modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 03/2015

Neubau Pfarrheim St. Otger

Modellfoto von Südwest

Modellfoto von Südwest

2. Preis

Preisgeld: 2.850 EUR

Scholz Partner Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Konzept und Städtebau

Der Neubau des Otgerus-Hauses richtet sich mit seinem Haupteingang, dem K-Punkt und der verglasten Saalfassade zum Vorplatz und zur etwas entfernt liegenden Kirche aus. Der Weg von der Kirche zum Otgerus-Haus findet seinen Abschluss an einem großzügigen Gemeindehof, der durch Stufen vom Straßenraum erhoben liegt und seitlich barrierefrei angebunden ist. Sitzbänke an der raumbildenden Mauer unter schattenspendenden Bäumen laden zum Verweilen ein. Der Gemeindeplatz bildet den Auftakt und verbindet die öffentlichen Nutzungen im Neubau mit der Stadt und der entfernt liegenden Kirche. Auf dem Platz wird über die Materialwahl ein weiterer Zusammenhang zwischen Kirche und Otgerushaus hergestellt. Der sandsteinfarbene Ziegel nimmt das Material der Kirche auf und hebt sich so als kirchliches Gebäude von den Profanbauten der Umgebung ab. Das Gebäude ist auf der Straßenseite gegliedert, um den Maßstab der Umgebung aufzunehmen. Es nimmt die Orthogonalität des Kita- und Büchereigebäudes auf, so dass alle drei Gebäude das geschützte Forum einrahmen. Alle Wegeverbindungen werden auf dem Forum zusammengeführt. Die Stellplätze sind auf der Ostseite angebunden, wo sich auch der Jugendbereich und Gruppenraumbereich befindet. Hier erfolgt auch die Anlieferung. Der innere Weg durch das Otgerus-Haus bindet an das Forum und damit an alle umliegenden Funktionen an. Die „Lesenden“ werden vor der Bücherei neu aufgestellt. Das historische Wappen ziert die Fassade des Saalgebäudes zum Gemeindeplatz hin.
Der K-Punkt ist der Anlaufpunkt und mit dem Foyer der Mittelpunkt des Otgerus-Hauses und erweitert den Platzraum in das Innere. Durch die großzügige Verglasung wird die Blickverbindung zur Kirche und dem Gemeindeplatz sowie eine leichte Orientierung erreicht. Nachts wird ein Teil des K-Punktes durch eine mobile Glastrennwand zum Foyer hin abgetrennt. Ein Oberlichtband und der durchgehende Luftraum sorgen für eine großzügige natürliche Belichtung. Alle Räume werden von hier aus barrierefrei erschlossen. Im Foyer ist auch der moderne Kreuzweg in 3 Stationen aufgehängt. Die professionell ausgestattete Küche ist unmittelbar an das Foyer sowie den K-Punkt angebunden und kann über Durchreichen bedient werden. Die Säle haben großzügige Öffnungen zum Foyer, die Konferenzräume sind mit einer akustisch hochwertigen Trennwandanlage flexibel aufzuteilen und separat zu nutzen. Die Säle sind mit einer größeren Raumhöhe ausgestattet und können durch mobile Trennwände zum Foyer erweitert werden. Zwischen den Sälen befindet sich der beidseitig erschlossene Stuhllager- und Abstellraum, auch für die mobilen Bühnenelemente.
Der Bereich der Gruppenräume und der Jugendräume im östlichen Teil ist baulich ablesbar vorgelagert und hat eigene Außenflächen. Dieser Bereich ist unterkellert und nimmt großzügige Lagerräume und die Technikräume auf. Das Behinderten WC ist mit einer Dusche ausgestattet und kann bei Bedarf auch für übernachtende Gäste genutzt werden. Im Obergeschoss ist der Meditationsraum als besonderer Raum mit einer größeren Raumhöhe ausgestattet und somit auch von außen wahrnehmbar. Er erhält als Türrahmen die historische Einfassung aus dem Bestandsgebäude. Im westlichen Bereich des Obergeschosses liegen die Büroräume für die Gemeindearbeit.


