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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Auf dem Weg zum See - Gestaltung Sichtachse Gut Müllenark zum zukünftigen Indesee in Inden

See-Achse Lageplan

See-Achse Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

OTTL.LA Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die See-Achse Schophoven versteht sich als erlebbarer Freizeitraum zwischen dem historischen Gut Müllenark und dem künftigen Indesee. Neben touristischen Angeboten bietet der Park vor allem Naherholungs- und Freizeitmöglichkeiten für die Bürger*innen Schophovens und übernimmt eine stadtteilverbindende Funktion zwischen den beiden angrenzenden Nachbarschaften. Die differenzierten Angebote in Ufer- und Bürgerpark umfassen Erholungsräume, Spiel- und Sportflächen, Orte zum Verweilen und Ruhen, sowie multifunktional bespielbare Grün- und Platzflächen. Die universelle Gestaltung ist für alle Personen und Bevölkerungsgruppen erlebbar und hält vielfältige Flächen für Habitate, Wasserversickerung und ökologische Erlebnisräume vor. Die ehemals trennende Grünfläche wird durch die Umgestaltung zu einem identitätsstiftenden Teil von Schophoven und markiert einen Ort des gemeinschaftlichen Lebens und Austauschs. Mit der See-Achse warten die SchophovenerInnen nicht auf den See und eine neue Identität nach dem Strukturwandel sondern wagen den langen Sprung ins Wasser als dynamische Transformation.

Der Park wird zwischen dem in Wert gesetzten, denkmalgeschützten Gut Müllenark und dem zukünftigen Ufer des Indesees durch einen mäandrierenden Weg - dem langen Sprung - innerhalb der großzügigen Wiesen- und Rasenflächen durchflossenen und verbindet die unterschiedlichen, intensiv ausgestalteten Nutzungsbereiche und Quartierseingänge miteinander. Die geschwungene Form bietet den Nutzenden unterschiedliche Blickpunkte und Aha-Momente, lässt sich als Rundweg nutzen und ist Ausdruck des Prozesses, der Transformation, und der landschaftlichen Dynamik des Strukturwandels in der Region und im Ort. Der lange Sprung verbindet sich mit der regionalen Ufer-Route am Seeplatz und mündet am Inde-Blick mit Seebalkon. Die nach Westen ausgerichtete Sitzstufenanlage ermöglicht immer fortlaufende neue Ausblicke in den sich langsam mit Wasser füllenden Tagebau und bildet eine Landmarke in der Transformationslandschaft rund um den See.
Ein Biodiversitätssaum fasst die See-Achse ein und bildet einen subtilen Puffer zwischen der angrenzenden Bebauung und den Parkflächen, mit ausreichend Schutz auf beiden Seiten. Der intensiv begrünte und artenreiche Saum ist Habitat-Brücke und ökologischer Erlebnisraum zugleich. Locker gesetzte Baumgruppen mit Laubfärbung schaffen Bezüge zwischen den beiden Nachbarschaften und betonen die neu geschaffenen Wegeverbindungen, ohne dabei die grüne Sichtachse vom Gut zum See zu verstellen.

Neben frei im See-Park verteilten kleinen Angeboten wie Sitzbänken, Schaukeln und Hängematten, liegen kompakt gestalteten Aktionsfelder als intensive Nutzungsbereiche frei im Park verteilt. Die Felder unterscheiden sich in Ihrer Ausgestaltung und in den Angeboten zueinander und sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Dabei steigert sich die Nutzungsintensität sukzessive vom Bürger-Park im Osten zum Ufer-Park im Westen. Die Langbank unter der Solar- Pergola eröffnet weitläufige Blicke über die Wiesen und die einzelnen Aktionsfelder.

Der Bürgergarten
Umringt von einem Habitat-Saum aus geschichteten Reihen geschlagener Holzstämme aus der Zwischenlandschaft, ist der Kern des Gartens als ökologisches Archipel gestaltet. Unter Berücksichtigung der Bestandsleitung wird in Senken anfallendes, überschüssiges Niederschlagswasser der befestigten Flächen temporär aufgenommen und örtlich versickert. Schilf und Findlinge in Kiesflächen dominieren das Gestaltungsbild. Liegedecks und eine lange Tafel unter einem locker gepflanzten Obsthain schaffen hier einen gemeinschaftlichen, nachbarschaftlichen Treffpunkt und Rückzugsort.

