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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 09/2012

Nachwuchswettbewerb Gartenschau Sigmaringen 2013 - Garten der Sehnsucht

1. Preis

Preisgeld: 700 EUR

Martin Schmitz

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Sehnsucht ist eine Reise - Ein unbändiges Gefühl nach einem ungreifbaren Ort - Ein Garten zwischen Himmel und Erde.

Sehnsuchtsorte sind simpel und doch so komplex. Das Gefühl der Sehnsucht kann Menschen gleichermaßen überwältigen und ist dennoch für jeden individuell. Ein helle, luftige Wolke gestaltet den Garten. Von weitem scheint sie einfach und groß. Je mehr der Besucher sich ihr nähert, desto individueller und komplexer wird die Struktur. In den Wolken liegen unsere persönlichen Sehnsüchte, Träume und Ziele.
Sie bildet das Grundgerüst des Gartens. Pittoreske Hügel schauen aus der Wolkendecke heraus und deuten an, dass sich der Reisende zwischen Himmel und Erde befindet. Immer wieder durchstoßen hohe, grazile Stauden die Wolke und strecken sich zum Himmel. Gemeinsam begleiten sie den Weg der Besucher. Ein heller Kies macht jeden Schritt der Reisenden hörbar. Die Gespräche und Schritte der anderen verlieren sich in einer dumpfen Geräuschwolke und es gelingt einem einfacher sich auf die eigene Person zu konzentrieren. Weiche Sitzkissen liegen verteilt in einigen Wolkennischen. Auf sie kann man sich fallen lassen und bei einer kurzen Rast den Blick zurück in die Donauaue genießen.

Höhepunkt des Gartens ist der Sonnenring. Mit seiner offenen Geste lädt er die Besucher ein, Platz zu nehmen und sich einen Augenblick auf den großen, weichen Kissen aus zu ruhen. Der Ring umklammert auf Grund seiner introvertierten Geometrie den Reisenden und strahlt eine Aura der Geborgenheit aus. Etwas versetzt liegt im Ring eine flache Wasserscheibe. Durch die Reflektion des Himmels, bringt sie die Dimensionen von Himmel und Erde außer Lot.
Der Sonnenring wird selbst bei trübem Wetter weit sichtbar glänzen und bietet auch von der hohen Perspektive des Schlosses, ein atmosphärisches Bild. Das wahre Schauspiel der Sonne wird sich aber im Garten am Nachmittag ab 15:00h einstellen: Wenn der mächtige Schatten des Schlosses schwindet, beginnt der Ring im Licht der Sonne zu strahlen. Der Garten der Sehnsucht erhält neben der räumlichen eine zeitliche Dimension, die den Ort zur Schaubühne werden lässt.

Der Garten der Sehnsucht basiert auf einfachen Geometrien und arrangierten Modellierungen. Der größte Teil des Gartens wird von Stauden, Gräsern und Ansaaten bestimmt. Wenige teure Stauden fördern jahreszeitliche Höhepunkte innerhalb der Vegetationsstruktur. Einfache, helle Kiese modellieren die Wege. Die Attraktion des Gartens ist der glänzende Sonnenring. Er besteht aus einem gebogenen Flachstahl, das bei Berührungen und Abrieb immer wieder neu zu glänzen beginnt. Als Alternative zur Baubronze kann auch ein eloxierter Flachstahl als Ring dienen. Diese Reduktion auf wenige Gestaltungsmittel und simple Geometrien werden den Bauverlauf wesentlich positiv beeinflussen.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Ein Garten zwischen Himmel und Erde“ als helle luftige Wolke gestaltet, Sinnbild für die persönlichen Sehnsüchte, Träume und Ziele. Inmitten des weißen Pflanzenteppichs liegt der Sonnenring, der die Besucher zum Verweilen zwischen Himmel und Erde einlädt. Diese Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie spielerisch mit Farben und Formen umgeht ohne sich zu verlieren. Sie hat die Kraft einen Ruhepol als Abschlusspunkt des Weges und donauabwärts im Gartenschaugelände zu bilden. Mit subtilen Geländeformen wird eine spannungsreiche Form im Zusammenspiel mit den nördlich liegenden Kalkfelsen erzielt. Das gebaute Bild ist auch ohne Kenntnis der Absichten der Verfasserin/des Verfassers erleb- und interpretierbar. Die Farbe weiß erfordert eine genaue Pflanzplanung und Pflege, um am schattigen Standort über die gesamte Zeitdauer der Gartenschau ein ansprechendes Bild zu ergeben. Die Konstruktion des Ringes erscheint anspruchsvoll, jedoch innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens realisierbar. Beindruckt hat die Verfasserin/der Verfasser dieser Arbeit durch das gekonnte Spiel mit den Lichtverhältnissen des Gartens. Die in der Perspektive dargestellte attraktive Kulisse wird in der Realität durch eine Gehölzgruppe am Uferrand der Donau verstellt.