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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neugestaltung des Marktplatzes

Markplatz Bünde

Markplatz Bünde

3. Preis

Preisgeld: 3.500 EUR

Büro für Architektur Stadt- und Freiraumplanung Lichtplanung Anke Deeken

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadtraum
Der mehr als 5.000 qm große Platz im Süden der Bünder Innenstadt muss viele
Funktionen erfüllen. Seine Hauptnutzung ist der Wochenmarkt, der an drei Vormittagen
in der Woche stattfindet und die Größe der freien Platzfläche vorgibt. Gleichzeitig ist
der Platz Entree und Schulhof für das Gymnasium und ein Tor zur Innenstadt.
Zeitweise wird er zum Parken genutzt. In seinem derzeitigen Zustand verfügt der Platz
über keinerlei Aufenthaltsqualität.

Städtebauliches Konzept
Der große Platz wird durch bauliche Ergänzungen gefasst und so in seiner
Maßstäblichkeit und Stadtraumqualität aufgewertet. Statt einer mehrgeschossigen
Parkpalette wird vorgeschlagen, die vorhandene Tiefgarage nach Norden zu erweitern
und den derzeitigen Parkplatz mit schmalen, dreigeschossigen Baukörpern zum
Marktplatz und zur Hangbaumstraße abzuschließen. Eine Nutzung mit
Publikumsverkehr trägt zur Belebung des Platzes bei und dient dem Lückenschluss in
Richtung Fußgängerzone. Im Erdgeschoss ist auch Gastronomie denkbar. Die
rückwärtige Fläche verbleibt oberirdisch zum Parken.

Erschließungskonzept
Das Erschließungskonzept folgt den Vorgaben der Verkehrsuntersuchung. Der
Marktverkehr auf dem Platz wird über eine Zufahrt von der Hangbaumstraße und eine
Ausfahrt zur Marktstraße geregelt.

Fahrräder
Fahrradständer in der gewünschten Anzahl beeinträchtigen nachhaltig die
Gestaltqualität des Platzes. Es wird daher eine geordnete Unterbringung am Platzrand
vorgeschlagen. Das - analog zum Schulneubau - zurückgesetzte Erdgeschoss des
geplanten Neubaus am westlichen Platzrand wird als Fahrradbox mit transparenter
Fassade (z.B. Metallgewebe) ausgebildet, die sowohl von den Schülern des
Gymnasiums als auch von den Besuchern des Wochenmarktes genutzt werden kann.
Als Zwischenlösung können an dieser Stelle kleinere Fahrradboxen zwischen den
Bäumen errichtet werden. Ergänzend werden unter dem Baumdach an der
Marktstraße einige Fahrradbügel angeordnet.

Gestaltungskonzept
Neben Funktionalität soll zukünftig auch eine hohe Aufenthaltsqualität den Platz
kennzeichnen. Die Marktstraße wird höhengleich und mit einheitlichen Materialien in
den Platzraum einbezogen. Ein doppelreihiges Platanendach bildet einen Paravent
zum fließenden Verkehr und einen geschützten Aufenthaltsbereich mit Ausblick über
den Platz. Eine Gruppe rotblühender Kastanien setzt einen Akzent auf dem Platz und
verbessert die Raumwirkung des Schulhofes.

Oberflächen
Die Oberflächen müssen mit Hinblick auf die Platznutzung gleichzeitig robust,
gestalterisch ansprechend und wirtschaftlich sein. Unterschiedliche, farblich
aufeinander abgestimmte Materialien gliedern die Platzfläche. Die vorwiegend
fußläufigen Randbereiche werden - ebenso wie der Schulhof - mit Naturstein befestigt,
den jeweiligen Verkehrsbelastungen entsprechend mit größeren Platten am Rand und
kleinformatigen Platten in der Platzfläche. In der Fahrbahn der Marktstraße wird ein
passendes Pflaster verlegt, das den Ansprüchen des Busverkehrs genügt. Alle
Natursteinoberflächen sind gesägt und geflammt und damit gut begehbar. Der große
Marktplatz erhält einen Belag aus Glitzerasphalt mit einem hohen Anteil aus farblich
passendem Granitsplitt. Schmale Granitbänder, jedoch mit anderer Oberflächenbearbeitung (gespitzt), ziehen sich als dezente Gliederung sowohl durch die
Naturstein- als auch durch die Asphaltfläche und verbinden beide gestalterisch
miteinander. Die Oberflächenentwässerung wird über Rinnen am Rand der inneren
Platzfläche gewährleistet. Unter dem Platanendach schafft eine wassergebundene
Decke ein angenehmes Ambiente.

Ausstattung
Der Marktplatz wird im Wesentlichen von den Schulgebäuden geprägt und ist auf den
Altbau mit dem Turm ausgerichtet. Der Platzgestaltung sollen daher nur wenige,
zurückhaltende Elemente hinzugefügt werden. Neben dem Platanendach und der
Kastaniengruppe sind dies hölzerne Sitzquader auf dem Schulhof und lange
Hockerbänke aus demselben Material, die die Marktfläche im Osten rahmen. Die Farbe
des neuen Schulgebäudes aufgreifend, werden die Holzelemente ochsenblutrot lasiert.
Die Abmessungen der Sitzquader entsprechen den breiteren Bänderungen in der
Fläche, in die schmalen Bänder nahe den Kastanien sind bodenbündig Düsen
eingelassen, aus denen temporär ca. 50 cm hohe Wasserwände aufsteigen. Die
Nutzbarkeit der Platzfläche wird durch das Wasserspiel nicht eingeschränkt.

Lichtkonzept
Das Licht dient der Sicherheit und Orientierung auf dem abendlichen Platz, unterstützt
die Wirkung des Raumes und prägt dessen Aufenthaltsqualität. Im Westen werden am
Platzrand hohe Mastleuchten angeordnet, die die Großzügigkeit des Platzes
unterstreichen und ihn mit der Technik der Lichtpunktzerlegung in ein gleichmäßiges,
weiches Licht tauchen. Niedrigere Lichtpunkte unter dem Baumdach schaffen hier eine
intimere Atmosphäre. Der Schattenwurf der Platanen auf dem sonnenbeschienenen
Platz wird am Abend durch Projektionen aus dem Baumdach verfremdet
wiedergegeben. Für die Weihnachtsbeleuchtung sind die Leuchten mit zusätzlichen
Modulen (Goboscheinwerfer) ausgestattet, die winterliche Motive auf die Platzfläche
projizieren. Die Fassade des alten Schulgebäudes und der markante Turm werden durch dezentes Streiflicht im abendlichen Stadtbild unterstrichen. Für alle Bestandteile des funktionalen und des atmosphärischen Lichts wird eine warmweiße Lichtfarbe (3.000 Kelvin) gewählt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Marktplatz wird räumlich durch Baumreihen nach Norden und Osten gefasst. Zur Ostseite plant der Verfasser die Anlegung einer Doppelreihe von Platanen (Promenade), die allerdings auch zu einer unnötigen Verengung des Platzes führt. Hier hätte eine Platzierung weiter zur Marktstraße den Gesamteindruck großzügiger erscheinen lassen. An der Westseite ist der Rand des Marktplatzes in der Verlängerung des neuen Schultrakts ohne das vom Verfasser geplante Mehrzweckgebäude nicht abgeschlossen. Ansonsten wirkt der Entwurf gut gelungen und nachvollziehbar. Die drei Kastanienbäume vor den Klassenzimmern bewirken, wie gewünscht, keine optische Trennung in Schul- bzw. Marktbereich. Weiterhin ist es dem Verfasser gelungen, mit Sitzbänken bzw. –blöcken aus Holz, dem geplanten Platanendach an der „Ostpromenade“ und den Wasserspielen im Schulbereich Aufenthaltsqualitäten zu erzielen. Das Wettbewerbsprogramm ist nicht in allen Bereichen gänzlich erfüllt; so entscheidet sich der Verfasser auf dem westlichen Parkplatz auf Kosten der verlangten Parkgarage für eine städtebauliche Lösung mit „schmalen dreigeschossigen Baukörpern“. Die geforderte Zahl an Fahrradstellplätzen wird nicht erreicht und zugunsten entgegenstehender Gestaltungsziele in einer „gewissen Ferne“ geordnet unter die Platanen am Platzrand bzw. in eine noch anzulegende Fahrradbox im Schulanbau verlegt. Der gesamte Platz ist gut zu erschließen. Es befinden sich keine störenden Elemente im Aufstellbereich der Marktbeschicker. Hierfür ist vom Verfasser eine Glitzerasphaltdecke vorgesehen. Diese könnte sich bei intensiver Nutzung durch den Marktverkehr als vorteilhaft erweisen.

Verkehrliche Beurteilung
Die Marktstraße ist gestalterisch einbezogen und erhält einen eigenen, funktionalen Straßencharakter. Auf die Zebrastreifen kann verzichtet werden. Es sind zwei eher kleine Zu- und Abfahrten nur zur Marktstraße. Es gibt keine klare Aussage zu Bushaltestellen.

Beurteilung aus Sicht der Marktbeschicker
Die sehr breite Platanen-Allee zur Marktstraße schränkt die Rangiermöglichkeiten ein. Positiv ist der Glitzerasphalt, der beim Umgang mit Rollcontainern und Hubwagen für einen niedrigen Lärmpegel sorgt.

Beurteilung aus Sicht des Gymnasiums
Die gestellten Anforderungen werden nicht hinreichend erfüllt. Es gibt zu wenig Fahrradstellplätze. Es ist kein ausreichender Sichtschutz vor den Klassen geplant. Für die Schüler wurden nur wenig Sitzmöglichkeiten geschaffen.
Blatt 1

Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2

Übersichtsplan M 1:1000

Übersichtsplan M 1:1000

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Beleuchtungskonzept

Beleuchtungskonzept

Piktogramme: Marktplatz, Funktionsbereiche, Verkehrsflächen

Piktogramme: Marktplatz, Funktionsbereiche, Verkehrsflächen

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive