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Einladungswettbewerb | 02/2011

Marktplatz Quedlinburg

Anerkennung

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt Quedlinburg Realisierungswettbewerb „Marktplatz“

bgmr Landschaftsarchitekten
in Zusammenarbeit mit
Lichtplaner: studio Dinnebier, Berlin


Ziel des vorliegenden Beitrags ist es den Markt in seiner engen Bindung zu den unterschiedlichen Platzräumen und der historischen Bebauung qualitätvoll weiterzuentwickeln. Neben der gestalterischen Integration ist die funktionale Aufwertung für innerstädtische Veranstaltungen unterschiedlichster Art von großer Bedeutung. Der vorliegende Entwurf basiert auf 5 Grundregeln der Neuordnung:

1. Integration der Neugestaltung durch Verwendung gleichartiger Flächenbeläge in den Übergangsbereichen zu angrenzenden Stadträumen.
Materielle Kontinuität ist Grundvoraussetzung für Integration. Analog der Verwendung in angrenzenden Stadträumen werden kleinformatige Natursteinbeläge im Bereich der Sockelzonen und Eingangsbereiche der Randbebauung weitergeführt. Als Material wird das derzeit im Platz vorhandene Kleinsteinpflaster wieder verwendet.

2. Stärkung der Randnutzungen und Lesbarkeit des Platzes durch einheitliche Gestaltung – ‚Ein-Platzkonzept’ als Grundlage für hohe Variabilität im Gebrauch.
Der Markt wird als große zusammenhängende Platzfläche mit gestärktem baulichen Rand entwickelt. Die Randbebauung ist über eine 2m breit gepflasterte Sockelzone aus Granit Kleinsteinpflaster in Passe und eine 50 cm Breite Linearentwässerung oberflächengleich an den Platz angebunden. Vor- und Rücksprünge werden ebenso wie Stufen und Rampenanlagen durch die Randbereiche aufgenommen. Die gestalterische und funktionale Aufwertung der Platzfläche erfolgt durch Einführung eines traditionellen Verbands aus kleinformatigen Natursteinplatten.
Die zentrale Marktfläche und die Steinbrücke erhalten einen Plattenbelag aus Granit Naturstein mit gestockter Oberfläche in den Formaten 20x20cm, 20x30cm, 10x20 und 10x30 cm / Farbe: grau-gelb nuanciert in mittel- (80%) hell-(10%) und dunkelgrau (10%). Die Platten werden im traditionellen Verband der ‚Echten Passe’ verlegt. Das ‚neue Format’ integriert sich über die Materialität und den scheinbar ungerichteten Verband mühelos in den historischen Zusammenhang. Die Verwendung zielt auf ein ruhiges, großzügiges Gesamtbild ohne Brüche mit dem Bestand.

3. Unterordnung verkehrlicher Nebenfunktionen in der Platzgestaltung
Den Verkehrsteilnehmern werden analog der traditionellen Praxis im Stadtraum Belagsarten zugeordnet (vgl.: Materialität / Funktionalität). In den Platzbereichen und im Übergang zur Steinbrücke sind die mobilen Verkehre untergeordnet.
Verkehrliche Nebenfunktionen wie Anlieferung, Feuerwehrzufahrten oder Stellflächen für Marktstände werden durch Orientierung am Platzrand geordnet. Das ‚Ein-Platzkonzept’ lässt grundsätzlich die temporäre Befahrung der gesamten Platzfläche zu. Die Hauptorientierung für die Markstände erfolgt über die lineare Entwässerung aus Kleinsteinpflaster und die zukünftigen Infrastrukturangebote in der Mittelachse der Platzfläche.

4. Bündelung der Ver- und Entsorgung an den Platzrändern
In Anlehnung an die bestehende Infrastruktur werden Ver- und Entsorgungseinrichtung im Bereich des Platzrandes gebündelt. Dies betrifft die Platzentwässerung, die Versorgung durch Hydranten, Stromanschlüsse, und die Platzbeleuchtung. In der zentralen Platzachse werden zusätzlich oberflächengleich versenkte Versorgungspunkte angeboten.

5. Heranführung der Benediktikirche / Marktkirche durch Erweiterung der Platzfläche Richtung Norden.
Durch die Einbeziehung des Rathauses, des Hokens und der anliegenden Straßenabschnitte der Breiten Straße und Marktstraße wird die Platzfläche bis an den Komplex der Marktkirche herangeführt. Das Rathaus erhält eine prominente Lage im Platz. Es entstehen neue attraktive Geschäftslagen am Markt. Die Benediktikirche wird Anlieger des Marktes. Die vergrößerte Flächenkulisse eröffnet Erweiterungsoptionen für die Alltagsnutzung, Märkte und sonstige Veranstaltungen. Derzeit abseitige, unzureichend zugeordnete Randlagen werden neubewertet.

Die ‚Quedlinburger Elle’
Als besonderes Ausstattungselement übersetzt die ‚Quedlinburger Elle’ das stadtbildprägende Fachwerk in die Platzgestaltung. Die robusten, gegeneinander klappbaren Segmente können - der jeweiligen Situation angepasst -zum beiläufigen Sitzangebot, zum Podest für kleinere Aufführungen oder zu Sitzplatzreihen für Publikum umgebaut werden. Die Elemente besetzen spielerisch die Platzfläche ohne sie dauerhaft funktional festzulegen. Die Nutzer haben die Möglichkeit die Ellen über feststellbare Rollen kleinräumig bedürfnisgerecht zu verlagern. Es entstehen situationsbezogen wechselnde Treffpunkte und Aktionsorte im Platz. Bei Großveranstaltungen verbleibt die ‚Quedlinburger Elle’ als besonderer Ort im Platz oder wird in die Randbereiche zur Sicherung der Zugänge verlagert. Die aus oberflächenbehandelten 4m-Vollholzsegmenten und Edelstahl-verbindungen hergestellten Sitzobjekte können auf unterschiedliche Stadträume in Quedlinburg übertragen werden. Die ‚Quedlinburger Elle’ zeichnet sich durch die Analogie zum Fachwerk, den variablen Gebrauchswert und den natürlichen, in hoher Qualität verarbeitete Baustoff Holz aus.

Beleuchtungskonzept
Das Beleuchtungskonzept unterstreicht den historischen Charakter des Platzes und der angrenzenden Straßenräume. Die Beleuchtung erfolgt von den Platz- angrenzenden Häuserfassaden: Die vorhandenen historisierenden Beleuchtungskörper bleiben erhalten und werden mit moderner Lichttechnik ausgestattet. Energieeffiziente Leuchtmittel mit warmweißer Lichtfarbe und verbesserter Farbwiedergabe erzeugen eine atmosphärische Beleuchtung hoher Lichtqualität. Die Bestandsleuchten erhalten zonal eine zusätzliche Optik, die neben der Grundbeleuchtung des Platzes eine Hervorhebung des historischen Rathauses sowie weiterer ausgewählter architektonischer Elemente ermöglicht. Zur Steigerung der Orientierung bei Nacht werden die Aufmündungsbereiche, der an den Platzraum angrenzenden Straßenräume akzentuiert.


Team
bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin, Leipzig
studio dinnebier, Berlin