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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2008

Neugestaltung der FlÀche vor dem Aachener Tor

3. Preis

SMEETS LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Aufgabe und Chancen
Der Bereich vor dem Aachener Tor ist nach einer langen Entwicklung und wegen seiner Nutzung heute kein ansprechender Freiraum. Als Stadteingang ist er unattraktiv. Er ist nur „die FlĂ€che vor dem Aachener Tor“.
Seine Lage, die historische Bausubstanz, sein Raumangebot und die BezĂŒge zum Umfeld sind ein hohes Potenzial als ein wertvoller zentraler stĂ€dtischer Freiraum nahe an der Innenstadt, innerhalb der Erftaue und an einer fĂŒr die Adressbildung wichtigen Stelle. Folglich verwundert es nicht, wenn er im RegioGrĂŒn Projekt Erftaue-GrĂŒn-Stadt eine SchlĂŒsselstellung einnimmt.
Zur Aufwertung bedarf keiner HinzufĂŒgung vieler neuer Elemente und Nutzungen sondern der Strukturierung und dem Erlebbar-machen der vorhandenen Substanz und RaumbezĂŒge. Inhalte können Treffpunkte, gastronomische Angebote, Touristinfo, Aufenthaltsbereiche sowie RĂ€ume fĂŒr Bewegung und Spiel sein.

Konzept der stÀdtebaulichen Einbindung
Ziel der stĂ€dtebaulichen Maßnahmen ist die Bereinigung des Gebietes von störenden Nutzungen und Elementen. Die Bedeutung seiner historischen Teile, die NĂ€he zum historischen Stadtkern, die Funktion als zentraler Teil des stĂ€dtischen GrĂŒnsystem und als Klammer zum Kreishaus wird ebenso herausgestellt, wie die Funktion als Knoten in der ĂŒberörtlichen Vernetzung (Erfttal, Ville/Börde, Radwegesystem).
Die Übernahme und BerĂŒcksichtigung der stĂ€dtebaulichen BezĂŒge, der geplanten Funktionen und der historischen Inhalte fĂŒhrt zu einer Aufteilung der FlĂ€che. Diese wird zum Konzept des Entwurfs und der Wege mit der Dreiteilung:
Historische BezĂŒge – Verbindung und Bewegung – Entspannung und Erholung
Wesentliche Themen sind Stadttor und Stadtmauer, historische Achsen, die stĂ€dtebauliche ZusammenfĂŒhrung von Stadt und Kreishaus sowie ein hochwertiges, stadtnahes Erholungsangebot durch vielfĂ€ltig nutzbare Aufenthaltsbereiche fĂŒr ein breites Nutzerspektrum. Mitbestimmend sind hierbei die Anbindungen an sĂŒdliche und nördliche Erftaue, Erft und Innenstadt, die GrĂŒnzĂŒge an Bahn und Krankenhaus und der Stadtgarten. Wichtig ist die Einbeziehung der FreirĂ€ume am Kreishaus und spĂ€ter der FlĂ€chen im nördlichen Teil. Die Wege auf die stĂ€dtebaulichen BezĂŒge ausgerichteten Wege unterstĂŒtzen die dreiteilige Raumgliederung. In dem Eintauchen in die Tiefe des Raumes nimmt die GeschĂ€ftigkeit und Bewegung ab und der Erholungswert zu
Durch die Wiederherstellung des ursprĂŒnglichen GelĂ€ndeniveaus vor der großen Abschnitten der westlichen Stadtmauer wird die Erlebbarkeit als beeindruckender Schutz in der historischen Dimension möglich.
Nutzungskonzept
Einige der heutigen und zusĂ€tzlich gewĂŒnschten Nutzungen stehen einer Aufwertung entgegen. Wesentlich ist deshalb eine Neuordnung der Nutzungen und FlĂ€chen. Dabei werden vertrĂ€gliche Mehrfachnutzungen und eine Aufwertung der Aufenthaltsbereiche angestrebt. Alltagstauglichkeit fĂŒr alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen wird erreicht durch Angebote zum Verweilen und Beobachten am Torwachenplatz, entlang der gesamten Stadtmauer (KnĂŒchelsdamm bis sĂŒdlich des Stadtgartens) sowie in einem straßenabgewandt am Chaunyring neu geschaffenen Bereich mit Sitzstufenanlage und Podium. Hinzu kommen Liegewiesen, SpielflĂ€chen (informelles Spiel), und VorhalteflĂ€chen fĂŒr Gastronomie u/o einen Spielplatz. Sitzgelegenheiten im gesamten Park erweitern das Angebot zum Ausruhen und Sonnen.
Mit neuer Gastronomie (Cafe, Restaurant, Biergarten) im sĂŒdlichen Teil soll ein Anziehungspunkt geschaffen werden, um diesen Bereich aus der Randzone „herauszuziehen“. Ein weiterer Anziehungspunkt ergibt sich im SĂŒdostteil durch eine attraktive WasserflĂ€che (symbolhafter Wassergraben) mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t und Gelegenheit fĂŒr das Sonnen an der Stadtmauer.
Die vorgeschlagene Lage der Bushaltestelle dient ebenso zur Belebung in der Tiefe des Raumes. Zusammen mit einem Aufenthaltsangebot fĂŒr SchĂŒler und Jugendliche, ggf. mit Kiosk wird dieser Bereich ein Zielpunkt. Zudem sind von hier aus das Kreishaus und die Schulen besser zu erreichen. Das Gesamtkonzept ist jedoch nicht abhĂ€ngig von der Lage der Bushaltestelle an diesem Platz. Alternativ ist sie nördlich des Kreishauses möglich und realisierbar.
Neben der Alltagsnutzung bietet die Neuordnung der FlĂ€chen genĂŒgend Raum fĂŒr die Kirmes und Veranstaltungen. Hierbei stehen ohne Mitnutzung des Chaunyrings mehr FlĂ€chen als bisher zur VerfĂŒgung. Zelte und BĂŒhnen bis zu einer mittleren GrĂ¶ĂŸe sind ebenfalls möglich. An der ehemaligen Disco ist Raum fĂŒr eine Cafe, einen BiergĂ€rten oder ein Jugendcafe vorhanden.
FlĂ€chen fĂŒr Sitzen, Ruhe, Warten, Beobachten werden in hoher Gestalt- und AufenthaltsqualitĂ€t am Torwachenplatz angeordnet. Hier und an wenigen zentralen anderen Stellen (ĂŒbrige Eingangsbereiche) soll kleinflĂ€chig die hohe QualitĂ€t auch durch Beete mit Stauden und GrĂ€sern erzeugt werden.