Die Spielinsel „Sticks and Stones“
Die Spielinsel bietet ein differenziertes Spielangebot für unterschiedliche Altersgruppen an. Bereiche für ein aktives Spielen und Orte zum Rückzug decken unterschiedliche Bedürfnisse zum freien Kinderspiel ab. Der Spielplatz ist überwiegend aus natürlichen und nachwachsenden Materialien gestaltet, mit robusten Sträuchern bepflanzt und vermittelt den Kindern einen ökologischen Umgang mit ihrer Umwelt. Wasser- und Matschtische sind barrierefrei konzipiert und schaffen ein inklusives Spielangebot im Park. Eingefasst ist das Aktionsfeld durch ein blühendes Strauchband. Locker gesetzte Bäume werfen einen lichten Schatten auf die Spielfläche.

See-Forum
Das Aktionsfeld See-Forum ist Verbinder zwischen der touristischen, regional geprägten Ausrichtung an der zukünftigen Promenade am Bartholomäus Pfädchen, sowie dem Übergang zum Bürger-Park. Die zentrale, multifunktionale Fläche ist Bühne und Aktionsraum zugleich und bietet Platz für unterschiedliche Veranstaltungen wie Aufführungen, Konzerte und Flohmärkte. Skaterails sprechen Jugendliche an und schaffen zusammen mit dem Kultur-Kahn einen Anlaufpunkt. Ein kleiner, seichter Wall mit Sitztribüne schützt das See-Forum vor Windzug und fasst die nutzungsoffene Fläche ein. Teile des Erdmaterials aus dem Sicherheitsdamm werden an selber Stelle für die Modellierung des kleinen Walls verwendet. Der anschließende Seeplatz ist als verbindendes Gelenk konzipiert. Ein Infopoint mit Bikestation und Trinkbrunnen markiert den Kreuzungspunkt zwischen Park und übergeordnetem Ufer-Radweg. Bank-Tischkombinationen, Tischtennisplatten und Bouleflächen laden zur Pause in Schophoven ein und schaffen Orte zum konsumfreien Aufenthalt.

Die See-Achse ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den angrenzenden Landschaftsräumen und verbindet als Biotoptrittstein unterschiedliche Lebensräume miteinander. Bestehende Grünstrukturen werden aufgegriffen, in das Konzept integriert, miteinander verbunden und in Ihrer Biodiversität und Resilienz gestärkt. Die großflächigen, artenreichen Wiesenfelder werden selten gemäht und können durch Schafherden beweidet und kultiviert werden. Intensivere Rasenbereiche sind strapazierfähig, trockenresistent und von klimaresilienten Einzelbäumen bestanden. Die biodiversen Bänder in den Randbereichen sind mit insektenliebenden Gehölzen bepflanzt und mit Nistkästen versehen. Totholz und kleine Trockenmauern bieten zudem Unterschlupf für unterschiedliche Tierarten an.
Der Anteil an versiegelten Flächen ist im See-Park auf ein Mindestmaß reduziert. Befestigte Flächen sind offenporig und wassersensitiv ausgeführt. Überschüssiges Niederschlagswasser wird in angrenzende Grünflächen und leicht ausgemuldete Pflanzflächen geleitet. Verdunstung und örtliche Versickerung regulieren das Mikroklima. Die befestigten Oberflächenmaterialien werden aus kreislauffähigen Rohstoffen wie recyceltem Beton- und Asphalt mit Abstreu hergestellt. Wassergebundene Wegedecken senken den Grad der Versiegelung. Die Beleuchtung der Wege ist auf ein Mindestmaß reduziert, Hauptverbindungen zwischen den beiden Nachbarschaften werden mit intelligenter sensorgesteuerten Beleuchtung verkehrssicher ausgeleuchtet. Die Energieversorgung für die Beleuchtung in der See-Achse erfolgt ausschließlich über die PV-Anlage auf der Pergola. Mobiliar, Spiel- und Ausstattungsobjekte sind aus nachwachsenden Rohstoffen und langlebigen Materialien gefertigt und leicht zu Reparieren.

