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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Neubau Ozeanium Zoo Basel

7. Preis / Poseidon ke Amphitrite

Preisgeld: 10.000 CHF

Marques Architekten AG

Architektur

C7A Cambridge Seven Associates, Inc.

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau und Architektur
Das Projekt strebt nach einer räumlichen Verbindung zwischen dem urbanen Zentrum von Basel und der grünen Oase des Zoos. Die Offenlegung des Birsig bis an die Strassenkante Neuer Auberg verstärkt im vordersten Bereich die Atmosphäre des Grünraumes.
Das Ozeanum mit offenen fliessenden Übergängen vom Aussenraum bis zur Museumsfläche integriert sich ergänzend zu diesem Parkraum und vereinnahmt als Ort am Wasser den Flussraum des Birsig. Verkehrsflächen wie die Tramschlaufe und die Munimattstrasse sind Teil dieser Gestaltung und werden funktional gelöst.
Die Architektur als Teil der Sprache der Zooanlage und der Gestaltung des Nachtigallenwäldeli steht im Kontrast zur dichten Bebauung der Stadt. Der Weg durch das Ozeanum vom Süsswasserteich über den Flusslauf des Birsig und zum Ozeanbecken reflektiert die Beziehung von Basel zum Ozean.

Das Gebäude
Der Aufbau des Gebäudes sieht eine Eingangshalle als Übergang vom Stadtraum zum Grünraum vor. Ein kontinuierlicher Weg führt über die Eingangshalle zu einer Rampenanlage, welche analog des Wasserlaufes hinunter durch das Ozeanum und spiralförmig um den grossen Ozeantank sich entwickelt. An diesem Lauf sind Ausweitungen für Spezialausstellungen und kleinere Becken vorgesehen. Der Parcours leitet die Besuchenden durch einen Wassertunnel quer durch das Ozeanbecken. Der Weg endet schliesslich in einer schluchtartig aufsteigenden Treppe, welche wieder ans Licht und zum Restaurant am Teich mit Ausblick über die Stadt führt. Die emblematische Wirkung des schwebenden Seerosenteiches mit seinem romantischen Pavillon wird besonders eindrucksvoll vom Heuwaagenviadukt aus wahrgenommen. Das Museum lebt von der Identität des Ortes mit seiner Verschränkung von Grünraum, Wasser und Stadt. Das Ozeanum soll als offenes und besucherfreundliches Zentrum funktionieren.
Die Eingangshalle bietet Einblicke in den darüber angelegten Süsswasserteich. Der Lichteinfall über die Öffnung im Dach zeichnet an den Wänden und am Boden die dynamische Bewegung des Wassers nach. Der Zugang zum Ozeanum ist fliessend über publikumsoffene Zonen wie Shop, Bar und Foyer gestaltet. Eine grosszügige Rampe führt hinunter, vorbei an einer Erweiterung des Foyers für den Saal mit Ausblick auf den Birsig und Zugang zum Ozeanum. Nicht nur die Eingangssituation des Ozeanums bietet fliessende Übergänge und Verschränkungen mit dem öffentlichen Raum. Ein offenes Pinguin- und Seeotterbecken als Teil der öffentlichen Parkanlage öffnet Einblicke ins Innere des Museums.

Material und Konstruktion
Zwei massive Schalen gliedern im Wesentlichen die Anlage: Das Volumen der Nebenräume und Treppen entwickelt sich bis über das Niveau des Teichs. Das offene Volumen für die Pinguine und Seeotter mit dem sich darunter befindlichen Deep Blue Tank führt in die Tiefe. Diese beiden Schalen sind konstruktiv massiv ausgebildet, mit gegossenen Betonwänden, aussen isoliert und mit Faserbetonelementen verkleidet. Diese sind mit weissem Rundkies in der Oberfläche gegossen und gewaschen. Die den Eingangsbereich definierende Dachkonstruktion als grosse, Wasser aufnehmende Schale ist in Ortbeton gegossen, innen isoliert und feinkörnig verputzt. Die Bodenbeläge sind mit Bezug zu den Aussenflächen in Asphalt vorgesehen und weisen unterschiedlich farbige Sandeinstreuungen auf.
Die Konzeption des Gebäudes als weitgehend unterirdisches Volumen weist den Vorteil einer kompakten Volumetrie auf. Die Mehraufwendungen im Felsaushub sowie die Massnahmen zur Wasserhaltung im Grundwasserbereich werden mit einer reduzierten Fassadenoberfläche sowie einer einfachen, Erdbeben sicheren Struktur wieder aufgewogen.

Die Funktionen des Ozeanums
Der Eingangsbereich ist eine publikumsoffene Zone. Die bewusste Verschränkung der Museumsräume mit dem öffentlichen Raum, so das Seeotterbecken und der Seerosenteich, sollen die Besuchenden dazu anregen, den Weg ins Museum weiterzuverfolgen. Der Besuch der Bar im Erdgeschoss sowie des Restaurants am Seerosenteich ist unabhängig von der Museumszeit möglich. Ebenso ist die Benutzung der Schulungs- und Saalräumlichkeiten im erweiterten Foyerbereich im Untergeschoss jederzeit möglich. Der geschlossene und kontrollierte Museumsbereich ist ab dem ersten Untergeschoss vorgesehen. Der Weg durch das Museum führt spiralförmig um den Deep Blue Tank hinunter und zeigt auf der Aussenseite Ausstellungsnischen und kleinere Aquarien. Über die vertikale Verbindung am Ende des Weges werden die Besuchenden zurück zum Foyer mit Saal, zur Halle oder ganz nach oben ins Restaurant geführt. Entsprechend den Vorgaben des Betriebes sind auf sämtlichen Rückseiten der Ausstellungsflächen und Aquarien zusammenhängende Arbeitsräume vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser streben eine grüne Verbindung zwischen urbanen Zentrum der Stadt und dem Zoo an. Das neue Ozeanium wird als Teil dieser Parkanlage verstanden, das Gebäude soll sich in die Sprache des Zoos respektive des neu zu gestaltenden Nachtigallenwäldelis einordnen. Explizit wird nach einem Kontrast zur dichten Bebauung der Stadt und nicht nach einem Akzent am Heuwaage-Viadukt gesucht.

Das ist ein konzeptionell interessanter Ansatz, wenn er auch vor dem Hintergrund der programmatischen Vorgaben eher überraschend ist.

Das eigentliche Aquarium ist vollständig unterirdisch angebracht. Vier Geschosse reichen bis minus 16 m unter Terrain. Zweimal wird das Aquarium oberirdisch Manifest: Der Eingangspavillon mit Restaurantaufsatz setzt am Viadukt ein Zeichen. Im Gegensatz dazu stellt die Pinguin-/ Seeotteranlage ein Fenster in die Unterwelt dar. Hier zeigen sich Widersprüche dieses Konzepts: Der Eingangsbau mit Restaurant ist nicht der versprochene, in den Park eingegliederte Pavillon auf der Visulisierung, er ist im Gegensatz dazu raumgreifend und eine über das Viadukt hinausreichende Marke. Wenn dann aber doch ein Zeichen gesetzt werden soll, wird bezweifelt, dass diese filigrane Halle dem durch das Viadukt dominierten Stadtraum standhalten kann.

Die Anordnung der Pinguin-/ Seeotteranlage ist im öffentlichen Raum aus tierhalterischen Gründen nicht realisierbar. Leider gilt dies auch für den „Victoria regia-Teich„ auf dem Pavillondach. Sodann zeigt sich auch ein dem konzeptionellen Ansatz innewohnendes Dilemma: Der Entscheid, das Ausstellungsprogramm vollständig unterirdisch anzuordnen verbannt notgedrungen die eher auf Tageslicht angewiesenen Riff und Mangrovenwald auch ins Dunkel.

Die Freiräume fügen sich selbstverständlich ins bestehende und geplante Umfeld ein. Die Eingänge zum Ozeanium über das Foyer liegen etwas nahe an den Verkehrsströmen. Die Anlieferungen sind nicht optimal ausgestaltet, eine Optimierung wäre aber möglich. Der sehr ansprechend und grosszügig gelöste Eingangsbereich zum Ozeanium verspricht mehr als nur Funktionalität bezüglich anstehen, Ticket kaufen, Mantel abgeben und eintreten. Dieser Raum besitzt mit Rundumausblicken, Bar und Shop auch Aufenthaltsqualität bei Betreten und Verlassen des Ortes wie aber auch beim Warten aufs Tram. Ob die Dimensionierung und die zweigeschossige Höhenentwicklung angemessen ist, bleibt fraglich.

Die erzeugte Spannung beim Abtauchen in die Ausstellung über einen langen Rampenschlitz bleibt auf dem ganzen Rundgang überwiegend erhalten. Vorbei an einem Fenster mit verortendem Blick auf den renaturierten Birsig wird der Besucher spiralartig in die Tiefe auf eine Weltmeerreise geführt, ohne aber die Freiheit nach Bestimmung seines Weges ganz zu verlieren. Im Zentrum der Führung steht der DeepBlue-Tank, der immer wieder tangiert wird / werden kann. Diese Mehrfachbegegnung mit dem zentralen Ausstellungselement wird eher als ermüdend empfunden. Ein Problem aber stellt die immerwährende Cross View Situation dar wie aber auch die in Richtung Reizüberflutung mündenden, bewusst inszenierten Sichtbeziehungen durch die umlaufenden Arkaden zu den angegliederten Aquarien und Ausstellungsgütern. Ob die expressiv inszenierte Grottenarchitektur dem eigentlichen Erlebnis dienen oder eher ablenken wird, ist zumindest diskutierbar.

Leider bleiben die gestalterischen Ansätze der einzelnen Aquarien noch zu schematisch. Die vorgegebenen Aquarienvolumen werden über alles erheblich unterschritten. Bedauert wird, dass Restaurant und auch Bar mit der Welt der Aquarien in keinerlei Beziehung stehen, wie auch nicht direkt in den Rundgang eingebunden sind.

Das Konzept Poseidon ke Amphitrite stellt einen wertvollen städtebaulichen Diskussionsbeitrag dar. Es zeigt aber auch auf, dass ein solches Projekt mit gewichtigen Nachteilen für den Bau eines Ozeaniums verbunden wäre. Zudem bleibt die Eingangsbaute zu gross und zeichenhaft, um als Teil des Parks wahrgenommen zu werden. Schliesslich kommt auch die eigentliche Aquariumsthematik – wohl erschwert durch die gewählte Prämisse, das Ozeanium im Kern unterirdisch anzuordnen – nicht über interessante konzeptionelle Ansätze hinaus.