modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Gestalterische Aufwertung Lahngärten/Bahnhofstraße in Wetzlar

1. Preis

Preisgeld: 29.000

RB+P Landschaftsarchitektur Bauermann Otto Ludwigs

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LEITIDEE

Die räumliche Konzeption folgt dem Begriffspaar: BELEBT & BEWEGT. Der Stadtraum an der Bahnhofstraße wird BELEBT und die Lahnuferpromenade an der Flusslandschaft wird BEWEGT. Es sind zwei Stränge die über die Inselstraße und die Eduard-Kaiser-Straße miteinander verknüpft werden. Als konstante Linie am Wasser führt der Lahntalradweg durch das gesamte Entwurfsgebiet.


LAHNUFERPROMENADE

Die Durchgängigkeit der Lahnuferpromenade wird zwischen Freibad und Bootshaus gewährleistet, indem ein Steg unter der Brücke realisiert wird. An der historischen Mündung des ehemaligen Schleusenkanals öffnet sich ein Platz, als Ort der Begegnung. Ein spannungsvoller Raumeindruck entsteht durch die aufgefächerte Uferpromenade. Auf verschiedenen Ebenen der Lahnterrassen werden Orte unterschiedlicher Atmosphäre geschaffen. Die Obere Terrasse mit ebenerdigem Zugang zu den Kranhäusern wird für gastronomische Nutzungen ausformuliert. Die untere Ebene schafft einen neuen Retentionsraum, samt einer Grüninsel mit wilder Bepflanzung und ufernahen Gehölzarten. Zwei barrierefreie Rampen entwickeln sich neben der Insel hoch auf die obere Ebene und führen ganz selbstverständlich zum Boulevard. Begleitet werden die Rampen von Treppen und Sitzstufen, die zum Aufenthalt mit Blick auf die Lahn einladen. Das Mauerrelikt aus Backstein bleibt erhalten und begleitet die Rampe im Westen des Platzes. Den Abschluss bildet die natürlich geschwungene Uferkante, die über einen Balkon, sowie weitere Abstufungen erlebt werden kann. Von dort aus wird das bunte Treiben auf der Lahn erlebbar. Die Uferpromenade zieht sich weiter bis zu den Lahngärten, die als freie Wiesenflächen neu interpretiert werden.


VERBINDER

Über die Inselstraße und die Eduard-Kaiser-Straße wird die Lahnuferpromenade mit der Bahnhofstraße verbunden. Räumlich führen lineare Baumreihen hinunter zum Wasser. An den Platzgelenken fazinieren außergewöhnliche Baumpflanzungen die Nutzer und erzeugen bereits in der Bahnhofstraße den Bezug zum Wasser. Die Gehölze werden konzeptionell als Stecknadeln gedacht, sie springen von der Lahnuferpromenade hoch auf die Bahnhofstraße und halten die Raumsequenzen zusammen.


LANDSCHAFTSSCHUTZ UND HOCHWASSERSCHUTZ

Zur Erhaltung und Entwicklung des typischen Charakters der Talauen als Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes „Auenverbund Lahn-Dill“ werden die Uferbereiche und standorttypischen heimischen Gehölze und Röhrichtsäume weitestgehend natürlich belassen oder erweitert. Die geländetypischen Senken und Nassstellen als Überschwemmungsgebiete werden als Gestaltungsprinzip übernommen und gefördert. Durch die Neugestaltung der Freiräume an der Lahn wird das Hochwasser selbstverständlich in die Grünflächen geleitet. Es wird eine neue Performance der Wasserlinie geschaffen.


WASSERMANAGEMENT

Um auf immer häufiger aufkommende Starkregenereignisse reagieren zu können werden ankommende Regenspenden über Rinnensysteme in Rigolen geleitet. Das gespeicherte Wasser kann auf diese Weise in den Wasserkreislauf rückgeführt werden. Sämtliche Grünflächen und durchlässige Oberflächen werden als Retentionsräume ausgewiesen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Motto »Belebt und Bewegt« organisieren die Verfasser die beiden Bänder Bahnhofstraße einerseits und Flussufer andererseits mit deutlich differenzierten Atmosphären: Die lockere Allee der Bahnhofstraße wird unaufgeregt und im klassischem System eines stark linearen Raums in eine Aufenthaltszone an den Rändern und einen Bewegungsraum in der Mitte strukturiert, sodass viel Raum für Nutzung zur Verfügung steht.

Das Grün bleibt mit den Baumkronen in der dritten Dimension und gibt der kühlen Urbanität eine wohnliche Atmosphäre. Konsequent wird der Buderusplatz als »Baumhalle« im Auftakt zur Fußgängerzone entwickelt, so dass eine räumliche Fassung dieses ausufernden Raumes gelingt. So wird zudem die Bahnhofstraße sichtbar an der Brückenstraße verankert. Die lockere Anordnung von baumüberstandenen Bänken bietet informellen Aufenthalt in diesem Durchgangsraum. Gleichzeitig leistet dieses Baumdach einen guten Beitrag zur Klimaanpassung. Als Kontrast zu dem linearen Alleenbereich der Bahnhofstraße wird das Uferband deutlich bewegt.

Die Uferpromenade von Norden aus dem Grünraum kommend wird schon hier umgelenkt, leicht geknickt, um zu signalisieren, dass ein neuer Uferabschnitt beginnt mit unterschiedlichen Nutzungen auf breiter Promenade. Sie weitet sich auf, wird schlanker, bewegt sich auf den Fluss zu, lässt dem Ufergrün wieder mehr Raum und bildet an besonderer Stelle sogar eine kleine hafenähnliche Bucht. So wird ein abwechslungsreiches Band aus unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Stimmungen entwickelt, das die Radfahrenden bremst und gemeinsames Erleben fördert. Schlüssig zusammengeführt werden diese beiden Räume durch die neuen Baumreihen in der Inselstraße und auf dem sogenannten Lahnboulevard. Diese Baumreihen werden in der Bahnhofstraße jeweils mit einem besonders ausladenden Baum betont. Die Hauptverknüpfungsachse Lahnboulevard mündet im Lahnhofplatz, der in maßstäblich angemessener Weise von der kleinen Hafenbucht sanft nach oben führt, gleichzeitig genügend Raum für Gastronomie und Aufenthalt bietet.

Die Wassermulde mitten im Platz wird hier kritisch gesehen. An dieser zentralen Stelle wünscht man sich eher Aufenthaltsanlass als Retention. Die Umlenkung des Uferweges um das Bootshaus ist sehr gut gelöst. Auch die Anforderung an die Anlieferung und die Rückseiten-»Neutralisierung« an der Inselstraße sind gut gelöst, der Raum mit Baumplatzierungen geschickt aufgewertet und die Uferwegführung deutlich gekennzeichnet. Lediglich die Lage des Wasserspielplatzes nördlich der Bootshauswiese wird kritisch gesehen. Auch die teilweise Hervorhebung des Radweges durch unterschiedlichen Belag wird als nicht sinnfällig beurteilt.

Die gemeinsame rücksichtsvolle Nutzung der Promenade muss besonders in diesem frequentierten Bereich Vorrang haben. Auch wird die Wegebreite der Uferpromenade teilweise als zu gering bemessen angesehen. Insgesamt bietet diese Arbeit mit seinen fein differenzierten Raumsequenzen einen hervorragenden Beitrag zur nutzungsorientierten und klimagerechten Aufwertung des gesamten Quartiers.

Leitidee

Leitidee

Konzeptplan

Konzeptplan

Schnittansicht

Schnittansicht

Schnittsequenzen

Schnittsequenzen