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Offener Wettbewerb | 03/2022

Neugestaltung Spitzgarten auf der Klosterinsel Rheinau (CH)

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

studio d’architettura lorenzo felder sa

Landschaftsarchitektur

Lucespazio Lighting Design

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf der Nordseite der Kirche wird eine Stützmauer eingefügt, die den Zugangsweg zur «Musikinsel» begrenzt. Eine Baumreihe aus Ahorn begleitet diesen Weg. Als Beispiel wird Französischer Ahorn (Acer monspessulanum) vorgeschlagen. Mit der neuen Baumreihe wird die Blickbeziehung zwischen Kirche und gegenüberliegender Uferseite behindert. Auch die zusätzliche Beschattung der Klosterkirchenfassade ist problematisch. Unterhalb der neuen Stützmauer sind die Parkplätze angeordnet. Von da führt ein schmaler Fahrweg für die Anlieferung und den Unterhalt unmittelbar zum neuen Einfahrtstor des Spitzgartens. Hier stellt sich die Frage, ob der Einfahrtsradius genügt. Als Fussweg führt dieser Weg weiter der nördlichen Gartenmauer entlang, wo insgesamt drei Maueröffnungen vorgeschlagen werden. Auf die Eingangstore wird verzichtet, was den Garten als «hortus conclusus» schwächt. Der Fussweg führt schliesslich um die Kapelle St. Magdalena zur Maueröffnung der südlichen Gartenmauer. Polerleuchten begleiten die Wegführung. Einzelne Spotlights setzen Akzente. Die Lichtinszenierung wirkt im landschaftlichen Kontext des Rheines überinstrumentalisiert und die Lichtquellen im südlichen Uferbereich sind für die Fauna und das Ökosystem schlecht gewählt. Das Gelände im nördlichen Uferbereich wird als extensiv genutzte Blumenwiese angelegt, um die Biodiversität zu fördern. Die nördliche Uferzone soll abschnittsweise renaturiert werden, könnte zugunsten der Naturwerte jedoch in der Dimensionierung etwas grosszügiger sein. Leider fehlt der heutige Birkenbestand, was irritiert. Es werden Sitzstufen ins Gelände gelegt – für das Verweilen und den kontemplativen Blick übers Wasser.

 

Der neue Spitzgarten wird auf zwei Seiten von einer Hainbuchenreihe gefasst, sodass die Kapelle als Gegenüber des Konventgebäudes ins Blickfeld rückt. Ein wassergebundener Weg führt den Baumreihen entlang und umfasst eine offene Rasenfläche, die durch regelmässig verteilte Geländestufen aus Dolomit-Stein gegliedert ist. Der Eingriff dieser Abstufung in den Bestand prägt das Terrain neu. Die beiden Mammutbäume und eine Säulenpappel bleiben bestehen und werden durch einen Rot-Ahorn ergänzt. Die Baumstellung dieser Einzelbäume auf der Rasenfläche wirkt insgesamt sehr kulissenhaft platziert. Dies scheint jedoch die Absicht der Verfassenden zu sein, indem der Spitzgarten als inszeniertes Gartenbild komponiert wird. Der offene und weite Himmel auf der Visualisierung verstärkt das Bild dieser Komposition.

 

Die Innenseite der Umfassungsmauer wird mit einer breiten Hainbuchenhecke vorgepflanzt. Diese Hainbuchen sind für die Fauna wertvoll als Nischen, Nistplatz und Wanderkorridor. Der ökologische Wert könnte mit mehr unterschiedlichen Straucharten deutlich gesteigert werden. In die Hecken sind im nördlichen Mauerbereich Sitznischen mit Dolomit-Steinbänken eingelassen und im südlichen Bereich werden mehrere Gartenräume im Heckenkörper geschaffen. Diese Räume reihen sich an den Garten «Haus der Stille» und sind unterschiedlich thematisiert. Es stellt sich zum Teil die Frage, wie diese Gartenräume genutzt werden sollen respektive was der Mehrwert sein könnte. So fehlt zum Beispiel zum Blumenbecken eine präzisierte Aussage.

 

Insgesamt wird der Spitzgarten stark überformt und in Szene gesetzt. Wenige, jedoch stark prägende Pflanzenarten charakterisieren den neuen Garten. Die konsequente Trennung zwischen naturnah und naturfremd innerhalb und ausserhalb der Gartenanlage wird positiv gewertet.

 

Dem Beleuchtungskonzept wird sehr grosse Bedeutung zugemessen. Mit dem Gestaltungsvorschlag stellt sich insgesamt die Frage der Angemessenheit im historischen Kontext einerseits und in der landschaftlichen Einbettung andererseits. Der Projektvorschlag des Spitzgartens suggeriert eher das Bild einer öffentlichen Grünanlage inmitten einer Stadt als einen intimen Garten in einer Klosteranlage.

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»

Projekt «H moll Messe»