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Award / Auszeichnung | 08/2020

Erfolgreiche Grünkonzepte in Städten - Husqvarna-Förderwettbewerb 2020

Friedhof St. Jacobi

DE-10961 Berlin

4. Preis

Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Kurzvorstellung
2019 wurde der Neue St. Jacobi Friedhof geschlossen, da er nicht mehr für Bestattungen benötigt wird. Seitdem wird er vom Eigentümer, dem Ev. Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS), gemeinsam mit Akteuren des Urbanen Gärtnerns, der Nachbarschaft und dem Bezirk umgestaltet. Ziel ist die Öffnung eines Großteils des Friedhofs für die Nachbarschaft als Park und der Erhalt des Naturraums bei sinkenden Pflegekosten. Es entsteht ein Lehrgarten mit Hochbeeten, einem Acker und einer Staudengärtnerei.

Beschreibung
Der 1867 eröffnete Alleequartiersfriedhof liegt eingefasst von dichter gründerzeitlicher Blockrandbebauung an einer Hauptverkehrsstraße, in direkter Nähe zur U-Bahn und zum S-Bahn Ring in Berlin Neukölln. Entschiedenes Ziel des EVFBS ist es, einen Großteil des Friedhofs trotz der Aufgabe seiner Nutzung als Begräbnisstätte langfristig grün zu erhalten. Der Friedhof liegt im Schillerkiez mit ca. 23.000 Einwohnern. Die Bewohnerschaft gilt als sozial benachteiligt, die Kinderarmut liegt bei 57%, der Anteil der Bewohnerschaft mit Migrationshintergrund bei über 50%. Trotz des Tempelhofer Feldes als wertvolle Freifläche fehlen Freiräume, die insbesondere für jüngere Kinder nutzbar sind, da sie ausreichend Schatten und Spielelemente bieten. Der Neue St. Jacobi Friedhof verfügt strukturell über ideale Voraussetzungen, der mehr als 100 Jahre gewachsene Naturraum bietet ausreichend Verschattung, natürliche Strukturelemente für freies Spiel und gute Bedingungen für das Lernen mit, über und in der Natur. Er zeichnet sich durch einen etablierten vielfältigen Bewuchs aus, mit altem Baumbestand, Wildblumen und -kräutern. Die Initialphase (2018-2019) wurde im Berliner Programm für nachhaltige Entwicklung (BENE) gefördert und das Prinzessinnengarten Kollektiv (PG) mit der Projektdurchführung betraut. Nach Auslaufen der Förderung und zur langfristigen Sicherung haben der EVFBS und PG 2019 eine Nutzungsvereinbarung über die Pflege und Weiterentwicklung der Flächen geschlossen. Bislang sind mit breiter ehrenamtlicher Unterstützung aus der Nachbarschaft über 60 Hochbeete, neue Vogelschutzhecken, ein Acker sowie ein Garten Café im ehemaligen Blumenhaus entstanden. Über die praktische Arbeit auf dem Friedhof wird Wissen zu Umweltthemen, Lebensmittelproduktion und Ernährungsfragen vermittelt. In Kooperation mit einer angrenzenden Kita, weiteren Initiativen, Vereinen vor Ort werden Angebote der Umweltbildung für Kinder und Jugendliche erarbeitet und umgesetzt.

Organisation der Pflege
PG leitet das Projekt vor Ort. 2-4 Fachkräfte koordinieren die Mitarbeit der Ehrenamtlichen über das Konzept der Gartenarbeitsstunden. Hier werden praktische Kenntnisse vermittelt, so dass die Mitarbeitenden neben dem Gärtnern eigenverantwortlich Pflegeaufgaben wie Rasenpflege, Freischneiden von historisch wertvollen Gräbern und Gehölzschnitt übernehmen können. Die Rasenflächen werden mit Aufsitz- und Handrasenmäher gepflegt, die ursprünglich zum Friedhofsbetrieb gehörten.

Kommunikation
Vor Beginn des Projekts gab es mehrere Öffentlichkeitsveranstaltungen, um frühzeitig zu informieren und Interessierte einzubinden. Bei Begehungen wurden Ideen gesammelt und geeignete Standorte für die Nutzungen gefunden. Gartenarbeitstage, Garten Dinner, Workshops z.B. zu alten Kulturtechniken des Gartenbaus sorgen für die Vernetzung des Projekts weit über die Grenzen des Kiezes hinaus. Jüngst ist PG und der Neue St. Jacobi Friedhof zum Partner im EU Projekt Essbare Stadt geworden, ein weltweites Partnernetzwerk von 11 Städten, Forschungseinrichtungen und NGOs. Die Arbeit auf den Freiflächen wird ergänzt durch den Umbau der ehemaligen Friedhofskapelle zur Kiezkapelle. Hier ist der Bezirk mit Ansprechpartnern für Nachbarschaftsarbeit vertreten, ein Verein bietet kostenfreie Veranstaltungen zum Klimaschutz im Alltag an. Neben der Vermietung für Veranstaltungen und Ausstellungen, steht sie Vereinen und Initiativen aus dem Kiez offen (z.B. den Stadtteilmüttern).