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Landschaftsplanericher Realisierungswettbewerb als kooperatives Verfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb | 06/2003

Spreeufer / Arena am Ostbahnhof

Arge: cet-0 + botanisches büro

Arge: cet-0 + botanisches büro

2. Rundgang

cet-01couling | schnorbusch GbR

Architektur

botanisches büro

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt am FlussBerlin entdeckt das Wasser. Der Spreeraum Ost zählt heute zu einem der größten und attraktivsten Entwicklungsgebiete der Stadt. Die weiträumigen Flächen aufgegebener Bahninfrastrukturen, eine hervorragende öffentliche Verkehrsanbindung und die unmittelbare Nähe zum Wasser bilden gegenüber anderen zentralen Orten eindeutige Standortvorteile. Noch stellt sich das Gebiet als urbanes Vakuum, als ein Raum in Warteschleife dar, dessen alte Nutzung aufgehört hat und in dem sich neue Strukturen aber erst zögernd abzeichnen. An den Spreeraum als stadträumliche Schnittmenge zwischen Ost und West werden hohe Erwartungen geknüpft. Die eigentliche Nahtstelle zwischen Friedrichshain und Kreuzberg markiert die Spree mit den angrenzenden Ufern und dem ehemaligen Mauerstreifen entlang der Mühlenstrasse. Ein Raum, der in doppelter Hinsicht bisher von der Stadtentwicklung kaum wahrgenommen wurde:Die Spree galt lange Zeit als Motor der Industrialisierung. Später verkörperte der Fluss die Teilung Berlins und galt nach der Wende eher als Gewässer, dass die Stadt durchfließt, nie aber als Lebensader, an der sich die Stadtentwicklung maßgeblich orientierte. Zwar hat man die Qualitäten der Spreeufer mittlerweile entdeckt. Doch wird oft das wichtigste Element, das Wasser selbst, aus den Augen verloren. Schmutzig schlängelt sich der Fluss durch die Stadt.Auch der Mauerstreifen an der Eastside Gallery etablierte sich nach der Wende als verborgene Parallelwelt, als Erdlager und Nische, der nur kurzzeitig nach steigender Kriminalitätsrate erhöhte Bedeutung beigemessen wurde. Erst mit der Konkretisierung der städtebaulichen Planungen um den Ostgüterbahnhof rückt der Uferstreifen als „Vorgarten“ der neuen Bebauung in das Interesse der Stadtentwicklung. Blickt man jedoch über den Tellerrand der Ostgüterbahnhof-Entwicklung hinaus, die ein Denken bis zur Mühlenstrasse bzw. zur Uferkante auszeichnet, und fokussiert die endogenen Potenziale des Uferstreifens sowie die Spree selbst, offenbart sich eine neue Perspektive. Unabhängig vom scheinbar brachgefallenen, urbanen Kontext haben viele Berliner den Raum zwischen Mauer und Wasser als Freifläche entdeckt, die zwar nie geplant wurde aber als moderner hortus conclusus ein Universum bildet, das es sonst in der Stadt nicht gibt. Zieht man darüber hinaus in Betracht, dass schon in wenigen Jahren Schwimmbäder die Flussufer prägen können, gewinnt die Spree für die Gestaltung des Uferparks ebenso an Bedeutung wie der Bau der angrenzenden Sportarena.Baden in der SpreeWenn es in Berlin stark regnet, läuft die Kanalisation über und ein Gemisch aus Regenwasser und ungeklärten Abwässern fließt in die Spree. Dadurch steigt die Schadstoffbelastung des Flusses rapide an – ein dauerhaftes Badeverbot ist die Folge. Zwar hat sich die Wasserqualität heute schon erheblich verbessert, doch das Baden soll nach den gegenwärtigen Planungen erst in 20-30 Jahren wieder möglich sein.Der Senatsverwaltung für Wasserwirtschaft liegt mittlerweile ein Konzept zur Gewässersanierung der Stadtspree vor, das über die Rückhaltung der Einleitungen von Schmutzwässern aus der Kanalisation die Gewässerqualität erheblich verbessert. Das Konzept wurde bisher von unterschiedlichen Institutionen positiv bewertet und befindet sich zur Zeit in weiteren Prüfverfahren. Damit wird nicht nur das Baden in der Spree innerhalb von vier Jahren wieder realistisch – ein sauberer Fluss wird eigene Infrastrukturen wie Flussbäder generieren und die Gestaltung der Uferbereiche sowie des städtebaulichen Kontextes nachhaltig beeinflussen. Strand 1 – EntwurfsprinzipienUnser Entwurf verzahnt drei zentrale Entwicklungsansätze zu einer Strategie für die Gestaltung des Parks:A Das Entwicklungsgebiet Ostgüterbahnhof als räumliches Rückgrat – Der Bootsanleger bildet