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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

Neues Kunstarchiv Beeskow

3. Preis

CO A.

Architektur

Erläuterungstext

Es ist die große Festigkeit, die Eigenschaft der Burg ist, und nicht mehr loslässt an diesem Ort. Der Burgkörper gleicht einem Konzentrat aus Material und Zeit. Die Geschichte war stets Grund seines Wachsens, sowie seiner Erosion. Die Teile sind verschieden, und finden trotzdem guten Halt: Das Fragmentarische ist Einheit. In diesen Verhältnissen soll eine Zufügung entstehen, die sich auf die Erzählung, auf Dichte und Maßstab einlässt und diese Werte würdig unterstützt.

Das Programm erscheint ganz klar: Die Sammlungen sollen in die Obhut der Burg einziehen. Eine Ausstellung als neuer Baustein sichtbar gemachter Kultur soll zusätzlich entstehen.

Unser Einstieg war das Strukturelle. Die Depotflächen als Hauptanliegen müssen aufgespannt und begrenzt, geordnet und bedient werden. Die Nebenfunktionen stehen etwas abseits, sortieren sich dann zu zwei Themen: Erstens – das Betreiben des Archivs. Zweitens - der Berührungspunkt zwischen Besucher und Kunstwerken. Beides verdichtet sich zu je einem Bauteil. Diese flankieren die Depots mit Vorsicht und können, eigenständig, jeweils angemessene Räume ausbilden. Ausstellung, Werkstatt, Bibliothek und Büro bekommen Charakter. Dazwischen liegen, ruhig und ausfüllend, die Sammlungen.

Das Strukturelle wird dann plastisches Motiv. Die Depots sind zurückgehalten durch Gleichmäßigkeit auf drei Geschossen. Für die Bauteile von Ausstellung und Verwaltung hingegen wird eine Überhöhung zugelassen. Hierbei findet die Setzung ins Verhältnis zum Burgkörper statt: Die Fragmente taugen in ihrer Maßstäblichkeit zur Einheit mit der Burg.

Die Frage nach der Art zu Bauen ergibt für uns nur eine Antwort, in der die burgeigene Kraft enthalten ist: Das Weiterbauen. Die Ruinen werden somit Material, sind aufgenommen in die Wände für den neuen Zweck. An sie anzuschließen, ihren Duktus fortzuführen zollt ihnen Respekt. Übertragen gesehen heilen hier die Wunden durch neu aktivierte, eigene Ressourcen. Der Mauerziegel birgt die Mittel für das Fortschreiben der baulichen Gestaltung.

Auf dieser Entscheidung beruhen technische und funktionale Vorschläge.

Die Wände, die das Gebäude umfassen und die Burg wieder schließen, werden in Analogie zum Bestandsmaterial und in Korrespondenz zum Klimakonzept massiv gemauert. Diese Konstruktion kann in den Bereichen über den vorhandenen Mauern selbsttragend errichtet werden. Es resultieren dabei nur vertikale Eigenlasten, so dass die alten Fundamente tragen. Dort, wo eine Nachgründung schon vorhergesagt ist, entsteht durch deren Bauweise (Unterfangung) fast von selbst das Kellergeschoss für die Haustechnik. Wenn die Planung Bedarf zeigt, kann hierbei auch das Archiv im
Tiefgeschoss erweitert werden (Separierung eines Skulpturendepots?).

Die Archivfunktionen werden systematisch in die Hülle eingestellt. Die Lasten, die aus dieser Nutzung resultieren, werden durch neue Gründung abgetragen. Bohrpfähle durchdringen dabei nur punktuell die archäologischen Schichten. Auf deren Raster baut eine Zonierung für die offenen Archivflächen auf. Die Decken spannen entlang dieses Rasters und bleiben somit denkbar schlank.

Das plastische und materielle Verweben mit der Burg belässt den authentischen Ausdruck des Gefüges. Sorgfältig unternommen kann so die Zufügung des Archivs selbstverständlich sein. In der ihr eigenen Weise nimmt die Burg die neue Zeitschicht auf.



Fachberater:

Tragwerksplanung: DBV – Dierks, Babilon und Voigt, Berlin;
Klima: BLS Energieplan, Berlin;
Visualisierung: mathiasludwig.com, Paris/ Berlin;
Modellbau: Karsten Hentrich, Weimar;