilungen, Nutzungen, Oberflächen und Möbelkonzepte zB der Siebdruck des textilen Sonnenschutzes mit Beteiligung der Nutzer*innen und Betreiber*innen in partizipativen Workshops abgestimmt werden und optimiert werden.


ZIRKULÄRES BAUEN / MATERIALISIERUNG

Der Entwurf ist inspiriert von den ortstypischen Merkmalen und Materialien wie Dachformen, Schindeln, Fachwerk, Erker-Balkon, involviert die Nutzer*innen in der Gestaltung zB beim textilen Sonnenschutz und integriert, wo möglich, recycelte, gebrauchte Materialien oder welche, die aus 2.Wahl aus Neuproduktionen stammen zB. Fenster in der Werkstatt, die Türen im Community-Raum, Recycle-Beton. Der modulare Ausbau, die Trennung der Systeme und die Wiedertrennbarkeit der Materialien sind nachhaltig und wirtschaftlich.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury würdigt den Ansatz, die Funktionen der Honswerkstatt ‐ mit einer zwar großen aber ebenso auch ‚empathischen‘ räumlichen Geste als deutliches Zeichen der Präsenz ‚Auf’m Honsberg‘ ‐ unter dem titelgebenden gemeinschaftlichen Dach zu vereinen. Auch die städtebauliche Disposition als Fortführung der nördlich angrenzenden Zeilenbebauung kann überzeugen. Im Querschnitt zeigt sich jedoch, dass diese Geste mit einer räumlich nahezu gänzlich fehlenden Verknüpfung zwischen dem Sockelgeschoss mit Werkstatträumen im EG und dem Gemeinschaftsraum mit umlaufendem Terrassendeck unter dem großen Dach auf dem Niveau der Allmende‐Wiese einhergeht. Diese fehlende Verbindung, die nicht nur unter den Aspekten einer (inklusiven) Barrierefreiheit problematisch erscheint, setzt sich auch in einer fehlenden Einbettung des Gebäudes im natürlichen Terrainverlauf fort. Das 1. OG ist von der Allmende‐Wiese lediglich über einen Steg erreichbar, da das Erdgeschoss hangseitig abgegraben wird. Die räumliche Qualität der Werkstatt im EG erscheint in Verbindung mit einer umlaufend ausgebildeten Lochfassade zweifelhaft. Der Gemeinschaftsraum im 1. OG steht hierzu mit einer immensen Raumhöhe und umlaufenden Fensterfassade im Kontrast und wirkt in Verbindung mit dem scheunenartigen Dachtragwerk seltsam proportioniert.

Insgesamt gelingt es der Arbeit nicht, die zeichenhafte Dachform in ein schlüssiges Gesamtkonzept zu integrieren. Geometrie und architektonischer Ausdruck des mit Solarschindeln belegten Walmdachs werden im Kontext des Honsbergs qualitativ unterschiedlich bewertet.

Honswerkstatt_Blick-vom-Stadtteilgarten

Honswerkstatt_Blick-vom-Stadtteilgarten

Honswerkstatt_Veranda

Honswerkstatt_Veranda

Honswerkstatt_Werkhof

Honswerkstatt_Werkhof

Honswerkstatt_Recyclinghof

Honswerkstatt_Recyclinghof

Honswerkstatt_Community-Dach

Honswerkstatt_Community-Dach

Honswerkstatt_In-der-Werkstatt

Honswerkstatt_In-der-Werkstatt

Honswerkstatt_Situationsplan

Honswerkstatt_Situationsplan

Honswerkstatt_Grundrisse_OG_EG

Honswerkstatt_Grundrisse_OG_EG

Honswerkstatt_Ansicht_Schnitt

Honswerkstatt_Ansicht_Schnitt

Honswerkstatt_Zirkuläres-Bauen_Materialisierung

Honswerkstatt_Zirkuläres-Bauen_Materialisierung