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Offener Wettbewerb | 03/2017

Kunst am Bau der EUROPÄISCHEN SCHULE MÜNCHEN, ANNEX

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 2 / Unterwassertiere (küssen und platschen); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 2 / Unterwassertiere (küssen und platschen); Acrylfarbe; Metallschriften

Onomatopoesie

1. Preis / Zur Realisierung empfohlen / Teilbereich B

stoebo - Oliver Störmer & Cisca Bogman

Kunst

Erläuterungstext

»Quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant.«
»Obwohl sie unter Wasser sind, versuchen sie unter Wasser zu lästern.«
Ovid, Metamorphosen

IDEE
Als Onomatopoesie bezeichnet man allgemein lautmalerische Worte und Ausdrücke, die den Klang eines Ereignisses mimetisch widergeben. So sind Begriffe, wie »Kikeriki« oder »Ratzfatz« Teil unseres täglichen Wortschatzes und helfen uns unsere Gefühle auszudrücken und miteinander zu kommunizieren. Diese Lautnachahmungen existieren in allen Sprachen und sind oft miteinander vergleichbar. Während ein Hund im Deutschen »Wau-wau« macht, bellt er im Französischen »ouah ouah«. Sprachwissenschaftler und Linguisten vermuteten lange Zeit in diesen Klangnachbildungen den Ursprung der Sprachentwicklung. So entwickelte der Linguist und Orientologe Friedrich Max Müller in 1861 vier spekulative Theorien über den Ursprung und die Entstehung der Sprache:
BOW-WOW – Die Bow-Wow oder Kuckuck Theorie vermutet den Ursprung der Sprache in der Nachahmung der Laute von Tieren und Vögeln.
POOH-POOH – Die Pooh-Pooh-Theorie sieht den Ursprung erster Wortbildung in emotionalen Interjektionen und Ausrufen, ausgelöst durch Freude, Schmerz und Überraschung, etc.
DING-DONG – Die Ding-Dong-Theorie geht davon aus, dass alle Dinge eine natürliche Resonanz ha- ben, die zu Anfang von den Menschen imitiert wurde.
YO-HE-HO – Die Yo-He-Ho-Theorie stellt die Behauptung auf, dass der Ursprung der Sprache aus der kollektiven, rythmischen Arbeit hervorgegangen ist, bei dem Bemühen die körperlichen Anstrengungen mittels abwechselnder Kommandolaute zu takten und zu koordinieren.
Weitere Theorien anderer Sprachforscher:
TA-TA – Die Ta-Ta-Theorie besagt, dass erste Wortbildungen auf mimetische Zungenbewegungen zurückzuführen seien, die Gesten und Bewegungen nachbilden um dann hörbar zu werden. (Sir Richard Paget; 1930)
LA-LA – Die La-La-Theorie sieht den Ursprung der Sprache in spielerischen Klängen, die durch poetische Sensibilität, Liebe, Musik und Lieder inspiriert wurde.
Auch wenn keine dieser Theorien durch den aktuellen Stand der Forschung belegt werden kann und sie als spekulativ zu bewerten sind, so kennzeichnen sie in ihrer Vereinfachung auf anschauliche Weise, wie Sprachentwicklung und -vermögen durch Faktoren wie Umwelt und soziales Zusammenleben bestimmt werden.
Das Kunstwerk Onomatopoesie greift diese Gedanken auf und thematisiert Sprache und Sprechen als Basis unserer Kommunikation und des sozialen Zusammenlebens. Es stellt diese Aussage ins Zentrum des schulischen Lebens und somit ins Zentrum der Begegnung von Schülern und Lehrern.

