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Mehrfachbeauftragung | 10/2017

Umgestaltung des Marktplatzes

Lageplan

Lageplan

Teilnahme

Heuschneider Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Analyse und Konzept

Städtebauliche Einordnung
Auf dem Marktplatz kreuzen sich die nord-südliche „bebaute Achse“ und das ost-westliche „Grüne Band“ Oeldes. Die Verknüpfung der Grünzüge Rathausbach-Axtbach und Vier-Jahreszeiten-Park bewegt sich als Schmuckband über den zentralen Platz und vergegenwärtigt die grünen Highlights der Stadt Oelde.
Multifunktionaler Stadtplatz

Mit seinem historisch gewachsenen Grundriss, den wertvollen Platanen als ruhigem Pol und der St. Johannes-Kirche mit ihrem markanten Kirchturm bietet der Platz sehr hohe Qualitäten. Bisher schränken Wechselflorbeete die Nutzung stark ein. Deshalb rücken die festinstallierten Möbel und Beete aus der Mitte und schaffen Platz für die vielfältige, multifunktionale Nutzung. Mit der Ergänzung von Spielgeräten, Grünelementen und der Stärkung der Außengastronomie erhält der Platz ein lebendiges Passepartout, das die nutzbare Mitte umfasst.

Die neue großzügige Platzfläche bietet hervorragende Möglichkeiten für neue und bewährte Nutzungen. Öffentliche Veranstaltungen wie Citylauf, der Herbsteinkaufstag, Weihnachtsmarkt oder Konzerte erhalten einen stimmungsvollen Rahmen. Die großen Wochenmärkte sind am Dienstag und Freitag wahre Besuchermagneten für die Innenstadt. Mit der neuen Platzgestaltung können sie nun sehr ansprechend geordnet stattfinden. Die Laufwege der Marktbesucher werden übersichtlich. Die Marktstände sind thematisch in Cluster nach Waren gruppiert. Die zentralen Essensstände fassen einen temporären Sitzbereich ein. Mit ihrem farbenfrohen Angebot sind die Blumenstände dramaturgisch so angeordnet, dass sie die Besucher willkommen heißen.
Die prägende St. Johannes-Kirche erhält für die Versammlung nach kirchlichen Festen großzügige Vorflächen im Bereich der Eingänge. Das `Oelder Brauhaus´ und `Feuer und Eis´ erhalten komfortable Außengastronomieflächen, die mit dem neu geordneten Wochenmarkt kompatibel sind. So können die Wirte Ihr Mobiliar stehen lassen. Markt und Gastronomie profitieren von der Entzerrung. Die gut besuchten Gastwirtschaften erhöhen die Aufenthaltsqualität des Platzes.

Das Mobiliar wird passend zu den bestehenden Möbeln ergänzt. Die Sitzgelegenheiten sind in Schatten und Sonne angeordnet. Klassische Bänke mit hochwertiger und komfortabler Holzauflage bieten die Möglichkeit auszuruhen und trotzdem beobachtend am Geschehen teilzuhaben. Auf den mobilen Hockern mitten auf dem Platz tauchen die Besucher direkt ins Geschehen ein. Nach dem Einkaufsbummel bietet der neue Marktplatz nun die Auswahl zwischen niederschwelligem Ausklingen ohne Verzehrzwang oder Einkehr bei einem der Gastwirte.
Die neuen dezenten, eleganten Anlehnbügel bieten den Fahrradfahrern an der Nord- und Südseite der Kirche und am Ende der Herrengasse gute Abstellmöglichkeiten. Eine zurückhaltende Ladesäule für E-Bikes ist vorgesehen. Die bewährten Abfallbehälter und Altstadtleuchten werden je nach Bedarf punktuell ergänzt. Die Infotafeln der Kirche werden saniert und dichter an die Kirche herangerückt.

Mit einem neuen Lichtkonzept werden die Fassaden und die Kirche harmonisch angestrahlt. Als eines der wichtigsten identitätsstiftenden Bauten Oeldes erhält der Kirchturm eine weithin wahrnehmbare Beleuchtung mit Hochleistungs-LED Scheinwerfern und LED-Richtstrahlern. Die Kirchenfassade wird mit LED Streiflichtwandflutern flächig angestrahlt. Für die Fassaden der angrenzenden Häuser sind LED-Linsenwandfluter als Bodeneinbauleuchten vorgesehen. Als besonderer Akzent werden die Platanen mit LED-Richtstrahlern angestrahlt. Kleine LED-Orientierungsleuchten geben dem Schmuckband auch nachts eine charmante Dynamik.

