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Offener Wettbewerb | 04/2022

Neugestaltung Donatusplatz in Hermeskeil

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

Loth Städtebau + Stadtentwicklung

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Peter Karle Architekten

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser definieren den Donatusplatz als klare städtebauliche Platzfigur neu. Hierzu schlagen sie vor, die Baulücken mit einer maßstäblichen Neubebauung zu schließen und damit eine klare Raumkante nach Norden und Westen zu schaffen. Der Platz wird als fast ebene Fläche in die vorhandene Topographie hineingeschoben. Der dadurch entstehende Höhensprung im Südosten des Platzes wird mit einer Schleppstufenanlage und einer Stützmauer zur Donatusstraße abgefangen. Dadurch wird ein mit Natursteinpflaster befestigter Platz im Platz definiert, der von einem Solitärbaum überstellt wird und mit Sitzmöglichkeiten und einem Fontänenfeld Aufenthalts- und Verweilmöglichkeiten bietet. Analog zu diesem Platz im Platz entsteht im Nordwesten des Platzes ein mit wassergebundener Decke befestigter baumüberstandener Platzbereich mit Sitzmöglichkeiten. Der restliche Platz einschließlich der Fahrbahn- und Haltestellenbereiche wird mit einem Betonpflaster in orthogonaler Ausrichtung zur Platzrandbebauung befestigt, das von einem anthrazitfarbenen Betonpflaster als Passepartout bis zu den Gebäudefassaden gefasst wird. Der Stadtraum wird somit in seinem Platzcharakter und seiner Aufenthaltsfunktion gestärkt ohne seine verkehrliche Funktion einzuschränken. 

Aus der orthogonalen Ausrichtung des Pflasters zu den Platzrändern entstehen jedoch bautechnische, gestalterische und funktionale Probleme, auch im Hinblick auf Dauerhaftigkeit und Unterhaltungsaufwand. Die Abgrenzung des Betonpflasters zu den Einmündungsbereichen im Südwesten und Nordosten des Platzes sorgen zu unklaren Anschlüssen bzw. Abgrenzungen, obwohl sie zur Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten beitragen können. Die Ausbildung eines shared-space-Charakters auf dem Platz wird als Beitrag zur Verkehrsberuhigung und Erhöhung der Verkehrssicherheit auf dem Platz begrüßt. Das Angebot an und die Ausformulierung der Grün- und Aufenthaltsbereiche insbesondere in den Platz-im-Platzflächen, aber auch der angrenzenden Bereiche nutzt leider nicht die Gestaltungs- und Begrünungspotentiale der vorgeschlagenen Struktur aus. Die Begrünung mit lediglich drei Bäumen wird der Aufgabenstellung im Hinblick auf Entsiegelung, Klimaresilienz und Nachhaltigkeit nicht gerecht. 

Die Verkehrsführung und die Anordnung der Bushaltestellen in Form der reduzierten Sägezahnaufstellung werden gemäß Auslobung übernommen und funktioniert. Die Anordnung der je zwei Behinderten- bzw. KrankenwagenStellplätze an der westlichen und nördlichen Platzseite wird in ihrer Anfahrbarkeit und Funktionsfähigkeit in Frage gestellt. Hier werden Konflikte mit dem Fußgängerverkehr und den Wartenden befürchtet. Die Absenkung des Kasseler Bords zwischen den einzelnen Busbuchten (auch als Zufahrtsmöglichkeit auf die nördliche Platzfläche) wird dabei als barrierefreie Querungsmöglichkeit des Platzes begrüßt. 

Insgesamt stellt der Entwurf eine städtebaulich- verkehrlich gut funktionierende Lösung da. Die vorgeschlagene Materialität ist der Situation in den Fußgängerbereichen angemessen. In den von Bussen und Schwerlastverkehr befahrenen Bereichen ist aufgrund des vorgeschlagenen Verbunds und der Ausrichtung des Pflasters ein hoher Unterhaltungsaufwand zu erwarten. 

Die vorgeschlagene Lösung wird auch ohne die ergänzende Randbebauung funktionieren, im Hinblick auf den bestehenden Situation sind die vorgeschlagenen neuen Aufenthaltsbereiche richtig gesetzt, allerdings wäre eine Ausschöpfung der Gestaltungs- und Begrünungspotentiale wünschenswert gewesen. Durch die großflächige Veränderung der Höhenlage des Platzes wird die Realisierung dieses Vorschlags kostenmäßig eher im oberen Bereich angesiedelt sein. 

Insgesamt stellt der Vorschlag eine mit den oben genannten Einschränkungen funktionierende und umsetzbare Lösung der Aufgabenstellung dar, die zu einer deutlichen Aufwertung der stadträumlichen Situation gegenüber dem jetzigen Zustand führt, jedoch in der Durcharbeitung hinsichtlich Gestalt- und Aufenthaltsqualität sowie ökologischer Qualität nicht überzeugen kann.