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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Bürgerpark im York-Quartier in Münster

1. Preis

Preisgeld: 21.150 EUR

frei[RAUM]planung Uwe Gernemann

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag überzeugt durch eine klare Gliederung des Raums und den respektvollen Umgang mit dem Bestand. Er wird insgesamt dem Baum-geprägten Raum in hohem Maße gerecht und schafft es die vorgefundenen räumlichen Strukturen zu stärken und angemessen weiterzuentwickeln. Dabei wird die Maßstäblichkeit gewahrt. Mit der Einführung einer neuen, diagonal geführten Wegeachse von der Walesallee zum Albersloher Weg wird eine wie selbstverständlich erscheinende Verknüpfung mit der historischen Sicht- und Wegeachse erreicht, die so mit kurzen Wegeverbindungen die neuen und vorhandenen Quartiere Gremmendorfs mit der hier im Park verorteten Infrastruktur optimal vernetzt. Geschickt markiert diese neue Diagonale gleichzeitig den Wechsel der Raumqualitäten vom lichten Hain des "Bürgerboulevards" zum ruhigen Waldpark. Die historische Wege- und Sichtachse auf das Casinogebäude wird im angemessenen Maß als Bürgerboulevard herausgearbeitet und im Schnittpunkt mit der Diagonalen in eine sinnvolle Platzstruktur gebracht, die ein gelungenes Entree zum Casino bildet. Im Waldpark werden Wiesenflächen entwickelt, die je nach Anforderung durch Mähwege erschließbar und damit nutzbar und erforschbar sind. Dieser zurückhaltende Ansatz, der zu Naturerlebnis und Kontemplation einlädt, wird ausdrücklich gewürdigt. Die Entwicklung von Waldsäumen in den Randbereichen des Waldparks ist je-doch nicht nachvollziehbar. Die auf wichtige und nachvollziehbare Wegeflächen re-duzierte Flächenversiegelung ist positiv herauszustellen. Zudem werden einzelne funktionale Teilräume gebildet, die in Verbindung mit den jeweiligen Gebäudeplanungen weiterentwickelt werden können ohne den Gesamtentwurf in Frage stellen zu müssen. Die reduzierte Flächenversiegelung sowie gebäudenah angeordnete Rasenmulden entlang des Bürgerboulevards stellen einen nachvollziehbaren Ansatz der Regen-rückhaltung dar. Der Schulhof ist sehr gut gegliedert und weist interessante Spielanlässe auf, die bezüglich ihrer Nutzbarkeit für Grundschulkinder kontrovers diskutiert wird. Die Abgrenzung ist für Kinder und Lehrpersonal gut ablesbar. Die gelungene Planung bedarf keiner eigenständigen, neu eingeführten Möblierung und Materialität, so dass die Chance gegeben ist, bereits eingesetzte Oberflächen und Ausstattungen aus dem Quartier zu übernehmen und das Plangebiet als Teil des gesamten York-Quartiers zu erleben. Gewürdigt wird der Ansatz weitgehend den Verkehr aus dem Bürgerpark herauszuhalten, besonders im Bereich der Sichtachse und dem Vorfeld des Wachgebäudes. Dies wird jedoch unter teilweiser Inanspruchnahme von Flächen außerhalb des Plangebiets bzw. im öffentlichen Raum erreicht, was kritisch zu sehen ist. Die Nutzung des öffentlichen Straßenraums für notwendige Fahrradstellplätze sowie der fehlende Nachweis der temporären Stellplätze für Veranstaltungen wird kritisch gesehen. Ebenfalls wird die Stellplatzanlage an der Hauptzufahrt bemängelt. Die Verkehrssituation vor der nördlichen Kante des Schulgebäudes muss hinsichtlich der schmalen Umfahrt und der Kombination aus Längs- und Senkrechtparken funktional überarbeitet werden. Die historische Wege- und Sichtachse vom Eingangsbereich zum ehemaligen Offizierscasino wird deutlich herausgestellt. Die Ausbildung des Bürgerplatzes als Entree zum neuen Bürgerhaus und ehemaligen Offizierscasinos fügt sich in dieses Bild ein. Die Durchwegung und Durchgrünung des Eichenhains stützt das historische Motiv. Denkmalpflegerisch positiv wird der Umgang mit dem Casionogarten gesehen, wobei der Einsatz des „englischen Gartenstils“ nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden sollte. Insgesamt bietet die Arbeit ein hervorragendes Raumkonzept, das einer Aneignung viel Spielraum lässt, das gleichzeitig aber auch die ökologischen Belange im Hinblick auf den Klimawandel durch geringen Versiegelungsgrad, Regenwassermanagement und hohe Biodiversität berücksichtigt.