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Offener Wettbewerb | 07/2011

Landesgartenschau Lahr 2018

Anerkennung

Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Gesamtkonzept

In Westen der Stadt Lahr entsteht ein aus 2 Teilen bestehender neuer Park - dem Mauerfeldpark im Nordosten und dem Stegmattenpark im Südwesten. Die beiden Parkteile sind durch die stark befahrenen Straßen B3 und B36/ B415 voneinander getrennt. Ein Brückenschlag über den Kreuzungsbereich verbindet beide Parkteile für Fußgänger und Radfahrer. Jeder Teil erhält einen eigenständigen Charakter, gleichzeitig bilden sie jedoch auch eine zusammenhängende Einheit.

Mauerfeldpark

Für die Gesamtstruktur des Mauerfeld-Parks wird eine orthogonale Struktur vorgeschlagen, die einerseits eine gute Integration der rechteckigen Sportfelder erwarten lässt, andererseits als Reminiszenz der im Boden befindlichen, sich in mehreren Schichten überlagernden römischen Grundmauern verstanden wird. Innerhalb dieser Grundstruktur verteilen sich großzügig verschiedene Sport und Spielfelder. Der Park wird somit geprägt durch eine kleinteilige Rahmenstruktur mit weiten offenen Flächen der großen Spielfelder. Als gestalterische Einheit wird er zu einer identitätsstiftenden städtebaulichen Zäsur im Stadtgefüge.

Städtebauliche Konzeption: Die neuen Gebäude ergänzen im östlichen Teil des Plangebiets die bestehenden Hallen und das Blockheizkraftwerk zu einem „Quartier der Solitäre“. Eine klare Baugrenze nach Westen sichert den Mauerfeldpark als landschaftsarchitektonisch geprägten Freiraum. Die Sporthalle soll als architektonisch starkes Element auch von der B415 her wahrgenommen werden. Es wird vorgeschlagen, das Vereinsheim in die Sporthalle zu integrieren, da es als relativ kleines Bauvolumen zwischen den großen Blöcken nicht bestehen kann.

Mauerfeldstreifen: Wegebegleitende „Mauerfeldstreifen“ gliedern den Park in Nord-Süd-Richtung. Die Bänder sind topographisch leicht herausgehoben und setzen sich dadurch von den anderen Flächen ab. Gliedernde, ca. 40cm hohe Mauern unterteilen die Streifen in einzelne „Mauerfelder“. In diesen Feldern finden sich Sitzgelegenheiten, Pflanzflächen, Spielplätze und verschiedene Sport- und Fitnessgeräte für alle Generationen. Die Bänder werden von einem lichten Kronendach z.B. aus Mispeln, Zierkirschen und Zieräpfeln beschirmt.

Plätze/ Quincunx-Haine: In West-Ost-Richtung definieren fünf längliche Plätze mit Baumhainen (z.B. aus Amerikanischer Linde) Orte im Park. Die Haine sind in einer besonderen Formation ausgebildet, deren Grundelement der Quincunx darstellt. Er steht sowohl für die Gegenwart (Spielpark - Formation der 5 Punkte eines Spielwürfels), für die Vergangenheit (Der Quincunx als Standard-Formation in den römischen Legionen), als auch für den landschaftsarchitektonischen Anspruch (typische Baumanordnung im formalen Garten). Der Platz am Römerweg markiert den Startpunkt des Brückenschlags. Der nordwestliche Platz dient zur Erschließung der angrenzenden Sportfelder sowie des Römerfeldes. Er wird zusätzlich mit Skate-Elementen ausgestattet. Der zentrale Platz dient als wichtiger Anlaufpunkt und Verteiler im Park, eine Wasserlinie stärkt die Aufenthaltsqualität. Der Eingangsplatz des Bürgerzentrums bildet das Parkentree aus Richtung Kanadaring. Ein großzügiger Vorplatz erschließt die Sporthalle und dient gleichzeitig als Verbindungsglied zwischen Park, Sporthalle und den Kfz-Stellplätzen.

Sport- und Spielfelder, Trendsportarten: In den offenen Flächen sind die geforderten Spielfelder angeordnet. Ein Mehrgenerationen-Spielplatz findet sich in direkter Nachbarschaft zu den Freiflächen des Kindergartens.

Römisches Feld: Als Entree für Besucher aus den nordwestlichen Quartieren wird ein archäologischer Garten mit dem römischen Streifenhaus im Zentrum situiert. Rasenplateaus symbolisieren die Grundmauern im Untergrund.

Lärmschutz: Der Lärmschutz zur B36 wird mit einer Wand aus Gabionen realisiert. Das Thema der „5 Punkte“ wird in der Wand durch Glasschotterfelder und Lichtelemente abgebildet, so dass sowohl ein attraktives Element der Stadteinfahrt B36 entsteht, als auch eine klare Raumkante für den Park gebildet wird. Zur B3 wird eine dichte Lärmschutzpflanzung auf der Böschung vorgeschlagen.

Schutz der archäologischen Bereiche: Im Grabungsschutzbereich werden keine Bauwerke mit Tiefgründungen angeordnet. Die Baumpflanzungen werden in erhöhten Feldern und mit flachwurzelnden Bäumen realisiert. Die Baumfelder in diesem Bereich werden ca. 50cm angehoben, die Mauerfeldstreifen um ca. 15cm.

Stegmattenpark

Der Stegmattenpark wird als extensiverer Landschaftspark entwickelt, bei dem nach der Gartenschau auch teilweise eine extensive landwirtschaftliche Nutzung möglich ist, um den Pflegeaufwand gering zu halten. Den neuen Park zeichnet eine klare Zonierung der Landschaftsräume mit abnehmender Intensität von Norden nach Süden aus. Die freie Formensprache von Erdskulptur und See überlagert die aus den vorgefundenen Flurgrenzen entwickelten Strukturen.

See, See-Haus: Im Herzen des Parks liegt der neue Badesee. Im Norden definiert die Erdskulptur des Lärmschutzwalls die Uferlinie, der Südhang lädt zum Lagern mit Blick auf den See ein. Die Ufer sind weitgehend natürlich ausgebildet. Wie angelandete Flöße wirken die ausgewiesenen Badebereiche - einmal mit Rasen als grüne Seeterrasse, einmal mit Sand als „Beach“, im südlichen Bereich als größere und kleinere Holzdecks.
Ausgerichtet an einer steinernen Uferpromenade findet sich das „See-Haus“ mit Gastronomie, Toiletten und zusätzlichen multifunktionale Räumlichkeiten. Eine querender Steg stellt die Erreichbarkeit des See-Hauses von allen Badezonen aus sicher und bietet einen interessanten Erlebnispunkt vom Wasser aus.

Festplatz: Der Festplatz als weite, offene Wiese für vielfältige Nutzungen wird räumlich begrenzt durch das See-Haus und den lichten Baumfilter entlang des Seeufers im Süden, durch die Obstbaumreihen im Norden, die Erdskulptur mit Tribüne im Westen, sowie die Gehölzkulisse entlang der B3 im Osten.

Obstbaumreihen/ Feldstrukturen: Obstraumreihen markieren die Feldstrukturen im extensiven südlichen Teil des Stegmattenparks. Mit ihnen entstehen räumlich markante und gleichzeitig ökologisch wertvolle Linienstrukturen. Die Flächen zwischen den Obstbaumreihen bilden ein kleinteiliges Patchwork mit Feldern aus Grünland, Sonnenblumen, Bienenweide, Getreide u.ä.. Rasenwege entlang und quer der Obstbaumreihen erschließen diesen Parkteil für die Parkbesucher. In einem Feld wird der Jugendzeltplatz situiert.

Haine: Weiter südlich ergänzen flächige Gehölzpflanzungen das Biotop des alten Pappelhains. Bezugnehmend auf die historische Nutzung werden Pappelhaine vorgeschlagen. Ergänzend kommen Haine aus Haselnuß und Kopfweide im Rahmen einer extensiven landwirtschaftlichen Nutzung hinzu. Der alte Pappelhain kann in Abstimmung mit dem Naturschutz langfristig in diese Struktur integriert werden.

Rundweg: Die Wege werden auf den bestehenden Trassen geführt und ergänzt. Innerhalb des so entstehenden Netzes hebt sich der Rundweg heraus. Ein besonderer Belag und Aufweitungen mit Sitzgelegenheiten an den Knickpunkten akzentuieren dieses zentrale Erschließungselement. Es nimmt alle von außen ankommenden Wege auf und verknüpft die verschiedenen Parkteile miteinander. Ein glatter Belag (z.B. gestrahlter Asphalt) prädestiniert diesen Weg für Radfahrer und Skater.

Erdskulptur: Der Lärmschutzwall zur B36 wird als klare Form architektonisch modelliert. Nach Westen hin steigt er an, um seine Wirkung gegenüber der ebenfalls ansteigenden Straße erfüllen zu können. Schmale Einschnitte gliedern die Skulptur in drei Teile und verbinden zu den Kfz-Stellplätzen. Die Südhänge sind abgeflacht, teilweise als Sonnenterrassen modelliert. Am See-Platz im Westen ist die Tribüne integriert. Die Brücke vom Mauerfeldpark wird auf den Wall geführt und endet im Park-Balkon, wo sich der Blick über die gesamte Szenerie öffnet. Die Verbindung zum Rundweg wird über seitliche, flach geneigt den Hang hinunterlaufende, barrierefreie Wege sichergestellt.

Wassermattengraben: Durch Querwände im Wassermattengraben entstehen Retentionsbereiche, in denen sich ökologisch wertvolle Feuchtvegetation entwickelt. Mit seinen begleitenden Gehölzen wird er zu einem eigenständigem Landschaftselement im Park, der durch einen Naturerlebnispfad begleitet wird.

Stadteinfahrt/ Stellplätze: Die geforderten Stellplätze werden im nördlichen Parkbereich zwischen B36 und Erdskulptur zur Verfügung gestellt. Dabei wird durch die streifenförmige Anordnung der Vegetation ein starkes Bild erzeugt, das prägend für die Stadteinfahrt entlang der B36 ist, und als Landmarke den neuen Park im Bewusstsein aller Vorbeifahrenden verankert.

Eislaufplatz: Der Platz unterhalb der Tribüne formt eine leichte Vertiefung, dadurch wird bei geeigneten Witterungsverhältnissen im Winter eine Nutzung als Eislaufbahn an diesem markanten Ort am See möglich.

Kleingärten: Die Anordnung der Kleingärten ist durch eine offene, durchlässige Struktur gekennzeichnet. Gruppen von Kleingärten verteilen sich locker auf dem Feld, so dass einerseits das Gelände nach allen Richtungen passierbar bleibt, andererseits zwischen den Gärten genügend Raum entsteht für gemeinschaftliche Nutzungen wie z.B. Spielplätze. Auf diese Weise wird der Wandlung der Kleingärten von Gemüseproduktion hin zu Freizeit- und Erholungsnutzung Rechnung getragen. Die zugehörigen Stellplätze werden entlang der B36 angeordnet.

Lärmschutz: Zur B36 hin wird der Lärmschutz durch die Erdskulptur sichergestellt. Die breite Gehölzkulisse zur B3 sorgt für eine deutliche Reduzierung des Verkehrslärms und blendet den Verkehr visuell aus. Bei den Kleingärten sorgen ebenfalls Gehölzstreifen für Abschirmung.

Brückenschlag

Der Brückenschlag zwischen den beiden Parkteilen wird nicht nur als Verbindungsweg verstanden, der möglichst schnell überwunden werden will, sondern als eigenständiges Parkelement. Die Startpunkte des Steges und seine Materialisierung aus großformatigen Betonschwellen verweisen auf die Wichtigkeit der Verknüpfung der Parkteile. Über der Straße wird durch eine Aufweitung ein Aufenthaltsbereich gebildet. Von hier aus lässt sich sowohl die landschaftsarchitektonische Szenerie der Stadteinfahrt erleben als auch der fließenden Verkehrs mit der ihm eigenen Faszination beobachten.

Wirtschaftlichkeit

Der Wirtschaftlichkeit wird durch folgende Aspekte Rechnung getragen: Der Aushub des Sees kann unter Massenausgleich auf kürzesten Förderwegen für die Modellierung der Erdskulptur verwendet werden. Die Wegeführung nimmt Rücksicht auf die bestehenden Trassen. Es wird sichergestellt, dass keine Verlegung von Kabel oder Kanaltrassen notwendig wird, auch deren Unterhalt ist leicht möglich. Die Integration von extensiver landwirtschaftlicher Nutzung in den Stegmattenpark und die zurückhaltende Verwendung pflegeintensiver Vegetationsflächen lässt einen geringen Unterhaltsaufwand erwarten.