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Begrenzt offener Realisierungswettbewerb nach VOF und GRW 95 mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren für 35 Teilnehmer und 10 vorausgewählten Teilnehmern | 04/2005

Realisierungswettbewerb Fundort der Himmelsscheibe von Nebra

Blatt 1

Blatt 1

Ankauf

Planerzirkel Hans-Gerd Kleymann

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



HORIZONT MITTELBERG
Mit dem Entwurf wird die topografische Freistellung des Mittelberges beabsichtigt. Dieses Ziel begründet sich aus folgenden Bedeutungszusammenhängen:

Aus der Vergangenheit: Das Nachempfinden eines prähistorischen Observatoriums in seinem universellen Raumbezug.

Die Ringwallanlage umgrenzte einen privilegierten Bezirk, in dem zu Vorzeiten die baumlose Bergkuppe als Observatorium diente. Dabei wurde die Exposition des Berges zum Mittelpunkt (Mittelberg) für komplexe geografische und astronomische Beobachtungen, aus denen sich die Relationen von Raum und Zeit präzise bestimmen ließen. (vgl. Himmelsscheibe)
Nur der offene Charakter des Ortes mit dem fernen Horizont erlaubte die Wahrnehmung des Himmelsgewölbes als Abbild des Universums.

Im Gegensatz zu einem Aussichtsturm schafft die geplante künstliche Bergkuppe den Bezug zur vermuteten prähistorischen Bedeutungsgrundlage für den Fundort der Himmelsscheibe. Weithin sichtbar erhält der Landschaftsraum eine neue/ alte Mitte,
den Mittelberg.

In der Gegenwart: Die Vergenwärtigung eines nahezu zeitlosen Landschaftsbildes.

Den Verfassern ist es wichtig, die Aufmerksamkeit der Besucher auf das Landschafts-profil dieser vielgestaltigen historischen Kulturlandschaft entlang des Unstruttales zu lenken. Sie bildet ein wertvolles Kleinod inmitten einer ansonsten monotonen Bergbau-folgelandschaft.

Der Weg als Ortsbestimmung
Der Weg auf die künstliche Spitze des Mittelberges beginnt am tiefsten Punkt, am Ufer der Unstrut. (erreichbar per Schiff oder mit der Burgenlandbahn; eigener Haltepunkt)
Ab hier ist ein erster Aufstieg in der geologischen Kante als Himmelstreppe aus dem anstehenden Naturstein vorgesehen. Hier erfährt der Besucher das Maß und die besondere Schönheit der Lage des Unstruttales.
Quer durch das enge Burgtal wird der Weg als horizontaler Steg (Höhenlinie ca. 180 m) fortgesetzt. Auf dieser Horizontale wird die vielfältige Topografie und der kleinräumige Wechsel von Klima und Vegetation (Waldtypen) deutlich. Am Ende des Tales folgt ein nächster Aufstieg gen Westen.
Hier trifft der Wanderer auf den Hauptstrom der Besucher (Kleinbus- Endstation vom Museum aus) und gemeinsam durchqueren sie die Zone eines lichten Birkenwalds von archaischem Charakter. Nach Auffassung der Verfasser sollte langfristig dieser Birkenwald die Bergkuppe signifikant umschließen.

Nahe dem Horizont
In östlicher Richtung öffnet sich der Blick auf die künstliche baumfreie Kuppe des Mittelberges.

Vom Berg aus kann man in alle Richtungen den Horizont wahrnehmen und die Vielfalt der Landschaft und des Himmels studieren oder aber nur einfach auf der Wiese liegen, bzw. auf polierten und im Sonnenlicht strahlenden Bundsandsteinplatten sitzen.
Die Zeitlosigkeit der über Jahrtausende unveränderten topografischen Fixpunkte des Horizontes stehen im Kontrast zu den sich von Moment zu Moment ändernden Naturbedingtheiten des Ortes. Dieses Spannungsverhältnis mit einer klaren Form zu inszenieren ist das Ziel des Entwurfes; eine Landmarke zu schaffen, die zur Kontemplation und zur Reflexion mit der Geschichte des Ortes einlädt, aktuelle Anziehung und Ausstrahlung erzeugt.
Der Horizont Mittelberg vermittelt dem Besucher die Mystik des Ortes.

Die Linienführung der Ringwallanlage dient als Schwelle zwischen dem Gebiet des Staatsforstes Ziegelroda und der vermuteten Aufgeladenheit einer bedeutenden prähistorischen Fundstelle.
Auf dieser begehbaren Linie sind alle wichtigen Informationen zur Gesamtanlage verortet, inklusive der Teilabschnitte, die das prähistorische Profil des Ringwalles nachvollziehen lassen.

Ist die Bergkuppe einmal erklommen und hat der Besucher den weiten Horizont über den Baumkronen studiert, beginnt der Abstieg gen Osten und orientiert so auf die Fortführung des landschaftlich interessanten Rundweges nach Wangen.

Tourismuskonzept
Zum Frühlingsbeginn oder an besonderen astronomischen Ereignissen, werden Führungen oder Veranstaltungen auf dem Mittelberg angeboten. Veranstaltungen die die Abbildung der Himmelsscheibe mit dem real erlebbaren Himmel über dem Mittelberg vergleichen, die Horizonte zum Kyffhäuser oder Harz schaffen, sind dabei sicherlich die interessantesten Veranstaltungen für ein überregionales Publikum. Damit unterscheidet sich das Angebot deutlich, z.B. der Ringwallanlage in Goseck, von anderen touristischen Angeboten der Region. Es ist zudem möglich die Besucherströme auf bestimmte Ereignisse zu lenken und zu beschränken.

Realisierung
Die Gestaltung des Mittelberg befolgt ein extensives, naturnahes Konzept. Die Begrünung der neuen Bergkuppe erfolgt durch Ansaat einer standorttypischen Landschaftsrasenmischung. Je nach Nutzungsgrad und Exposition der Rasenflächen werden sich Vegetationstypen wie Halbtrockenrasen und Trockenrasen entwickeln, die das Vorkommen und die Erhaltung wärme- und lichtbedürftiger Pflanzenarten nachhaltig stärken und ergänzen. Diese Vegetationstypen schaffen weitere Lebensräume für die typische und besonders schützenswerte Fauna dieser Region.

Die Bauzeit für das Vorhaben wird auf 3 bis 4 Monate geschätzt. Ein Beginn im September – Oktober würde die Beeinträchtigung für die Fauna der Region gering halten. Ansaaten oder Rollrasenflächen können dann im Frühjahr 2006 hergestellt werden. Die spätere Pflege beschränkt sich auf 2 Mähgänge pro Jahr. Bei Ver-anstaltungen wird die benötigte Infrastruktur temporär zur Verfügung gestellt.
Blatt 2

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