Freiraumkonzept
Das FlĂ€chenkonzept betont die drei Kategorien des Raumes, nĂ€mlich die FlĂ€chen der histiorischen BezĂŒge (hist. Achse und Stadtbefestigung) Vernetzung und Bewegung im Übergang zum Umfeld (Kreishaus, örtl. und ĂŒberörtl. GrĂŒnsystem) und stadtnahe Aufenthaltsbereiche fĂŒr Erlebnis und Erholung. Zur Die historische Achse vor dem Aachener Tor erfĂ€hrt (möglichst ĂŒber den Kreisverkehr hinaus) durch Wegebelag, Baumreihe und Beleuchtung eine Betonung. Die FlĂ€che an der Stadtmauer wird weitgehend im historischen Niveau hergestellt und wie das hist. Vorfeld einer Stadtmauer offen gestaltet (Rasen, Platz- und WasserflĂ€che).
Die zentralen Wegestrukturen und FlĂ€chen nehmen die bestehenden BezĂŒge, z.B. zwischen der Stadtmauer und dem Kreishaus auf. Die Grundstrukturen sollten möglichst bis zum Kreishaus fortgesetzt werden, um die stĂ€dtebauliche ZĂ€sur des Chaunyrings (Höhe und Lage) zu neutralisieren.
Die neugeordneten Verbindungswege unterstĂŒtzen die FlĂ€chenstrukturen und deren Inhalte und Funktionen.
Erschließungskonzept
Im Plangebiet wird Kfz-Verkehr im Wesentlichen ausgeschlossen. Dies wird möglich, indem unter Ausnutzung der baulichen und verkehrlichen (in Verbindung mit einem Kreisverkehr) Möglichkeiten das Parkhaus z.T. neu erschlossen wird. Als Ergebnis ist vor dem Aachener Tor lediglich Anliegerverkehr
(Straße Im Stadtgarten, Andienung Krankenhaus) zu erwarten. Im SĂŒden erscheint aus GrĂŒnden der Erlebbarkeit und Nutzung die zusĂ€tzliche Anbindung des Stadtgartens durch/ĂŒber die Stadtmauer möglich.
Die neu angelegten Fußwege verbessern den Zugang zum Kreishaus (insbesondere ĂŒber die Nordseite zu den SitzungssĂ€len), aber ebenso die Anbindung an das GrĂŒnsystem und angrenzende Stadtteile sowie an das Radwegesystem nach SĂŒden und Osten (entlang der Bahn). Die Wegeverbindungen erhalten je nach Bedeutung Asphaltdecken oder wassergebundene Decken.

Aufenthaltsbereiche
Schwerpunkte des Aufenthaltes werden der Torwachenplatz mit der angrenzenden neugestalteten ParkflĂ€che, die FlĂ€chen vor der Stadtmauer (westlich, nördlich, sĂŒdlich) und als Jugendtreff die Bereiche am Chaunyring. Die Aufenthaltsbereiche bieten eine hohe NutzugsqualitĂ€t durch klimatische Gunst, eingeplanten Schutz vor Störungen (z.B. lĂ€rmmindernde Konstruktion am Chaunyring oder abschirmende Hecken bei SitzplĂ€tzen), gestalterische QualitĂ€t (Materialien, Beete) und ausreichende Offenheit (Sicherheit, Einsehbarkeit). Durch ausreichende Beleuchtung, mit der zudem die Gestaltstrukturen unterstĂŒtzt werden, entstehen auch nachts keine Angst-RĂ€ume.

Gestaltungsprinzipien
Bedeutung, GroßzĂŒgigkeit und ZentralitĂ€t sowie der verbindende Charakter zwischen Stadt und Kreishaus sollen durch offene, helle und qualitĂ€tsvolle Raumstrukturen hervorgehoben werden. Deshalb dominieren große weitgehend ebene RasenflĂ€chen, klare Linien und WegefĂŒhrungen. UnterstĂŒtzend werden Baumpflanzungen eingeplant, z.B. als Raumgrenzen und zur Abschirmung. Durch die Anordnung der Beleuchtung werden die Hauptstrukturen und zentralen Achsen zusĂ€tzlich in ihrer Klarheit betont. ErgĂ€nzend wird die historische Kulisse durch Beleuchtung hervorgehoben. Daneben erfolgt eine Zweckbeleuchtung gestalterisch untergeordneter aber funktional bedeutsamer Wege.
Die OberflĂ€chengestalt greift das historische Niveau der Aue auf. Hierzu werden DĂ€mme abgetragen und zur Angleichung der ĂŒbrigen FlĂ€chen genutzt. Ein Erhalt des vorhandenen privaten GebĂ€udes ist nur vorĂŒbergehend durch Verzicht auf die Höhenangleichung des vorhandenen Weges im Vorfeld der Stadtmauer möglich. Dauerhaft wĂŒrde sich durch die erhöhte Lage eine Verzerrung der Sichtachsen und Blickbeziehungen ergeben.

Materialien
Materialien sind ausschlaggebend fĂŒr die WertschĂ€tzung von FlĂ€chen, aber ebenso fĂŒr die Wirtschaftlichkeit und Folgekosten. GewĂŒnscht und geplant ist eine moderne Formensprache. Durch gezielte Materialauswahl bei den SchlĂŒsselfaktoren Beleuchtung, BelĂ€ge und Vegetation wird die dauerhafte QualitĂ€t gesichert.


