modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2008

"Garten in der Kirche - Kirche im Garten (Garten Eden Kirche)"

3. Preis

Martin Duthweiler Garten Landschaftsarchitektur bdla

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ENTWURFSIDEE
Grundlage des Entwurfes ist die Frage: Wie kann man die Sehnsucht nach einem GARTEN EDEN sichtbar machen und dem ewigen Wunsch und der unerfüllten Utopie/Energie Ausdruck und Gestalt geben? Die gewohnten Eindrücke der Christuskirche werden als Antwort hierauf zu einer lockenden, frischen und festlichen Anmutung weiterentwickelt. Dieses neue Umfeld kann Menschen berühren und durch Neues und Unbekanntes in Erstaunen versetzen. Der Ort ist damit in einen vollkommen anderen Kontext gesetzt und entfernt sich von Sehgewohnheiten in jeder Form.

AUSSEN
Die herausgehobene Stellung der Christuskirche im Sommer 2009 ist im Stadtraum deutlich sichtbar. Rund um den Conrad-Wilhelm-Hase-Platz sind die Stämme des großen Baumringes und der einzeln stehenden Bäume in der nahen Umgebung weiß gekalkt. Dadurch entsteht eine größere Leichtigkeit der Kirchenumgebung und verzahnt das Thema mit dem Stadtteil. Durch die weiße Farbe verlieren die Stämme ihre Schwere, die Baumkronen „schweben“ scheinbar. In den Wiesenflächen des Baumringes zeigen Tulpen und später Zierlauch kräftig das kirchliche Violett. Die Lauchfruchtstände behalten bis zum Ende der Ausstellung eine ästhetische Wirkung. Direkt am Kirchenbau kündigt ein umlaufender Fries aus frischgrünem Kunstgras von der Besonderheit des Kircheninnenraumes. Besucher und Passanten werden neugierig auf die Christuskirche.

INNEN
Die oben beschriebene, außergewöhnliche und festliche Atmosphäre entsteht durch die Elemente Wiese, Wasser, Bäume, Licht, Duft und Klang in Kombination mit Blumen, Früchten und Lampions. Es entsteht eine heitere, sorgenfreie, kindliche Atmosphäre des Weitererzählens und Mitmachens im Glauben. Die Motive orientieren sich an positiven atmosphärischen Bildern der Bibel. Der Bezug zur christlichen Glaubenswelt ist bewusst vielfältig gehalten und vielseitig für religiöse Interpretationen nutzbar. Die räumliche Struktur fokussiert sich neu durch die Anordnung eines neuen Aquarium-Altars im Zentrum des Kirchenraumes.
In ihm befinden sich Wasserpflanzen, Korallen und prachtvolle tropische Fische, die einen außergewöhnlichen Ausschnitt unserer Welt schaffen. Durch die symbolische Verbindung des Motivs Wasser / Fische mit dem Christentum entsteht eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für den Gottesdienst, wie beispielsweise Wasser als Ursprung des Lebens, als Nahrungsquelle und Symbol für Erneuerung, Läuterung und Taufe oder Fische etwa für die Speisung der Fünftausend. Das Aquarium wird so beleuchtet, dass das Wasser von innen heraus strahlt, was vor allem in der Dämmerung den ganzen Kirchenraum erfassen kann.
Das Motiv der Wiese, der Weide, des Grases oder der Aue spielt sowohl im Alten- als auch im Neuen Testament eine wichtige Rolle in Zusammenhang mit idyllischen Bildern. Daraus abgeleitet wird der gesamte Innenraum der Kirche zu einem leichten, weitläufigen Wiesental. Als Material wird langfloriges, frischgrünes Kunstgras eingesetzt, das weich ist und natürlichem Gras sehr ähnelt. Darauf zu gehen, entspricht dem Gefühl, über Moos zu laufen. Die Wiesenflächen werden an den Wänden hochgezogen. Durch die Verwendung des Grases bildet sich eine Parallele zu weiteren Wiesenflächen in der Umgebung der Kirche: unter dem Baumring des Platzes und auf dem nahen jüdischen Friedhof.
Die vorhandenen Säulen werden durch Rotbuchenäste und –zweige zu Bäumen und Baumkronen. Die trocken beblätterten Äste lassen die Anmutung von herbstlichem, lichtem Wald entstehen, durch den das Sonnenlicht fällt. Hierzu werden oberhalb der Säulen nach unten gerichtete Strahler angebracht, die ein Spiel aus Licht und Schatten erzeugen, dass nach Bedarf eingesetzt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der interreligiöse Ansatz ist eine interessante Auffassung des Themas. Die sparsame, jedoch Ansatz für Interpretation liefernde Symbolik fällt positiv auf. Insbesondere die Idee, die Kreisform des Platzes klar und mit einer deutlichen Farbgebung zu akzentuieren, erreicht mit wenig Mitteln einen starken Effekt. In der Innengestaltung wird die Bausubstanz insbesondere durch die Verstärkung der historischen Baumsymbolik der Säulen gut aufgenommen. Die Gestaltung ist ansprechend, die Umsetzung mit Lampions und dem Altarbecken vorstellbar. Die Idee, einen neuen, in die Mitte versetzten Altar als Mittel der Veränderung des Gewohnten einzusetzen, definiert den Kirchenraum temporär neu und ist hervorhebenswert. Die Form des Beckens erscheint dabei inszenierungstechnisch und funktional schwierig. Hier müsste außerdem auf eine handwerklich sehr gute Umsetzung geachtet werden. Der akustische Aspekt der Geräuschdämpfung durch die Kunstrasenbahnen kann gut funktionieren. Das `Hochziehen´ des Rasens an den Wänden ist funktional problematisch, das Material erscheint in seiner Künstlichkeit für den gewünschten positiv fröhlichen Eindruck ungeeignet. Auch die vertrockneten Buchenäste sind unter diesem Gesichtspunkt zu wenig lebendig und schaffen eine eher bedrückende, herbstliche Stimmung, die im starken Kontrast steht zu der extremen Farbigkeit der Lampions. Die bunten Lampions könnten überdies zu Fehlinterpretationen verleiten. Eine Umsetzung mit frischem Grün und eine Beschränkung auf wenige Farben würde die `paradiesische´ Stimmung eher vermitteln, hier ist Potential vorhanden. Der funktionale Aspekte der Bestuhlung bei Veranstaltungen wurden bedacht. Eine Verbindung mit dem Außenraum wird durch die Wiederholung der Elemente farbige Kugeln und Kunstrasen geschaffen, leider bleibt der Eingangsraum komplett unbearbeitet, der Übergang ist nicht ausreichend gelöst. Insgesamt erscheint die Lösung für den Außenraum gelungener als die Innenraumgestaltung. Die sehr attraktive grafische Wirkung der Außenraumgestaltung ist dabei jedoch rein visuell, es gibt keinen positiven Einfluss auf die Nutzungsmöglichkeiten des Platzes. Bei einer Umsetzung des Entwurfes wäre eine intensiv durch Experten begleitete Detailplanung und Ausführung notwendig.