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Offener Wettbewerb | 07/2023

Platzgestaltung Domplatz in Innsbruck (AT)

Domplatz Innsbruck Blatt 01

Domplatz Innsbruck Blatt 01

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Bernhard Berger

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Domplatz Innsbruck
Barockes Konzept
Das Konzept sieht vor, die Wirkung der platzbestimmenden Kirchenfassade sowohl im direkten Eingangsvorbereich als auch im vorgelagerten Platz als barocke Idee wieder aufzunehmen und weiterzuführen. Vorhandene Elemente und Motive werden dabei eingebunden und in neue Beziehungen versetzt und zum Teil mit neuen Elementen überlagert. Dabei entsteht eine zugleich vertraute und doch neue Platzgestalt, die der Stellung der Domkirche im Altstadtgefüge entspricht.
Der Domvorplatz
Dem konkaven Domportal wird eine, dem ursprüngliche barocken Raumkonzept angepasste, konvexe dreistufige Treppenanlage vorgelagert. Die ovale Treppe wird von seitlichen barrierefreien Rampen flankiert. Der Dom erhält eine erhaben ovale Plattform. Das netzartige, diagonale Steinpflastermuster des Eingangsvorplatzes leitet über zum Kircheninneren mit dessen diagonal verlegten ornamentalen Steinbodenbelag.
Der Dom erhält eine Einfassung
Um den Domplatz als umlaufendes Raumgefüge spürbarer zu machen, wird ein Steinplattenbelag im Längsverband in den Altstadtpflasterbelag gezeichnet, der den Dom umfängt und gliedernd einfasst.
Das umlaufende Steinband definiert auch den Übergang zu den Gassen und Durchgängen und bildet den Anschluss zur Sockelzone der angrenzenden Gebäude.
Auf der Westseite wird diese Gliederung ausgehend vom Kirchenvorbereich, strahlenförmig um den Platz geführt und die Wertigkeit der Domkirche dadurch hervorgehoben.
Die Strahlen durchdringen und überlagern die in den Platz eingeschriebenen runden und ovalen geometrischen Formen, die ihrerseits auf die konkav – konvexe Form des barocken Kirchenportals antworten.
Der Jakobsweg
Gleichzeitig bilden die Strahlen einen Hinweis auf die Jakobsmuschel als Symbol für den Jakobsweg und damit auf St. Jakob als Station auf der Pilgerreise nach Santiago de Compostela.
Grünes Oval – Brunnen – Grüninsel
Der Platzraum wird über drei geometrischen Figuren strukturiert. Die bestehende Grüninsel mit deren Baumbestand erhält eine neue, ovale Steineinfassung und damit ein erhöhtes, grünes Plateau. Die umlaufende Einfassung dient dabei als Sitzstufe. Der Wurzelraum der zwei Rotahorne wird möglichst nicht gestört, die bestehende Natursteinmauer wird eingebunden und zeichnet sich als Relikt im Bodenbereich des Plateaus ab.
Das Oval selbst umfasst zwei Bereiche: ein Bereich mit wassergebundener Decke mit Schaugrün in Form von Eibenhecken und zentralem blühenden Rondell und ein Bereich als erhöhtes Wiesengrün.
Die granitene Brunnenschale wird aus dem Grünoval gerückt und erhält ihrerseits einen neuen Standort mit Stufensockel.
Die Stufenanlagen von Domzugang, Oval und Brunnensockel rahmen einen Platzbereich der sich für Agapen, kirchliche Veranstaltungen und für die Aufstellung von Musikkapellen und Schützen gut eignet.
In dem Bereich zwischen den Häusern Domplatz 2,3 und 4 wird durch Pflasterung, Möblierung und eine neue Grüninsel ein eigener kleiner Platzbereich ausgewiesen. Hier findet ein Kugelahorn aus dem Bestand seinen neuen Standort.
Die gebaute Umarmung – die gewachsene Umarmung
Der einladenden Geste der konkaven Domfassade wird ein Halbrund aus Bäumen gegenübergestellt. Bauwerk und Bäume bilden ein gleichzeitig ergänzendes und alternierendes Gegenüber. Die zwei rotblättrigen Spitzahorne bleiben erhalten und werden seitlich mit jeweils zwei weiteren Ahornbäumen ergänzt.
Pflasterung
Die für die Pfarrgasse und Altstadt vorgesehene Pflasterung mit Luserna Gneis im Passeverband wird auch auf dem Domplatz fortgeführt. Für die Platzeinfassungen, die Strahlen und die Stufenanlagen ist hellgrauer Granit gesägt sandgestrahlt vorgesehen (Hartberger Granit). Im Domeingangsbereich wird der helle Granit mit quadratischen, dunkle Granitplatten kontrastiert und zusätzlich hervorgehoben. Die Verlegung erfolgt in ungebundener Bauweise. Das Material aus Granit und Gneis kommt aus heimischen alpinen Abbaugebieten.
Entwässerung
Die Oberflächenwässer werden von den Gebäuden weg in Richtung der Grünbereiche geführt. Die Entwässerung erfolgt über die Grüninseln: Entlang des steinernen Sitzovals wird eine Entwässerungsmulde ausgebildet, von der das Regenwasser in das Ovalinnere übergeführt wird. Im Oval wird das Oberflächenwasser über einen Drainagering verteilt und der Versickerung zugeführt wird.
Die kleinere Grüninsel übernimmt gleichfalls über eine Ringdrainage Entwässerungsfunktion.
Beleuchtung