Vegetation
Die erhaltenswerten BĂ€ume werden als Grundkapital der FlĂ€che beurteilt und gestalterisch einbezogen. In Teilen erfolgen gezielt ErgĂ€nzungen. Der Großteil des heutigen Bewuchses, insbesondere die StrĂ€ucher sind jedoch nicht erhaltenswert. Sie weichen der klaren Neugestaltung mit RasenflĂ€chen, Wegen und PlĂ€tzen. Im Bereich der StellflĂ€chen fĂŒr die Kirmes werden die FlĂ€chen als Schotterrasen befestigt.
Die Raumgrenze und Abschirmung zur Tankstelle wird mit Baumreihen (Linden, Platanen) gebildet. Denkbar sind stÀdtebaulich prÀgende, geschnittene Formen. Hecken aus Hainbuchen oder Eiben kommen zum Einsatz um Sitzecken abzuschirmen oder Blickachsen zu betonen.
Verbleibende Rasenböschungen werden entweder als strenge architektonische Formen oder wenig wahrnehmbare, auslaufende SchrÀgen ausgebildet.
Weg- und PlatzbelÀge
Der Torwachenplatz und die Achse stehen im unmittelbaren Bezug zur Innenstadt. Deshalb ist hier ein Pflaster aus Grauwacke - in gebĂ€nderten FlĂ€chen in Bögen verlegt - vorgesehen. Die ins Umland fĂŒhrende Achse soll in AbwĂ€gung von Gestaltanspruch, Kosten und Pflege ebenfalls wie die Hauptwege einen hell gefĂ€rbten Asphaltbelag (Farbpigment gelb) erhalten. In der Achse begleiten NatursteinpflasterflĂ€chen die LaufflĂ€che (Übergangszone zur historischen Stadt). Die ĂŒbrigen Wege werden mit einer wassergebundenen Decke (Kalkstein, gelblich); PlatzflĂ€chen (Dolomit, grau) versehen;
Beleuchtung
Beleuchtung ist Merkmal fĂŒr QualitĂ€t. In der Achse vor dem Tor werden sowohl am Torwachenplatz als auch am Platz vor dem Chaunyring hochwertige Stelen-Lampen (z.B. BEGA: 8966, Siteco: City-Light) zur Raumbildung genutzt. Sie initiieren am Anfangs- und Endpunkt die Sichtachse.
FĂŒr Hauptwege sind architektonisch hochwertige Mastleuchten mit indirekter Lichtabgabe geplant (z.B Hess: Amalfi, L. Poulsen: Terminal, Kipp, Albertslund). Die Stadtmauer und das Tor werden indirekt mit Bodenstrahlern beleuchtet. In der tiefer liegenden FlĂ€che erfolgt eine Zweckbeleuchtung der Hauptwegebeziehung mit Pollerleuchten (BEGA: 8878, L. Poulsen: Kipp, Albertslund, Siteco: City-Light).
Stufenanlage
Die Stufenanlage soll in bestÀndiger Form (Vandalismus) mit Feinbetonfertigteilen errichtet werden. Die oberste Stufe dient zum LÀrmschutz.
Wasserbecken
Hier sind zwei Alternativen vertretbar: Gabionen mit Steinabdeckung (Feinbeton) und geschĂŒtzter Foliendichtung sowie Trittplatten aus Feinbeton oder Betonbecken mit Steinabdeckung (ggf. Naturstein)
Wirtschaftlichkeit und Pflege
Alle Materialien und die Gestaltung sind auf BestÀndigkeit und leichte Pflege ausgerichtet. Die vorgesehene QualitÀt ist dem stÀdtebaulichen Anspruch und dem funktionalen Anforderungen angemessen.
Abschnittsbildung
Bestimmende Bestandteile sind die Achse und der Platz vor dem Aachener Tor sowie der Raum an der Stadtmauer, einschl. des ehemaligen VerkehrsĂŒbungsplatzes. Daneben bestimmt die große baumbestandene FlĂ€che neben der Achse den Park.
Das Gesamtkonzept lÀsst eine Abschnittsbildung zu. ZunÀchst sollte die Verkehrssituation in der Achse vor dem Aachener Tor geregelt werden (einschl. der neuen Ausfahrt und Nutzung der vorhanden Einfahrt des Parkhauses). Torwachenplatz und die Achse können dann als erstes realisiert werden.
Die Herrichtung der FlĂ€che vor der Stadtmauer und des VerkehrsĂŒbungsplatzes ist ebenfalls ein Schritt, der eigenstĂ€ndig realisiert werden kann. Dies ist auch bereits ohne Überplanung des vorhandenen GebĂ€udes möglich, wenngleich der Massenausgleich und die gewĂŒnschte Blickbeziehung zunĂ€chst dadurch behindert wĂŒrde.
Als weiterer Abschnitt ist die ohnehin moderate Anpassung der großen nördlichen TeilflĂ€che mit dem prĂ€genden Baumbestand zu sehen.Auch die TeilflĂ€chen an der nördlichen Stadtmauer und im SĂŒden sind vergleichbar unabhĂ€ngig von anderen Teilen herzustellen.
Um dem Gesamtanspruch gerecht zu werden wird die Umgestaltung und Anbindung der korrespondierenden Bereiche (Kreishaus, Stadtpark, GrĂŒnverbindung entlang der Bahn) zu betreiben sein und endgĂŒltig auch der FlĂ€chen (Tankstelle, Parkhaus) am KnĂŒcheldamm.
IdentitÀt
Die neue QualitÀt und herausgestellte Funktion bedarf einer eigenen IdentitÀt. Diese sollte sich in einer prÀgnanten Namensgebung widerspiegeln (Stadtpark, Erftauenpark).