Konstruktion, Materialien

Das Konzept wird getragen durch den Leitgedanken, mit robusten, einfachen und bekannten Materialien ein dauerhaftes und gut nutzbares Gemeindehaus mit einer hohen Aufenthaltsqualität zu schaffen. Das Otgerus-Haus soll das Vorhandene wie selbstverständlich ergänzen, jedoch mit einer aktuellen Architektursprache und sorgfältiger Verarbeitung die Bedeutung seiner Nutzung gegenüber den Profanbauten der Umgebung unterstreichen. Es wird als Massivkonstruktion mit Stahlbetonsohle und -decke und einem zweischaligem Mauerwerk erstellt. Der Keller wird als „Weiße Wanne“ in WU-Beton vorgeschlagen. Das sichtbare Ziegelmauerwerk, das sich an die Materialität an die Sandsteinfassade der Otgeruskirche anlehnt, wird aus einem handwerklich bearbeiteten beige-grau gedämpften Vollziegel mit bündiger und farbgleicher Fuge gearbeitet.
Das Foyer und der Flur im Obergeschoss setzen das Sichtmauerwerk der Aussenwände fort, alle anderen Räume erhalten einen weißen Kalkputz. Die Innenwände im Obergeschoss werden im Trockenbau hergestellt, um für spätere Anpassungen flexibel zu sein. Ebenfalls lässt sich bei Erfordernis der östliche Baukörper abkoppeln, wenn im westlichen Teil eine neue Treppe in den Luftraum eingebaut würde. Das Flachdach über dem Saal wird als begrüntes Warmdach mit Spannbetonfertigteilen ausgeführt. Das Flachdach des Hauptbaukörpers ist eine Stahlbeton-konstruktion als Warmdach mit einer Kiesbedeckung. Die Decken werden als GK-Akustikdecken ausgeführt, in die auch eine energiesparende Beleuchtung integriert wird. Die Bodenbeläge der öffentlichen Bereiche werden z.B. aus Anröchter Dolomit, die der WC-Bereiche und Küchen mit Fliesen und die der Säle und Gruppenräume mit Eichenindustrieparkett vorgeschlagen. Die Büroräume erhalten einen Nadelvliesbelag, die Lagerräume im Keller einen staubbindenden Anstrich. Die Fenster werden als Alu-/ Holz-Alu-Konstruktion vorgeschlagen und erhalten auf den Sonnenseiten einen außen liegenden Sonnenschutz als Aluminium-Raffstore-Anlagen, die Säle zusätzlich eine Verdunkelungsmöglichkeit.
Das Gebäude wird als Niedrigenergiehaus im „Green-Building Standard“ mit Flächenheizsystemen ausgerüstet und im Saalbereich mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung optimiert. Über diese Maßnahme kann auch der regenerative Anteil der Energieerzeugung abgedeckt und ggf. durch eine Wärmepumpe zur Energieerzeugung weiter verbessert werden. Insgesamt ist es das Ziel, ein wirtschaftlich zu betreibendes Pfarrheim zu errichten und dieses bei der Realisierung weiter zu optimieren.


Ideenteil

Das Innenstadtkonzept sollte durch die bisher beauftragten Planer weitergeführt werden. Die späteren Verkehrsentwicklungen und bisherigen Abstimmungen sind im Rahmen dieses Wettbewerbs nicht seriös einzuschätzen. Das geplante Otgerushaus liegt außerhalb der historischen Stadtgrenze in der Nähe des ehemaligen mittelalterlichen östlichen Stadttores. Wir halten daher eine Zäsur der Ausbaugestaltung des Straßenraumes an der Nahtstelle und Grenze des historischen Innenstadtbereiches für denkbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Antwort der Verfasser wird vom Preisgericht positiv bewertet. Der Haupteingang des neuen Pfarrheimes liegt konsequent in der Verlängerung der Dufkampstraße, mit Blickbeziehung zur Pfarrkirche. Im Norden des neuen Otgerus-Hauses liegt der Freiraum, der maßstäblich für Pfarrfeste die räumliche Verbindung zwischen Kindergarten, Bücherei und Pfarrheim schafft; die zu erwartende Freiraumqualität wird vom Preisgericht positiv bewertet.

Foyer mit abgeschlossenen K-Punkt liegt qualitativ überzeugend an der Nahtstelle zum Gemeindesaal, den Konferenzräumen und lässt in Verbindung mit der Versorgung durch die Küche eine gute funktionale Nutzung erwarten. Die Räume für die Jugendarbeit und die Verwaltung sind einwandfrei nachgewiesen. Positiv wird von Nutzerseite die zusätzliche Abstellfläche im Kellergeschoss bewertet. Lediglich der Meditationsraum überzeugt weder in der Lage noch in der innen- und außenräumlichen Gestaltqualität. Das höhere Raumvolumen unterstreichen, durch eine sich von den übrigen Funktionsbereichen abgrenzende Befensterung, wäre nach Auffassung des Preisgerichts zwingend gewesen.

Der für die Planungsaufgabe erforderliche Rettungsweg aus dem ersten Obergeschoss ist nicht erkennbar. Weitergehende Einschränkungen planungs- und baurechtlicher Vorgaben sind nicht zu erwarten.

Die vorgeschlagenen Materialien sowie die gewählten Proportionen der Fassaden entsprechen nach Meinung der Jury der gestellten Aufgabe. Die Ausgewogenheit der geschlossenen und offenen Fassadenelemente wird der gewünschten Offenheit der Planungsaufgabe gerecht.

Hinsichtlich der Flächen- und Raumdaten liegt der Entwurf im mittleren Bereich. Ein erhöhter Aufwand in Herstellung und Unterhalt ist nach Einschätzung des Preisgerichts nicht zu erwarten.

Die besondere Qualität der Arbeit liegt in der überzeugenden, aber unaufgeregten Umsetzung der Planungsaufgabe. Insbesondere die erdgeschossig nachgewiesene funktionale Abfolge stellt sich positiv dar.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Lageplan

Lageplan

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt