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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012

Musikzentrum im ViktoriaQuartierBochum

Innenansicht Konzerthalle

Innenansicht Konzerthalle

2. Rundgang

Hoskins Architects Glasgow

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee

Im Herzen des Viktoria Quartiers entsteht Bochums neues Musikzentrum. Das Zentrum ist ein offenes Haus für Musik und Kultur, das zwei sehr unterschiedlich musikalische Spiel- und Probestätte in einer Gebäudekomposition vereint; den lang ersehnten Konzertsaal für die renommierten Bochumer Symphoniker und die Multifunktionshalle und Probestätte für die Musikschule Bochum. Die musikalische Exzellenz der Symphoniker vereint sich hier auf beispielhafte Art und Weise mit kultureller Basisarbeit.

Das Musikzentrum ist für alle da. Es erhebt keinen Anspruch auf Exklusivität. Die Offenheit des Entwurfes, der einladende Vorplatz, sowie die verständliche Bauweise ist die architektonische Umsetzung dieses Anspruches.

Städtebauliche Einbindung

Das neue Musikzentrum entsteht auf dem freien städtischen Grundstück an der Viktoriastraße, südlich der Marienkirche. Die Kirche wurde nach ihrer Profanierung im Jahr 2002 bereits temporär als Veranstaltungsstätte genutzt und wird nun neben dem neuen Multifunktionssaal auch die Räumlichkeiten für die Musikschule beherbergen.

Der Entwurf sieht vor, dass die Marienkirche äußerlich weitgehend unangetastet bleibt. Die Marienkirche ist ein wichtiges städtebauliches Dominant und soll als stadthistorischer Akzent erhalten bleiben. Behutsam wird mit dem sakralen Bau von Gerhard Fischer umgegangen. Der Entwurf verzichtet auf einschneidende Veränderungen der Außenhülle um den Charakter der Kirche und somit ihre Funktion im Stadtraum zu wahren. Südlich der Marienkirche entsteht der neue Konzertsaal. Nicht als Solitär, sondern als Teil einer architektonischen Einheit fügt er sich in das Ensemble. Konzertsaal und Kirche verbinden sich über das gemeinsame Foyer und dem großzügigem Vorplatz. Eine umlaufende Kolonnade verschafft die formale Verbindung zu den Strebepfeilern der Kirche.

Das neue Musikzentrum versteht sich als Ankerbau im Kreativquartier ViktoriaQuartier Bochum und schließt mit seinem Gebäudeensemble die innerstädtische Baulücke, wobei der Baumbestand im Norden und Osten der Kirche sowie am Westrand des Grundstückes erhalten bleibt.

Nutzungskonzept

Das Musikzentrum setzt sich aus vier funktionalen Elementen zusammen:
1. Der neue für 1000 Besucher ausgelegte Konzertsaal der Bochumer Symphoniker, der sich mit seiner ausgezeichneten Akustik in Form und Beschaffenheit an dem Standard des Konzerthauses des Musikvereins Wien orientiert.
2. Die Marienkirche, die nach respektvollem Umbau und Sanierung den Multifunktionssaal beherbergt und der Musikschule Bochum eine akustisch hochwertige und repräsentative Spiel- und Probestätte gibt.
3. Ein zweigeschossiger Zwischenbau, der sich mit seinem Säulengang um die zwei Hauptveranstaltungsorte schlingt und sie zur Einheit zusammenbringt.
4. Ein neuer öffentlicher Platz, der als Vorplatz des Musikzentrums sogleich dessen Eingang markiert.

Die neue Konzerthalle befindet sich im akustischen Volumen eines Backsteingebäudes, das die Materialität und Orientierung der Marienkirche wiederspiegelt. Zwischen Kirche und Konzerthalle entsteht ein neuer öffentlicher Platz, der sich der Kulturachse des ViktoriaQuartiers zuwendet. Mit der Überbauung der Straße „Marienplatz“ entsteht hier ein neuer öffentlicher Raum, der den Namen Marienplatz verdient. Er öffnet sich zur Stadt hin, macht auf sich aufmerksam und führt die Besucher zum Eingang des neuen Musikzentrums.

Das zweigeschossige Eingangsfoyer des Musikzentrums ist von einem feingliederigen Säulengang umgeben, das den Rhythmus der Strebepfeiler der Kirche aufnimmt. Die Säulen verbinden Konzertsaal und Kirche und lassen bewusst den öffentlichen Blick durch die entstanden Zwischenräume zu. Die Aktivität im Inneren des Gebäudes ist so stets von außen ablesbar. Die Säulen setzen sich auf dem Grundstück fort und definieren dort eine Serie von unterschiedlichen Außenbereichen. So entsteht an der Nordwest Ecke des Grundstückes, am Fuße der Kirche, ein zweiter Eingang zum Musikzentrum und ein zusätzlicher Außenbereich für kleine Veranstaltungen. An der Westseite des Grundstückes, begrenzen die Säulen den Baumbestand entlang der Humboldtstraße und bilden eine Schutzzone zwischen dem Musikzentrums und den umliegenden Bauten.

Im Inneren des Zentrums organisiert sich das Gebäude über klar definierte Zonen, die die Übersichtlichkeit wahren und gleichzeitig die großen Besucherzahlen sicher durch das Gebäude leiten. Das zweigeschossige, großzügige Foyer wird mit einem Mix aus schallabsorbierender und schallreflektierender Innenverkleidung ausgestattet um der Akustik für spontane Konzerte gerecht zu werden.

Der Konzertsaal selbst wurde mit dem höchsten Anspruch an die Akustik entworfen. Mit einem Volumen von 14.000m3 und einer Sitzzahl von etwa 1000 Plätzen hat er eine optimale Größe für klassische Konzerte. Die verwendeten Oberflächenmaterialen Eichenholz und akustische Stoffe dienen nicht nur der Akustik, sondern auch der Ästhetik. Der Konzertsaal strahlt Eleganz und Ruhe aus.

Die Erschließung des Saales erfolgt zum einem direkt über das Erdgeschoss und zum anderen über Treppen im Foyerbereich. Das Parkett und der 1. Rang sind direkt über das Erdgeschoss erreichbar. Zum 2. Rang gelangt man über zwei in Szene gesetzte, weite Treppenläufe, die sich durch das Volumen des Foyers bis auf die Balkonebene emporheben. Die oberste Ebene umschließt den Foyerbereich und bietet den Besuchern großzügige Aufenthaltsmöglichkeiten. Von der zweiten Ebene aus hat man direkten Zugang auf die Ebene des Multifunktionssaals in der Marienkirche.

Die Marienkirche als Ort, der für Zusammenkünfte ursprünglich geplant wurde, soll als solcher wieder aktiviert werden. Bewusst wird darauf verzichtet eine neue Box in die Kirche hinein zu planen. Der Kirchenraum mit seinem Gewölbe soll in seiner Originalität erhalten und vom Besucher erlebt werden. Er steht im bewussten Kontrast zur neuen Konzerthalle. Um das Volumen zu regulieren und eine ausgezeichnete Akustik im Multifunktionsraum zu erhalten, wurde eine Zwischendecke auf der Ebene des 1. Geschosses eingezogen. Dieses Geschoss ist direkt über die Balkonebene des Foyers erreichbar. Ebenfalls auf dem 1. Geschoss, in der Apsis der Kirche, befindet sich der kleine Saal für die Musikschule. Weitere flexiblen Studios sind unterhalb des Multifunktionsraumes im Erdgeschoss geplant. Diese können flexibel von verschiedenen Gruppen genutzt bzw. angemietet werden

Die Büro- und Verwaltungsräume des Musikzentrums sind im Verbindungsglied zwischen Multifunktionshalle und Konzertsaal an der westlichen Seite des Gebäudes angeordnet. Von hier aus können die beiden Hauptveranstaltungsorte leicht erreicht werden und ein hoher Synergieeffekt in der Verwaltung der beiden Einrichtungen erzielt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die räumliche Anordnung des Ensembles – mit dem etwas abgerückten Musikzentrum – eröffnet die Chance zu einem einladenden Vorplatz. Durch die sorgfältig auf die Kirche eingehende Materialwahl wird dieser Gedanke unterstützt.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West