Die bestehenden Laternen an den Hausfassaden bleiben erhalten und werden teilweise ergänzt. Drei Leuchten gliedern und orientieren das Oval entlang der Sitzbänke. Die Westfassade des Domes wird gleichmäßig ausgeleuchtet.
Gastgärten & Mobiliar
Die mobilen, temporären Gastgärten werden mit einheitlichen quadratischen Schirmen mit fixen Bodenhülsen ausgerüstet. Die Geometrie des Gastgartens am Platzl wird angepasst.
Die Ausstattung mit Holzbänken und Müllkübeln erfolgt über bestehendes Mobiliar. Fahrradbügel für Schneeräumung demontierbar.
Ökonomische & Ökologische Aspekte
Die Pflasterung bietet einen soliden, robusten und sickerungsfähigen Belag. Die Möglichkeit der Wiederverwendung bei Grabungsarbeiten ist gegeben. Asphaltierte oder betonierte Oberflächen werden vermieden.
Die Ausführung soll der Neupflasterung der Innsbrucker Altstadt entsprechen und teils auch durch heimisches Granitmaterial erfolgen. Somit soll die Ausführung auch von den Baukosten her vergleichbar bleiben. Ein höherer Kostenaufwand liegt vorrangig in der Ausbildung der geschwungenen Steinstufen- und Sitzbereiche.
Bestehende Möblierungs- Beleuchtungselemente werden übernommen.
Bauetappen
Der Domzugangsbereich mit Stufen- und Rampenanlagen kann unabhängig vom übrigen Platzbereich bestehen und umgesetzt werden. Der restliche Platzbereich kann durch die strahlenförmige Gliederung in mehreren Bauetappen erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Entwurfsansatz greift die barocke Sprache des Domes auf und entwickelt diese stadträumlich weiter. Ausgehend von der Treppenanlage samt erhöhtem Podest, welches die neue Eingangssituation zum Dom hin definiert, bildet eine strahlenförmig gestaltete Fläche/Platz samt Umrandung mit einem eingeschriebenen, ovalen Grünraum die architektonische Entwurfsidee. Das Symbol der Jakobsmuschel wird dabei als gestalterisches Zitat räumlich übersetzt. Die oval ausgeformte Treppenanlage greift räumlich, in ruhiger und angemessener Weise in den Platzraum hinein und zeigt in ihrer Form und Größe eine adäquate Antwort auf die monumentale Fassade. Flankierend führen zwei leicht geneigte Rampen (Nord, Süd) entlang der Sockelbereiche der beiden Türme vom Podest auf die Platzfläche. Parallel zum Mauerwerk der Türme begrenzen zwei Mauerbänke die Rampen und dienen als bauliche Abgrenzung und Absturzsicherung. Der der Treppenanlage vorgelagerte und mit strahlenförmig wegführenden Linien gestaltete Platzraum spannt sich bis zu den Bestandsfassaden der umliegenden historischen Gebäude. Der Platz insgesamt wird durch die mittelalterliche Stadt in ihrer gewachsenen Struktur definiert und erzeugt in seiner Grundform eine amorph begrenzte Fläche. In diese Fläche wird von den Fassaden etwas abgesetzt eine in dunklerem Steinbelag ausgeführte Fläche gelegt. Diese dunklere Fläche wird im Weiteren in einzelne Segmente gegliedert. Rund um den Dom entsteht damit ein hochwertig gestalteter Stadtraum, der verschiedene Raumfunktionen in sich aufnimmt. Die etwas aus der Domachse ausgedrehte, leicht ansteigende ovale Grünfläche integriert die beiden großgewachsenen Bestandsbäume und wird durch Wegeführungen, Sitzbänke und runde Beete in sich gegliedert. Die Ausrichtung der Möblierung erfolgt entlang der strahlenförmigen Linien des Platzes. Das rahmende Oval wird als Sitzelement ausgeführt. Der Bestandsbrunnen wird etwas südlich der Hauptachse gelegen bewusst zwischen der Treppenanlage und der Grünfläche platziert und bildet somit ein eigenständiges Gestaltungselement. Die Gastgärten werden in ihren Bestandslagen in den Entwurf integriert. Im nordwestlichen Bereich des Platzes, etwas abgesetzt vom Gastgarten, bildet ein Baum (Kugelahorn) den räumlichen Abschluss. Die Entwässerung des Platzes erfolgt hin zum Grünraum, der in seinem Unterbau im Schwammstadtprinzip ausgebildet wird. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch ein schlüssiges und klares Entwurfskonzept und formuliert damit einen, dem historischen Kontext entsprechenden, zeitgemäßen Platz, der zum Verweilen einlädt. Die Wegeführungen funktionieren insgesamt gut. Stadtklimatisch greift der Entwurf aktuelle Themen auf und trägt zur klimatischen Verbesserung bei. Die Wirtschaftlichkeit der Gesamtlösung scheint angemessen und ohne größere Bedenken umsetzbar. Die Realisierung des Stufenpodestes ist als 1. Bauabschnitt zeitlich unabhängig vom restlichen Platz umsetzbar.

Überarbeitungsempfehlungen:
• Lage des Brunnens wird hinterfragt, Alternativstandort: Rosenbeet ist zu prüfen
• Rampen: Begrenzungsmauer in Anlehnung an barocke Formgebung ausformulieren (evtl. ausdrehen), Länge Rampe prüfen
• Ausformulierung der Handläufe • Grünfläche bzw. Oval des Platzraumes: Sicherstellung der Barrierefreiheit
• Kontrast der Farbflächen des Belags: Farbkontrast minimieren
• Auswahl der Bäume ist zu hinterfragen - helle Bäume sind zu empfehlen
Domplatz Innsbruck Blatt 02

Domplatz Innsbruck Blatt 02