Der neue Marktplatz bietet für alle Generationen attraktive Spielanreize. Im Sommer werden die Wasserfontainen ein großer Spaß. Hier kann nach Herzenslust geplanscht werden. Die Düsen sind so angeordnet, dass sie wie ein festliches Feuerwerk das Kirchenportal in Szene setzen. Zusammen mit den Hockern ist bei genauerer Betrachtung das Oelder Stadtwappen zu erkennen. Die Düsentöpfe sind überfahrbar, bei Bedarf kann die Fläche des Wasserspiels komplett genutzt werden. Mit der unterschiedlichen Ansteuerung sind verschiedene Wasser-Bilder umsetzbar.
Der Spielturm wird an eine andere Stelle im Stadtgebiet versetzt, so werden die prägnanten Stämme der Platanengruppe wieder sichtbar. Im südlichen Bereich wird der unterirdische Rathausbach spielerisch erfahrbar gemacht. Die Wellenspielgeräte verleihen der bisher wenig genutzten südlichen Fläche eine neue Aufenthaltsqualität. Eine anspruchsvolle Kombination aus beweglichem Seilnetz, Gummipollern und Kreiselscheiben fordert die Kinder motorisch. Aber auch für Erwachsene wird eine Spielmöglichkeit geschaffen. Der Einmündungsbereich des Eickhoffs nördlich der Kirche erhält einen eigenen ruhigen Charakter mit Boule-Platz. Der Marienbrunnen setzt den Schwerpunkt für diesen kleinen gut proportionierten Bereich und kommt so eigenständig zur Geltung.

Mit seinem lebendigen unempfindlichen Klinkerbelag bietet der Platz einen unkomplizierten Ort für Veranstaltungen. Der Klinkerteppich erstreckt sich von der St.-Johannes-Kirche bis in die Fußgängerzone. Die genau auf den Platzgrundriss zugeschnittene neue Klinkerfläche ordnet den Platz deutlich der Kirche und der Stadt gemeinsam zu. Der neue Klinker korrespondiert behutsam mit dem Belag der bestehenden Fußgängerzone. Aber die feintexturierten hellen beige-rötlichen Farbabstufungen greifen auch die Sandsteinfassade der Kirche auf. Mit der Verlegung im Fischgrätverband wird ein richtungsloser ruhiger Platz geschaffen. Die klare Gestaltung mit einheitlichem Material macht die großzügige Platzfläche sichtbar. Bordüren im Läuferverband differenzieren dezent die unterschiedlichen Nutzungsbereiche und gliedern die lebendig-durchmischte Fläche. Das nachhaltige regionale Material sieht zum einen gut aus, ist aber auch sehr funktional, weil Verschmutzungen kaum auffallen. Der ebene Belag ist sehr gut zu begehen, robust und wird mit der Nutzung immer schöner. Im westlichen Bereich wird der vorhandene Pflasterklinker wiederverwendet, so dass Ressourcen eingespart werden können. Das Porphyr-Kleinpflaster wird zur Gliederung im Bereich der Außengastronomie wieder eingesetzt.
Die bestehenden Bäume werden fast ausnahmslos erhalten und durch drei neue Bäume ergänzt. Die Herrengasse erhält eine Bepflanzung mit kleinen Blütenbäumen. Dafür werden einige Parkplätze entfernt, die Bäume werden unterpflanzt und erhalten Blütenaspekte durch Frühjahrszwiebeln.
Die zentralen Hochbeete werden rückgebaut, um dem Platz eine neue Funktionalität zu ermöglichen. Der liebgewonnene grüne Schmuck sorgt in den Beeten unter den Platanen und am Beginn der Langen Straße für neue Höhepunkte.
Großzügige, einheitliche Blumenkübel sollen vor den Geschäften und Blumenkästen an den Hausfassaden initiiert werden. Der farblich abgestimmte Blumenschmuck erfreut Einheimische und Gäste. Diese „kleinen“ (auf einem 1:250 Plan kaum sichtbaren) floralen Zugaben sprechen auch gärtnerisch Uninteressierte an und vermitteln ein intuitives Gefühl des Willkommenseins.

Der Entwurf zur Umgestaltung des Oelder Marktplatzes bewirkt eine immense Steigerung der Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit der Platzfläche. Die Gestaltung ist kostenbewusst geplant und schont mit der Wiederverwendung des bestehenden Klinkerbelags und anderen Komponenten Budget und Ressourcen. Langfristige Investitionen in die Infrastruktur, wie die Erneuerung der Beleuchtung unter Verwendung von LED Leuchtmitteln werden auch langfristig die Unterhaltungskosten minimieren. Für die Aufenthaltsqualität ist die Sauberkeit des Platzes entscheidend wichtig, deshalb sollten die entfallenen Kosten für die Pflege der intensiven Blumenbeete in die Pflege der Platzfläche und für die Grünpflege der neuen Schmuckbeete eingestellt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept des Büros Heuschneider betont mit der Differenzierung einer Mittelfläche und Seitenbereichen das Bild des gewachsenen historischen Stadtgrundrisses. Die amorphe Form der Mittelfläche orientiert sich mit einer eigenen Linienführung an den den Platz umschließenden Gebäuden. Die gewählte feine Farbabstufung - bestehender Klinker in den Seitenbereichen und neuer bunter Klinker in der Mittelfläche - wirkt angenehm und auf den Ort abgestimmt. Die kleine Erweiterung des Planungsraums an der Einmündung der Straße Trippenhof ist bezogen auf den nördlichen Kircheneingang richtig, wirft jedoch verkehrliche Fragen auf. Die Gestaltung auf der östlichen Seite der Kirche als Rasenfläche ist durchaus charmant, aber aus funktionalen und finanziellen Gründen zunächst nicht umsetzbar. Das Grüne Band wird über messingfarbene Noppen und Lichtpunkte im Bodenbelag betont. Gemeinsam mit den wenigen begleitenden Bäumen erscheinen diese Elemente jedoch nicht stark genug. In der Herrenstraße hingegen wird die Reihung der Bäume intensiver und richtig auf der Südseite fortgesetzt.

In der Mitte des Platzes wird ein Fontänenfeld vorgeschlagen, das den Raum in den Sommermonaten belebt und bespielbar ist. Diese Idee wird begrüßt, ggfs. müsste das Feld etwas mehr Abstand zum Kirchportal wahren. Unverstanden bleiben die angebotenen Flächen aus Porphyr und wassergebundener Decke mit Boulespiel im nördlichen Bereich des Platzes. Eine Aufenthaltsqualität an dieser Stelle ist sicherlich richtig, die gewählte Ausformulierung wird jedoch hinterfragt. Das Angebot an Möblierungselementen wirkt insgesamt noch etwas unabgestimmt aufeinander. Insbesondere die Hocker am Fontänenfeld in der Mitte des Platzes werden in ihrer Form und aufgrund der Tatsache, dass sie an Markttagen und bei Veranstaltungen entfernt werden müssen, kritisiert. Der Vorschlag, einen Spielpunkt im Süden des Platzes einzurichten, wird geteilt. Die Wahl des Spielelements jedoch kann nicht nachvollzogen werden. Der Vorschlag der Bepflanzung von Blumenkübeln oder Kästen an den Hauswänden wird positiv beurteilt. Das Lichtkonzept mit umfangreicher Illumination ist attraktiv. Die wiederverwendete Altstadtleuchte, eventuell mit neuer Lichttechnik, kann in das Lichtkonzept eingebunden werden.

Märkte und Veranstaltungen scheinen auf der Basis der neuen Konzeption gut zu funktionieren. Lobend hervorgehoben wird die Idee eines Foodcourts im Rahmen des Wochenmarktes.
Perspektive

Perspektive

Isometrie

Isometrie

Pikto 1 - Grünverbindungen

Pikto 1 - Grünverbindungen

Pikto 2 - Nutzung

Pikto 2 - Nutzung

Pikto 3 - Wochenmarkt

Pikto 3 - Wochenmarkt