das Gelenk zwischen Park und Arena.B Der Uferstreifen als autarker Raum – Kommen, Gehen, Bleiben. Die Eigenheit des Ortes stärken. Den Uferstreifen als Aufenthaltsort gestalten, nicht als Durchgangsmeile.C Die Spree als Badefluss – Das Ufer vom Wasser aus erobern. Schwimmen und stranden.Die verschiedenen Entwicklungsansätze widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich zu einem interagierenden Spanungsfeld.Räumliche ZonierungDer Uferstreifen lebt von seiner einfachen räumlichen Struktur: Mauer – Fläche – Böschung – Uferkante. Der Entwurf für den Eastside Park basiert auf diesem Prinzip, interpretiert und ergänzt bestehende Elemente, ohne den Ort völlig neu zu überformen:1. PromenadeSie wird nicht entlang des Ufers, sondern topographisch erhöht entlang der Mauer geführt. Der ehemalige Kolonnenweg (Rad fahren, skaten) wird beidseitig von einem Fußweg (wassergebundene Decke, Grand ockergelb, 1,20m und 2,60m breit) eingefasst. Vor dem Speicher zweigt der Fußweg in eine Rampe ab, die den bestehenden Fußweg zwischen Ufer und Speicher anbindet. Im Bereich der Rampe ist der Weg aufgrund der Steigung als Splitt-Mastixbelag (gleiche Splittabstreuung wie wassergebundene Decke) ausgebildet. Sämtliche Wegeflächen sind mit Tiergartenband eingefasst. Von der erhöhten Promenade aus bietet sich ein freier Blick auf die Spreebrücken und das gegenüberliegende Ufer. Im Bereich des Bootsanlegers weitet sich die Promenade zu einem öffentlichen Balkon auf. 2. StrandDer Eastside Park steht für den längsten innerstädtischen Stadtstrand Berlins. Die Strandzone entsteht, indem die bestehende Uferböschung zurückversetzt und der neu entstehende Streifen mit Sand (Körnung 0/4) aufgefüllt wird. Durch seine Südorientierung und den freien Blick auf die Innenstadtsilhoutte bietet der Strand besondere Aufenthaltsqualität. Erfahrungen am Strandbad Wannsee belegen, dass die Pflege des Strandes weit weniger aufwendig ist als die von Rasenflächen. Hat die Spree erst einmal Badequalität, wird der Strand zum richtigen Strand.3.Skupturale BöschungDie bestehende Böschung wird um einige Meter nach Norden an die Promenade versetzt. Die Böschung charakterisieren unterschiedliche Böschungsneigungen, die als Liegewiese dienen und zusätzlichen Lärmschutz für die Strandzone bieten. Sie wird mit Rasen (Gebrauchsrasen/ Spielrasen RSM 2.3) angesät. 4. BootsanlegerDen Bootsanleger prägt eine 5m hohe Dachfläche aus transluszentem, farbigen Glas, die das vorgelagerte Entree für die Arena und den Eastside Park bildet. Sie integriert einen Kiosk sowie den Fahrkartenverkauf in Leichtbauweise und kann auch für besondere Veranstaltungen genutzt werden. Der Belag wird gestaltet aus großformatigen Weißbetonplatten (1,20mx0,70m). Stützmauern werden aus Ortbeton angefertigt, Stufen als Betonfertigelemente eingebaut.5. Platz vor dem SpeicherNach Osten schließt der Eastside Park mit einem Plateau vor dem Speicher ab. An dieser Stelle weitet sich der Fußweg zu einem Platz aus wassergebundener Decke auf. Zum Ufer und Strand hin treppt sich das Plateau über Sitzstufen (Betonfertigelemente) ab. Die Platzfläche wird akzentuiert durch drei Akazien sowie einen Barpavillion, der an einen externen Betreiber verpachtet werden kann.Mobiliar und BeleuchtungDer Strand und die Rasenböschung machen eine aufwendige Möblierung des Parks mit Sitzelementen überflüssig. Bänke mit und ohne Lehne, gefertigt aus Weißbetonelementen und Holz, flankieren punktuell den Kolonnenweg und bieten unter dem Dach des Bootsanlegers zusätzliche Sitzgelegenheiten. Zusätzliche Möbel (Liegestühle, mobile Tische und Holzbänke) werden durch die Betreiber der Bar oder eines Strandkorbverleihs bereit gestellt.Der Kolonnenweg wird von der Nordseite aus durch winklige Mastleuchten (vgl. System Taurus, Fa. Hess) ausgeleuchtet.MaueröffnungenDer heutige introvertierte Charakter des Uferstreifens, der durch die Abgeschlossenheit der Mauer entsteht, soll langfristig erhalten bleiben und nicht durch eine überflüssige Perforation der Mauer aufgehoben werden. Einzige Ausnahme bildet die geforderte Öffnung im Bereich der Arena/ Bootsanleger. Die betreffenden Mauerstücke (Bilder Nr. 39, 40) werden in der vorgesehenen Breite aus der Mauer gelöst, umgedreht und mit der Gemäldeseite nach Kreuzberg gerichtet auf der südlichen Seite des Kolonnenweges parallel zur Maueröffnung Souvenirladen aufgestellt. Durch die Umkehrung der Bilder tritt die Eastside Gallery, aber auch Friedrichshain mit Kreuzberg in einen neuen Dialog.EingängeDie Zugänge in den Park sind eindeutig definiert. Alle Eingänge schließen direkt an die Promenade an:A Eingang Oberbaumbrücke – Öffnung der bestehenden TreppenanlageB Maueröffnung SouvenirladenC Neue Öffnung Arena/ BootsanlegerD Zugang Kolpinghaus – Führung der Promenade südlich des erhöhten Terrassenbereich des KolpinghausesE BootsanlegerStraßenprofil MühlenstrasseZugunsten eines breiteren Mittelstreifens entlang der Nordseite der Mauer und eines freien Blickes von der Mühlenstrasse auf die Bildgalerie, gesichert durch neue Ampelanlagen, wird der geplante Parkstreifen aufgelöst. Das übrige Straßenprofil soll wie vorgesehen realisiert werden.Exkurs Neue Strategien für den öffentlichen RaumÖffentlicher Raum gerät heute zunehmend unter Druck. Berlin zeichnet sich aus durch einen Überschuss an öffentlichen Grünflächen, die zwar erheblich zur Qualität des öffentlichen Raumes beitragen, von den Bezirken aber immer weniger unterhalten werden können. Umso wichtiger erscheint es, bei der Neuanlage öffentlicher Parkanlagen Strategien und Handlungsmodelle zu entwickeln, die auf die Knappheit öffentlicher Ressourcen eingehen und die Qualität des öffentlichen Freiraumes trotz mangelnder Budgets dauerhaft sichern. Dabei ist die Kommune nicht nur genehmigende Behörde, sondern kann auch darüber hinaus bei geringen zur Verfügung stehenden Mitteln eine aktive Position einnehmen:-durch Minimalinterventionen, die Freiräume ohne hohe Ausstattungsstandards nutzbar machen-durch Kooperation mit externen Partnern -durch Förderung von Bürgerengagement -durch Öffnung von öffentlichen BrachflächenÜberträgt man dieses erweiterte kommunale Rollenverständis auf die Gestaltung des Eastside Parks, könnte der Park nicht als ein fertiges Endprodukt erscheinen sondern vielmehr als ein prozessorientierter Ansatz. Dabei wird ein planerisch fest definiertes Strukturgerüst, das die räumliche Zonierung des Parks, Beläge sowie Materialien fest definiert, kombiniert mit einer Parkstrategie, die weiche Planungswerkzeuge wie Minimalinterventionen, Regelung von Zugänglichkeiten oder kommunikative Instrumentarien integriert.Der strategische Ansatz erlaubt der Kommune, flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren und je nach Haushaltslage und Entwicklungsstadium unterschiedliche, aktivierende Rollen einzunehmen. Folgende Handlungsmodelle bieten sich an:_Hat der Bezirk den Uferstreifen erworben, wird dieser bereits in seiner bestehendenStruktur zum Park erklärt und offensiv kommuniziert. Der Raum wird so neu im öffentlichen Bewußtsein verankert und öffnet sich für neue Nutzungen._Der Eastside Park lässt sich mit einfachen, kostengünstigen Mitteln aktivieren. Durch Öffnung von Zugängen, eine einfache Behandlung der Bodenoberfläche oder Auslichten vorhandener Vegetation kann die Fläche kolonisiert werden. Diese Minimalinterventionen kann das Grünflächenamt des Bezirkes selbst durchführen. _In Entwicklungsstadien, in denen der Bezirk über ein geringes Budget verfügt, bietet sich eine Kooperation mit externen Partnern an. Ihnen wird eine Fläche kostengünstig für eigene Programme wie Strandkorbverleih, Eisstand, Beachvolleyball oder eine Bar zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug verpflichtet sich der Nutzer, für einen begrenzten Zeitraum einen Teil des Parks zu pflegen und zu sichern. Der Kommune entstehen keine zusätzlichen Kosten, der Park wächst._Werden Gelder für den Park freigegeben, kann in kapitalintensivere bauliche Maßnahmen investiert werden wie den Bau der Promenade, Böschungsmodulationen oder den Strand. Gestalterisch kommt der Park seinem Klimaxstadium durch die Realisierung einer klassischen Planungen am nächsten. Alternative Handlungsmodelle für magere Zeiten können tradierte Praktiken gezielt erweitern und eröffnen neue Möglichkeiten für einen anderen Gebrauch von öffentlichem Raum.
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