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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012

Neugestaltung des Kirchenvorplatzes St. Stephanus

Perspektivskizze

Perspektivskizze

3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

LHVH ARCHITEKTEN BDA Partnerschaft mbB Lohner Holschbach Voss

Architektur

ErlÀuterungstext

Situation

Die Kirche St. Stephanus mit ihrem Vorplatz liegt am sĂŒdlichen Rand der Gemeinde Lank-Latum, einem Stadtteil der Stadt Meerbusch, in einem gewachsenen stadt-rĂ€umlichen GefĂŒge. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Alte Markt. In dieser Platzabfolge liegt eine hohe rĂ€umliche QualitĂ€t.
Der nördliche Rand des Kirchenvorplatzes ist geprĂ€gt durch historische GebĂ€ude sowie die rĂŒckwĂ€rtige Bebauung der HĂ€user in der Fronhofstraße. Diese fĂŒgen sich maßstĂ€blich in den Ortskern ein. Das bestim- mende Material bei GebĂ€uden und BodenbelĂ€gen ist roter Klinker. Auch der Kirchenvorplatz ist mit dem fĂŒr FußgĂ€ngerbereiche bestimmten rötlich-grauen Klinker gepflastert, welcher die Verbindung an den Alten Markt und den Ortskern herstellt. Unterbrochen wird der Klinkerbelag im östlichen Bereich des Platzes durch eine KiesflĂ€che. Die Dominante des Ortes ist die Kirche St. Stephanus. Sie ist eingebettet in eine parkĂ€hn- liche Situation mit altem Baumbestand.
Ihre heutige Form erhielt die Kirche in den Jahren 1841 - 1844. Lediglich der Kirchturm kann zeitlich in das 12. Jhd. datiert werden. Überlieferungen von frĂŒhzeitlichen Kirchenbauten der vorromanischen und roma- nischen Zeit wurden durch Ausgrabungen der letzten Jahre bestĂ€tigt.


Konzept

Unser Entwurf thematisiert weniger die Sichtbarmachung des noch Vorhandenen, als vielmehr die Abwesen- heit von etwas Dagewesenem und die VergÀnglichkeit von Dingen, die nur noch in der Erinnerung existieren oder als Reste im Untergrund.
Es ist auch das Thema von Licht und Schatten, des im Weg des Lichtes stehenden Gegenstands, der in seiner realen Existenz als ProjektionsflĂ€che einen Schattenriss auf eine OberflĂ€che wirft. Der Schatten, ein Symbol fĂŒr VergĂ€nglichkeit, wird fĂŒr die Gestaltung des Kirchenvorplatzes thematisch aufgegriffen und ge- stalterisch umgesetzt.
Schatten formen eine rĂ€umliche Dimension von Architektur, verstĂ€rken die rĂ€umliche Vorstellungskraft. Der symbolische Schatten der im 12. Jahrhundert gebauten drei-schiffigen Basilika, in der Grundrisszeichnung entwickelt, wird stellvertretend auf den Kirchenvorplatz projiziert und als Inlay in das vorhandene Klinker- pflaster eingelegt. Dieser Schattenriss lĂ€sst die romanische Kirche in der Illusion des Betrachters entstehen. Die Verbindung mit dem Schattenriss des nach wie vor bestehenden Kirchturms formt fĂŒr einen zufĂ€lligen Moment die dreischiffige Basilika nach, bis der Kirchturm weiterwandert und die Gegenwart die Vergangen- heit ĂŒberlagert. Der Schattenriss erinnert an die NĂ€he von Schatten und Licht, Tod und Leben an diesem besonderen Ort.
Das Inlay des Schattens löst sich mit dem Einbruch der Dunkelheit kontinuierlich auf und verschwindet in der OberflÀche des Platzes. Es entsteht eine ruhige FlÀche aus Stein, Licht und Schatten, deren Textur sich im Wandel der Tages- und Nachtzeiten subtil verÀndert und bewegt.


