modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Werkstattverfahren | 08/2022

Neugestaltung Stiftsplatz in Bonn

2. Rang

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht mit einem klaren Konzept, das die zentrale, nutzungsoffene Rasenfläche zwischen zwei gut proportionierten Platzflächen im Westen und Osten aufspannt.

Die Grundidee, Stiftsplatz und Kirchvorplatz als einen Platz zu gestalten, wird durch eine kraftvolle Rahmung aus großformatigen Platten und Verwendung gleicher Platzbeläge überzeugend umgesetzt. Die Ausgestaltung einer großzügigen, verbindenden Querung der Kölnstraße durch Farbasphalt wird begrüßt. Durch das Freihalten einer Blickachse wird die Stiftskirche gekonnt in Szene gesetzt und die Linearität des Stiftsplatzes betont.

Die Einbettung des Christusbrunnen in eine wassergebundene Wegedecke schafft attraktive Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten. Das breite Multifunktionsband zwischen der zentralen Grünfläche und der nördlichen, verkehrsberuhigen Mischverkehrsfläche eröffnet gute Möglichkeiten für die Integration von Nutzungswünschen, auch aus der Öffentlichkeitsbeteiligung.

Die „Grüne Scholle“ ist nutzungsoffener Raum für Anwohner*innen und Besucher*innen. Der Baumbestand bleibt erhalten und kann im Zuge der Umgestaltung durch Anmuldungen und Wurzelbrücken optimiert werden. Die Anordnung von Sitzpodesten betont die räumliche Dreiteilung des Stiftsplatzes, sie sind attraktive Sitz- und Spielobjekte in einem. Die Jury vermisst differenziertere Vegetationsstrukturen, die auch der Artenvielfalt mehr Raum bieten. Das „Rohrtelefon“, als interessantes Objekt zur Sichtbarmachung der unterirdischen Bodendenkmäler, wird in seiner dauerhaften Funktion als Spielobjekt allerdings in Frage gestellt.

Die Gestaltung der östlichen Platzfläche greift die Laufwege in Richtung der Rheinuferpromenade klug auf und schafft durch sinnvoll positionierte Baumneupflanzungen eine neue Torsituation, die die Ströme der Fußgänger*innen neu bündelt und über den Stiftsplatz führt. Das Fontänenfeld wird hinsichtlich der Attraktivität und Verbesserung des Mikroklimas gewürdigt. Die Jury hinterfragt Größe und Unterhaltungskosten. Die Platzierung der Mobilistation am östlichen Rand des Platzes ist richtig gewählt.

Das Konzept setzt auf ein offensives Regenwassermanagement unter Einbeziehung der Löschwassertanks als Speicher mit einer geschickten Flächenmodellierung zur oberirdischen Ableitung in die „Grüne Scholle“.

Kritisch hinterfragt die Jury den Verzicht auf die Wiederverwendung des vorhandenen Bodenbelages und einen weiterhin relativ hohen Versiegelungsgrad.

Insgesamt gelingt den Verfasser*innen ein überzeugender Beitrag zur Transformation eines künftig in weiten Bereichen autofreien Verkehrsplatzes in einen adressbildenden, baumbestandenen Stadtplatz mit interessanten Raumatmosphären, der ganzjährig bespielbar ist und mit einer klaren Entwurfs- und Gestaltungssprache attraktive Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten verspricht.