Zwischenlandschaft
Bis ins Jahr 2030 wird der Bereich westlich der Schlichtstraße innerhalb der bergbaulichen Sicherheitszone als Zwischenlandschaft gestaltet. Der minimalinvasive Eingriff folgt der späteren Gestaltung ab 2030, fügt sich in das gestalterische Gesamtkonzept der See-Achse ein und geht behutsam mit dem bestehenden Baumbestand um. Über einen geschwungenen Weg und Stufenanlage werden die Besuchenden auf eine Aussichtsplattform auf der Dammkrone geführt. Hier können die Zukunft Schophovens mit Inde-See über Augmented Reality auf dem Smartphone oder die weite Öffnung der Landschaft betrachtet werden. Die bestehenden Waldflächen werden inszeniert und in Teilen zugänglich gemacht. Mit dem Walderlebnis entsteht ein Experimentierraum auf Zeit, der zusammen mit den SchophovenerInnen bespielt wird.
Als Landmarke und Nukleus wird der Kultur-Kahn am Walderlebnis positioniert. Das Schiff ist ausgebaut und kann als Jugendtreff und Aktionsraum genutzt werden und begleitet den Strukturwandel in Schophoven und die Entstehung der neuen Landschaft in der alten Heimat. In den nächsten Jahrzehnten zieht der Kahn mit seiner Umgebung um. Von der Zwischenlandschaft zum Ufer-park und - 2060, mit dem großen Stapellauf - schlussendlich auf den See. Der Kahn ist dabei Kuriosität und Eigenheit zugleich, setzt Zeichen und ist Anlaufpunkt für Veranstaltungen, Teilhabe, Kunst und Kultur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee des Entwurfs ist der mäandrierende Parkweg. Dieser Weg fungiert als Spazierweg und entschleunigt die Bewegung. Gleichzeitig verbindet er das Gut mit dem zukünftigen Seeufer. Negativ bewertet wird die Linienführung des Weges. Sie wirkt eher zufällig und führt zu Dopplungen von Wegeverbindungen.
Die Parkränder sind sehr stark mit Bäumen besetzt. Hierbei würde die Maronenreihe nicht gestärkt, sondern aufgelöst. Dies wird kritisch bewertet. Die Parkmitte wird durch die drei Trittsteine betont. Kritisch bewertet wird deren Proportion und Anordnung, da sie eher zu einer Überfrachtung der Parkmitte beitragen. Zudem wird das Nutzungspotential angezweifelt.
Der Seebalkon erscheint nicht ausreichend ausformuliert, er kann als Zielpunkt des mäandrierenden Parkwegs nicht überzeugen. Die Schlichstraße wird nicht in die Parkgestaltung integriert und der Zebrastreifen kann als Querungshilfe nicht überzeugen.
Das Aussichtsplateau der Zwischennutzung wird als überdimensioniert angesehen. Hinzu kommt, dass die Blickbeziehungen zum See durch Bäume verhindert wird. Dieser Mangel lässt sich durch augmented Reality nicht kompensieren. Die Idee des wandernden „Kultur-Kahns“ wird gewürdigt, erscheint jedoch aufgrund des damit verbundenen Aufwands unausgereift.
Die Bushaltestelle Müllenark ist gestalterisch und funktional nicht überzeugend. Die Arbeit 1055 leistet einen konstruktiven Beitrag zur zukünftigen Parkgestaltung und Nutzung. Die Trittsteine fungieren als belebende Elemente.
Insgesamt fehlt es der Arbeit an gestalterischer Vielfalt.
See-Achse mit Blick auf Müllenark

See-Achse mit Blick auf Müllenark

Bürger-Park

Bürger-Park

Bürgerpark mit Aktionsfelder

Bürgerpark mit Aktionsfelder

Zwischenlandschaft See-Park

Zwischenlandschaft See-Park

Leitidee

Leitidee

Transformationsprozess

Transformationsprozess

Schnittansicht See-Park

Schnittansicht See-Park

Schnittansicht Bürger-Park

Schnittansicht Bürger-Park