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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 08/2012

Nachwuchswettbewerb "Garten der Zukunft"

2. Preis

Heyden Freitag

Student*in Landschaftsarchitektur

Katharina Bentien

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

PHILOSOPHIE
Optimistisch in die Zukunft blicken bedeutet gleichzeitig rational in die Vergangenheit zu schauen und Bewährtes im Hinterkopf zu verankern, um in der Zukunft Nachhaltiges erschaffen zu können.
Im Zuge des rasanten 21. Jahrhunderts spielen Traditionen wieder eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft. In einer schnelllebigen Zeit besinnt man sich gerne auf Altbewährtes, was einem das Gefühl von „Heimat“ verleiht. Der Garten ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und kann viel mehr als nur ein Freiraum darstellen. Das Verständnis von Natur und der richtige Umgang mit ihr wird für die Zukunft eine tragende Rolle spielen. Der Garten im öffentlichen Raum kann ein Freiraumtypus sein, der nicht allein durch den Gestalter, sondern durch die im Raum tätigen Menschen hervorgebracht wird. Neue Partnerschaften, Netzwerke und Managementstrukturen für die Fläche sind Teil der Strategie.
Wandelbarkeit, Funktion, Prozess, und natürliche Schönheit sind die Schlagworte, mit denen der Entwurf für einen Garten der Zukunft umzugehen versucht. Statische Rauminstallationen können der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nicht mehr das bieten, wonach sie verlangt. Bewegung und Kommunikation im Freiraum und eine gewisse Unvorhersehbarkeit von Entwicklungen sind als überaus positive Chance für den Nutzer zu sehen. Möglichkeiten der kreativen und individuellen Freiheit müssen in Zukunft gegeben werden.

KONZEPT
Der Entwurf „Tischlein Deck Dich“ soll den Besuchern und den Anwohnern von Zülpich während der Landesgartenschau 2014 einen Ort des Aufenthalts, Kontemplation und Partizipation bieten. Der Gartenraum bietet während aller Jahreszeiten ein sich wandelndes Erscheinungsbild, was seine Funktion jedoch zu keiner Zeit einschränkt. Eine klare Formensprache schärft den Blick für das Wesentliche und erweckt Aufmerksamkeit für Details. Angelegt wurde der öffentliche Garten im Sinne des „Urban-Farmings“, der nach der Gartenschau durch Anwohner oder eine sich noch während der Gartenschau entstehende Gemeinschaft fortführen lässt.
Der Garten „Tischlein deck dich“ soll das Interesse der Besucher für Naturprozesse wecken und ein Stück von traditionellen Funktionen und „heimatlichen“ Gefühlen vermitteln. Die aktive Aufzucht einer Pflanze unter einer aufmerksamen Beobachtung zahlt sich am Ende mit der Reife der Frucht aus. Die Ernte ist somit ein Erfolgsprodukt eigener Mühen, wodurch positive Lebensenergie hervorgerufen wird. Die Besucher können den Ertrag oder ihr eigens mitgebrachtes Wegproviant im Garten an einer „Grünen Tafel“ mit Kräutern verfeinern und zu sich nehmen. Der Garten, wurde so konzipiert, dass er über den gesamten Zeitraum der Gartenschau verschiedene Obst-, Kräuter-, Gemüsesorten und fruchtige Beeren zum sofortigen Verzehr bietet.

DIE GARTENRÄUME
Der Garten selbst teilt sich in drei Gartenräume, gliedert sich aber nahtlos in das geplante Gartenband der Seegärten ein. Der an der angrenzenden Parzelle entstehende Pavillon des Garten-, Landschafts- und Sportstättenbaus kann den neuen Gartenraum als Aufenthaltsort mit nutzen. Um dem verbindenden Charakter des Themenbandes zu entsprechen kann der Garten von Norden und von Süden erschlossen werden. Der Besucher wird bei seinem Rundgang durch den Garten mit seinen verschiedenen Räumen geleitet, die sich durch eine unterschiedliche Pflanzenverwendung voneinander unterscheiden. Die Gartenräume werden durch sich einschiebende Pflanzbeete und Rasenflächen unterteilt. Aufgelockert werden die geometrischen Gartenräume durch eingestreute mehrstämmige, lichte Beerensträucher und die sich am Boden befindenden Fugen, die mit einer attraktiven und kontrastierenden Sedum-Teppich-Begrünung versehen sind. Dies sorgt einerseits für einen farblichen Akzent auf den unifarbenden, gleichformatigen Bodenplatten und anderseits ist eine Entwässerung über die Fugen gewährleistet. Im größten Gartenraum befindet sich die „Grüne Tafel“, das hervorstechende Element des Gartens. Die Tafel soll den Besucher zum Verweilen einladen und den Blick durch die Lichtung über den schönen Zülpicher See lenken.

PFLANZENWAHL
Die Pflanzen in den Gartenräumen wurden so gewählt, dass sie nach Reifung zum sofortigen Verzehr geeignet sind. Die Hochbeete mit den Gemüse- und Kräutersorten werden durch ein automatisches Bewässerungssystem kontinuierlich gewässert und benötigen somit kaum mehr pflegende Eingriffe. Das Bewässerungssystem entspricht dem einer intensiven Dachbegrünung und wurde für den Zweck des Gartens modifiziert. ¬

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des „Tischlein deck dich“ ist als Motto überzeugend und liegt im Trend. Der Entwurf greift aktuelle Strömungen auf und ist pfiffig umgesetzt. Die Idee ist insgesamt positiv besetzt. Die Einbindung in die Umgebung ist gut gelöst. Es fehlen allerdings Großbäume, so dass die räumliche Wirkung insgesamt schwach ist. Die Formensprache ist solide vorgetragen und die Proportionen sind gelungen. Die Nutzbarkeit in Verbindung mit dem GALA-Bauausstellungsbeitrag ist gut. Der Beitrag ist während der LAGA schwierig in der Nachbestückung mit essbaren Pflanzen/Früchten. Insgesamt ist es ein Beitrag mit erhöhtem Pflegeaufwand, der eine intensive Betreuung erforderlich macht. Die Hochbeete bieten auch für Rollstuhlfahrer und Blinde ein besonderes Gartenerlebnis. Die Aufenthaltsqualität ist hoch, die Wege- und Verkehrsflächen sind gut organisiert. Der Tisch lädt zum Picknicken und Verweilen ein. Der Beeteinfassung aus Ortbeton ist nicht im Kostenrahmen abgedeckt. Hier wären Alternativen sinnvoll möglicherweise aber nicht nachhaltig in der Dauernutzung.