KUNSTWERK
Der Standort des Kunstwerks Onomatopoesie befindet sich im Teilbereich B und erstreckt sich über die Wände der Pausenhalle und der fünf Treppenhäuser.
Es besteht aus einer einzigen, ununterbrochenen Linie. Diese von Hand gemalte Linie führt, einem Ariadnefaden gleich, durch die verschiedenen Bereiche und verbindet sie gedanklich miteinander. In den fünf Treppenhäusern werden Tierabbildungen und Onomatopoetika miteinander verbunden und als Strichzeichnungen auf die Wände aufgetragen. Jedes Treppenhaus repräsentiert eine eigene Tiergruppe, der eine eigene Gruppe von Onomatopoetika aus unterschiedlichen Sprachen zugeordnet ist. Do- mestizierte Tiere (schmatzen, schlucken), Wilde Tiere (lachen, sich ekeln), Tiere der Nacht (schnarchen, gähnen), Fliegende Tiere (hauchen, tuscheln flüstern) und Unterwassertiere (küssen, platschen). Jedes Thema erhält eine eigene Farbe und markiert das jeweilige Treppenhaus auf eingängige Art.
Zusätzlich wird in den Treppenhäuser die mäandernde Linie, im Bereich der Textpassagen, hier und da, durch handschriftliche, filigrane Schriftzüge aus Metall, die der Wand vorgesetzt sind, variiert. Sie repe- tieren den onomatopoetischen Begriff in leicht veränderter Form.
Die Linie führt aus den Treppenhäusern in die Innenwände der Pausenhalle in das jeweils nächstgelegene Treppenhaus. Auf halber Strecke kommt es jeweils zu einem Farb- und Themenwechsel, der durch die Begriffe Bow-woh, Pooh-pooh, Ding-dong, Yo-he-ho, Ta-ta und La-la eingeleitet wird.
Zwischen den jeweiligen Theorien und der Funktion der Räume hinter den Wänden bestehen Bezüge. Beispielsweise befindet sich hinter dem Schriftzug Yo-He-Ho (Arbeitstheorie) die Küche der Schule.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit Onomatopoesie überzeugte auf unterschiedlichen Ebenen:
1. Als konzeptueller Ansatz, der von der Linie als künstlerisches sowie schriftliches Grundprinzip ausgeht
2. In der Tiefe und Form der Betrachtung über Sprache, Lautsprache und Zeichen
3. In der gelungenen künstlerischen und ästhetischen Umsetzung
4. In der Beziehung zur Architektur und als farbliches Ordnungsprinzip zur Orientierung im Haus
Alle Aspekte der Arbeit werden in diskreter und spielerischer Form und zugleich ausdrucksvoll umgesetzt. Dabei verzichtet das Projekt auf jede Art von Belehrung oder schulmeisterlichem Zeigefinger. Die graphische Umsetzung zeichnet sich durch Eindrücklichkeit und Klarheit aus, lässt aber auch Raum für die mehrfache und stets neue Betrachtung. In der Vielschichtigkeit des Zusammenspiels von Farben, Sprachtheorien, Lauten und Tierwelten liegt die Stärke des Konzepts.
Die grundlegende Idee einer ununterbrochenen Linie überzeugt als Konzept, wird aber von den Künstlern selbst nicht statisch oder dogmatisch verfolgt. Dies scheint auch hinsichtlich der technischen Umsetzung der Arbeit sinnvoll.
ONOMATOPOESIE Wandabwicklung Treppenhaus 2 / Unterwassertiere (küssen und platschen) Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Wandabwicklung Treppenhaus 2 / Unterwassertiere (küssen und platschen) Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 1 / Wilde Tiere (lachen); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 1 / Wilde Tiere (lachen); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 3 / Tiere der Nacht (schnarchen, gähnen); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 3 / Tiere der Nacht (schnarchen, gähnen); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 4 / Domestizierte Tiere (schmatzen, schlucken); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 4 / Domestizierte Tiere (schmatzen, schlucken); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 5 / Fliegende Tiere (hauchen, tuscheln, flüstern); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Treppenhaus 5 / Fliegende Tiere (hauchen, tuscheln, flüstern); Acrylfarbe; Metallschriften

ONOMATOPOESIE Pausenhalle / Bow-Wow; Acrylfarbe

ONOMATOPOESIE Pausenhalle / Bow-Wow; Acrylfarbe

ONOMATOPOESIE Pausenhalle / Pooh-Pooh; Acrylfarbe

ONOMATOPOESIE Pausenhalle / Pooh-Pooh; Acrylfarbe