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Offener Wettbewerb | 04/2009

"79/08 Trauttmansdorff - Serra": Bau eines neuen Glasgewächshauses in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Lageplan

Lageplan

1. Preis

S.O.F.A. Architekten

Architektur

Erläuterungstext

„Die Geschichte des Glashauses ist eine Geschichte der Dialektik von konstruktivem Risiko, räumlicher Erfindung und inszeniertem Umgang mit der Natur, Abbild einer kulturellen Synthese der Interessen der Forschung, des Schauens, der Lust am Exotischen und dem Reiz der Viel-falt natürlicher und künstlicher Formen.“ (Friedrich Achleitner)

In diesem Sinne soll das Neue Gewächshaus Trauttmansdorff eine Weiterentwicklung der historisch gewachsenen Glashausarchitektur mit Ihren Anfängen im England des 19. Jahrhunderts – beginnend mit der Industrialisierung und den damals neuen Möglichkeiten der Verwendung von Eisen und Glas – und ihren aktuellen Beispielen sein.

Von ihrer Typologie her handelt es sich bei den historischen Glashäusern – z.B. beim Palm House von Joseph Paxton 1841-1849 in Kew Gardens - meist um Gebäude, welche die klassische Trennung von Wand und Dach in ihrem herkömmlichen Sinn auflösen. Das Gebäudevolumen wird von einer homogenen, transparenten Glashülle umfasst um möglichst viel Sonnenlicht gleich-mäßig zu nutzen und dem Besucher neue Raumerlebnisse bieten zu können.

Diese Ansätze sind in unseren Augen auch heute noch gültig - umgesetzt in eine zeitgemäße Archi-tektursprache mit ihren technischen Möglichkeiten bilden sie die Basis unseres Wettbewerbs-beitrages.


Urbanistische Rahmenbedingungen und Generierung der Form:

Die Gestalt des neuen Gewächshauses ergibt sich als spezifische Reaktion auf die örtlichen Gege-benheiten und den funktionalen Anforderungen von Seiten des Auslobers. Im Süden übernimmt das Gebäude die weiche Linienführung des Seeufers und der begleitenden Wegführung, im Norden bildet der bogenförmige, geschlossene Rücken des Gewächshauses einen logischen Abschluss zum Straßenraum und den dahinter liegenden Häusern.

Zudem kann die scheinbar freie, organische Form des Gebäudes als Architektur gewordene Interpretation des Inhalts gelesen werden.

Ähnliches gilt auch für die höhenmäßige Entwicklung des Gewächshauses. Die funktionalen Vorgaben mit den geforderten lichten Raumhöhen, sowie die Forderung für die dahinterliegenden Nachbargebäude die Einschränkungen was Besonnung und Aussicht betrifft möglichst ge-ring zu halten, waren die entscheidenden Faktoren für die Formfindung.


Funktionalität:

Das äußere Erscheinungsbild des Gewächshauses wird bestimmt durch die beiden transparenten „Glaskuppeln“ mit den zwei durch einen großzügigen Windfang und einer Schleuse getrennten Klimabereichen. Die Funktionen wie Insektarium , Büro und Räume für die Technik, welche durch eine wesentlich geringere und konstante Raumhöhe definiert sind, werden seitlich an das eigentliche Gewächshaus gedockt. Sie sind aber von außen nicht als Volumen lesbar, da sie in der Fortführung des Erdwalls verschwinden. Das Insektarium sowie der Arbeitsraum werden großzügig über Lichtkuppeln von oben belichtet und belüftet. Sollte zusätzlich natürliches Licht benötigt werden könnte die Front zur Straße hin punktuell geöffnet werden.

Die beiden Klimabereiche des Gewächshauses werden zur Gänze stützenfrei und frei von Einbauten gehalten. Dies gewährleistet maximale Flexibilität, sowohl was die Bepflanzung als auch die Wegführung betrifft.

Ein zentraler Punkt bei der Konzeptionierung des neuen Gewächshauses ist die Lenkung der Besucherströme, sowie deren Entkoppelung.

Um einen Besucherstau sowohl im Inneren, als auch vor betreten des Gebäudes zu vermeiden bzw. zu kompensieren wird an den neuralgischen Punkten zusätzlich Raum geschaffen bzw. werden eindeutige Richtungen vorgegeben. In diesem Sinn kann die Aufweitung des Weges vor dem Besuchereingang zu einem kleinen Vorplatz, oder die Ausbildung der Schleuse zwischen den beiden Klimabereichen als „gerichtete Röhre“ verstanden werden.

Die zwei Klimazonen: Warmhaus und Kalthaus sind in der Großform zwar spürbar – eine klare, visuell wahrnehmbare Zäsur haben wir jedoch bewusst vermieden. Die Trennung im Inneren erfolgt durch transparente, hochreißfeste ETFE-Folien was den Eindruck der fließenden Raumkom-position zusätzlich verstärkt.


Konstruktion und Klimahülle:

Als konstruktives Gerüst haben wir uns für eine parabelähnliche Bogenstruktur in Aluminium entschieden. Die Parabel auch deshalb, weil sie bekanntlich als Kettenlinie die größte Annä-herung an eine natürliche, statische Form darstellt.
Die einzelnen Bögen sind unterschiedlich geneigt, sie betonen dadurch den Eindruck des Fallens, bzw. Steigens der Form und deren dynamischen Charakter. Über diese Primärstruktur wird ein feinmaschiges Netz wie ein weiterer Layer gespannt. Dieses in Dreiecke aufgelöste Geflecht aus Aluprofilen bildet die Tragstruktur für die einzelnen Glaspaneele.

Die filigranen Stahlbögen außerhalb der Glashülle zeichnen die Struktur im Inneren nach und dienen gleichzeitig als Laufschienen für den externen Sonnenschutz. Dieser wird mechanisch, computergesteuert entlang der Außenhülle nach oben gezogen. Da die Abstände zwischen den einzelnen Spanten nicht konstant bleiben, kommt ein elastisch dehnbares Kunststoffgewebe zum Einsatz.


Lüftung und Heizung:

Aufgrund des parabelförmigen Querschnitts und der Ausnutzung des natürlichen Kamineffekts ist eine effektive Belüftung ohne unterstützende Ventilation gewährleistet. Die Luft wird über die Lüftungszentrale im Norden angesaugt und über Wärmetauscher vorgewärmt bzw. gekühlt und unterstützt damit das Heiz- bzw. Kühlsystem.

Da die Aluminium-Rohrkonstruktion der Bögen wasserführend ist übernimmt diese gleich-zeitig die Funktion der Heizung. Dadurch spart man sich die zusätzliche Anbringung von Konvektionsflächen im Inneren der Struktur.
Einen detaillierten Überblick über das Zusammenwirken der einzelnen energie- und lüftungs-technischen Maßnahmen ist aus dem Fassadenschnitt auf Paneel II ersichtlich.
Konstrukt Konzept

Konstrukt Konzept

Schnitt

Schnitt

Ansicht

Ansicht

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive