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Offener Wettbewerb | 03/2019

Sanierung und Neugestaltung des Stadtplatzes in Vilshofen

Anerkennung

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Bisher bestimmten Elemente der tradierten Verkehrsplanung den Stadtplatz. Ingenieurtechnisch optimiert steht dies jedoch im Gegensatz zu der sinnlich wahrnehmbaren Räumlichkeit und einer einladenden Nutzung des öffentlichen Raums. Das vorliegende Konzept dreht den funktionalen Ansatz um - Es inszeniert die besondere stadträumliche Struktur, bietet flexiblen wie ansprechenden Raum für die Nutzer und integriert in diesem Rahmen eine funktionierende und doch optisch zurückhaltend verkehrliche Erschließung.
Der Stadtplatz besitzt eine an einen Ballsaal erinnernde beindruckende wie klare Räumlichkeit. An dies wird angeknüpft – ein Raum >> ein Boden >> ein Saal. Der „Stadt-Saal“ erhält ein optisch richtungsloses, elegantes wie repräsentatives Stadtparkett. Es erstreckt sich platzprägend von Fassade zu Fassade und wird durch ein den Häusern vorgelagertes Plattenband gefasst. Taler, Diwan-artige Sitzelemente, werden im offenen Raum auf das „Parkett“ gestellt und zonieren flexibel je nach anstehender Nutzung in erforderliche Teilräume. Eingelegte Funktionsbänder – Auslagen, Gehen, Parken, freie Nutzung, Radverkehr, Einbahnverkehr – sind dabei konzeptionell der Gestaltung zugrunde gelegt und geben den ordnenden Rahmen für die gliedernden Setzungen.
Der gesamte Bereich ist als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesen. Die subtil lesbare Verkehrslenkung erfolgt durch einen Dialog von führender Rinne und lenkend gesetzten Talern. Eine weitere Verkehrsreduktion oder gar die Umwidmung zur Fußgängerzone ist ohne bauliche Änderungen jederzeit möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Funktionen in dem als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesenen Stadtplatz sind plausibel zu einer nahezu mittig gelegenen Fahrbahn angeordnet. Die Fahrzeuge orientieren sich an einer Mittellinie, die an der nördlichen Fahrbahnkante eine Zone für den Fahrradverkehr in beide Richtungen und weiter zu einem Multifunktionsstreifen vorsieht. Der den Gebäuden vorgelegte Fußweg wird durch ein Plattenband akzentuiert, das als gut begehbarer Bereich die schönen Fassaden hervorhebt und als optische Leitlinie auch als Blindenleitsystem dienen kann. Die vorgesehenen 0,6 Meter werden allerdings als zu gering erachtet.
Die Klarheit der Parallelen Anordnung der Funktionsbereiche wirft auch Fragen auf:
Die Höhenabwicklung und Entwässerung der Platzflächen ist nicht dargestellt. Letztere dürfte zumindest in den breiteren Zonen in nur eine Mittellinie Probleme verursachen.
Die erforderliche Stellplatzanzahl ist nachgewiesen, die Kennzeichnung der Stellplätze müsste deutlicher werden. Die Markierungssteine fügen sich in den Belag harmonisch ein, sie sind ohne großen Aufwand veränderbar. Es ist positiv zu werten, dass am Stadttor, am Rathaus und an der Kirche Bereiche stellplatzfrei sind. Große "Taler" aus Granit mit einer Sitzauflage aus Holz werden als Leitlinie an der Fahrbahn und zur Markierung der Stellplatzbereiche eingesetzt. Die multifunktional nutzbaren und gestalterisch einprägsamen Elemente können versetzt werden und ermöglichen so eine flexible Reaktion auf sich verändernde Bedürfnisse.
Die angebotenen Freiflächen für die Gastronomie sind im Prinzip richtig angeordnet, nur der Vorplatz des griechischen Restaurants gegenüber der Kirche wurde ungünstig zur Auffahrt auf die Bürg hin verlegt.
Der vorgeschlagene Belag mit unterschiedlich getönten Steinen aus Granit im Fischgrätverband ergibt ein wohltuend ruhiges Erscheinungsbild. Wichtige Bereiche wie insbesondere der Platz vor dem Rathaus lassen allerdings eine Akzentuierung vermissen.
Der Durchstich von der Bürg zum Graben hin fehlt. Der Eingang vor dem Stadttor wird durch den Abbruch eines Eckhauses aufgeweitet und attraktiv als kleiner Platz mit einem Baumdach gestaltet.
Die Anbindung des Stadtplatzes nach Süden wird in derselben Gestaltsprache bis über die Vils fortgeführt, sodaß die Vilsvorstadt schlüssig angebunden wird. Die platzartige Aufweitung an der Brücke ist aufgrund des großen Höhenunterschieds in der Fläche nicht möglich.
Der Entwurf ist ein wertvoller Beitrag in Bezug auf Flexibilität und Klarheit. Eine wirtschaftliche Realisierung ist möglich.
Nachtplan Stadtplatz Vilshofen

Nachtplan Stadtplatz Vilshofen