Umsetzung

Die zweidimensionale, flĂ€chige Platzgestaltung nimmt sich gegenĂŒber den starken Platzkanten mit hochwer- tigen, zum Teil denkmalgeschĂŒtzten Fassaden, der Kirche St. Stephanus und dem prĂ€genden Baumbestand zurĂŒck.
Ziel ist es, die historischen Fundamente der vorromanischen und romanischen Kirche in ihrem konservierten Zustand unterhalb der PlatzoberflĂ€che zu belassen und nicht durch neue Fundamentierungen zu beeintrĂ€ch- tigen. Es liegt in der Natur eines Schattens, dass er erst an der Ă€ußersten Kante eines GebĂ€udes beginnt. Somit wird neben den alten Fundamenten und ohne tiefe GrĂŒndungen eingegriffen.
Um eine Einheitlichkeit des Stadtraumes herzustellen, wird der Pflaster-Klinker auch im Bereich der KiesflĂ€- che verlegt und bis an die angrenzenden GrĂŒnflĂ€chen gefĂŒhrt. Die SchattenflĂ€che liegt als schwarz einge- fĂ€rbter Beton flĂ€chenbĂŒndig im Pflasterbelag des Platzes.
Aus diesem schwarz eingefĂ€rbten Beton erheben sich aus der OberflĂ€che zwei kubische BetonbĂ€nke, die zum Beobachten, Sitzen und Verweilen einladen. Die BĂ€nke sind ohne RĂŒckenlehne ausgebildet, um keine Richtung vorzugeben und Kommunikation in alle Richtungen zu ermöglichen. Sie werden mit einer SitzflĂ€che aus dunkler Mooreiche abgeschlossen. Jeweils in die BĂ€nke integrierte, museumsartige Vitrinen, ersetzen die Informationstafel auf der östlichen Platzseite. Eine Tafel mit der Chronologie des Ortes und AushĂ€nge der Kirchengemeinde finden dort Platz. Schlitze in den BĂ€nken ermöglichen das Abstellen von FahrrĂ€dern.


Licht

Am Tage wird die Situation bestimmt von der IntensitÀt der Sonneneinstrahlung und der Interaktion der unterschiedlichen Schatten mit dem Schatten-Inlay auf dem Platz. Mit Beginn der DÀmmerung taucht das Schatten-Inlay langsam in der PlatzflÀche unter.
Bei Dunkelheit wird die BodenflÀche des Kirchenvorplatzes nicht beleuchtet. Wo immer GebÀude die Platz- kanten definieren, werden die Fassaden dezent indirekt beleuchtet ohne mit der Beleuchtung der Kirche zu konkurrieren. Raumkanten definierende BÀume werden unterleuchtet.
Durch integrierte Beleuchtung möblieren die BÀnke als Lichtobjekte den Kirchenvorplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auszug aus der Jury-Beurteilung:

"Der Verfasser entwickelt einen sehr schönen, ruhigen, unaufgeregten Platz mit einem neuen Element, dem so genannten Schatten. Die Wettbewerbsaufgabe ist dadurch sehr subtil und nicht historisierend umgesetzt
"
Romanische Basilika 12. Jhd.

Romanische Basilika 12. Jhd.

Bau der neuzeitlichen Basilika 1841-1844 Abbruch der romanischen Basilika 12. Jhd.

Bau der neuzeitlichen Basilika 1841-1844 Abbruch der romanischen Basilika 12. Jhd.

Sichtbarmachung des Dagewesenen

Sichtbarmachung des Dagewesenen

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Plan 1 - Lageplan, Perspektive, Idee

Plan 1 - Lageplan, Perspektive, Idee

Plan 2 - Ansichten/ Schnitte

Plan 2 - Ansichten/ Schnitte

Plan 3 - Grundriss, Lichtplanung

Plan 3 - Grundriss, Lichtplanung

Plan 4 - Details

Plan 4 - Details