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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Neubau Wache West und Stadtarchiv in Zürich-Aussersihl (CH)

MORANDI

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 23.000 CHF

KARAMUK*KUO ARCHITECTS

Architektur

Archobau

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Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

MØFA urban landscape studio

Landschaftsarchitektur

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauphysik, Nachhaltigkeitskonzept

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Als heterogenes städtebauliches Ensemble definieren die Projektverfassenden ihren Entwurf. Drei aneinander gefügte, unterschiedlich hohe Volumen nehmen die verschiedenen Nutzungen auf und formulieren einen Hof. Markante Treppentürme sowie Kamine werden als verbindende Elemente und als von weitem erkennbare Symbole für die neue Nutzung eingesetzt. Die denkmalgeschützte Lokremise wird in das neue Ensemble integriert, wirkt allerdings neben den hohen Neubauten von Wache West und Stadtarchiv eingezwängt. Das Ensemble wirkt sehr additiv, als ob es über längere Zeit entstanden wäre, und nicht wie ein gleichzeitig entworfener und geplanter Neubau.

Das Betriebskonzept für die Wache ist nicht ideal gelöst, bietet aber Potenzial. Das Preisgericht kritisiert die zu schmale Arealzufahrt und die risikobehaftete Ausfahrtsituation zur Hardgutstrasse. Die Einsatzwege innerhalb der Wache sind teilweise zu lang, und es hat zu wenig Rutschstangen. Die Hofbildung ist wegen der zu erwartenden Lärmemissionen durch die Feuerwehr und Sanität akustisch ungünstig. Die Nutzung der historischen Lokremise als Veloparking ist nicht sinnstiftend; erwünscht wäre eine öffentlichere Funktion. Auf den Erhalt des Desinfektionsgebäudes verzichtet MORANDI.

Sehr positiv beurteilt das Preisgericht die Organisation des Archivs: Die Raumanordnungen sind grösstenteils gründlich durchdacht und funktionell sehr gut gelöst. Dies beginnt bereits bei der Adressierung zur Hohlstrasse mit einem einladenden Zugang für das Stadtarchiv. Die gut positionierten Ausstellungsräume wirken offen und können flexibel genutzt werden. Der luftige Lesesaal und die auf zwei Stockwerken angeordneten Arbeitsplätze sind attraktiv und aneigenbar. Auch die Magazingeschosse mit dem separaten Magazinlift sind sehr gut strukturiert. Zu überprüfen wären die etwas grossen Spannweiten und die eher engen Verkehrswege.

Das Gebäudetechnikkonzept wirkt insgesamt stimmig. Etwas kompliziert erscheint die für die Magazine vorgeschlagene thermische Bauteilaktivierung. Bei der Energiezentrale ist die Dimensionierung zu knapp und die Geometrie wirkt zu verwinkelt.

Die vorfabrizierten Rippendecken mit Überbeton bei den Magazingeschossen schaffen thermische Masse, was positiv ist. Der industrielle Habitus sowie die rhythmische Gliederung und Strukturierung der Fassaden aus Metall, Glas und PV-Modulen wirkt insgesamt interessant und abwechslungsreich. Die PV-Module an den geschlossenen Magazin-Fassaden suggerieren eine Art Bandfenster; hier wäre ein spezifischerer Ausdruck erwünscht.

Die architektonische Setzung mit dem zentralen, funktionalen Eingangshof versiegelt die Parzelle grossflächig. Im Gegenzug entstehen verschiedene Dachgärten von stadtklimatischem und ökologischem Wert. Das Dach der Wache ist, abgesehen von einer Terrasse, nicht begehbar und mit seinen Stauden vor allem ein Angebot für Insekten und Vögel, das Stadtarchiv ist unter der PV-Anlage extensiv begrünt. Einzig auf dem ebenfalls begehbaren Dach des Archivs wird eine intensivere Begrünung mit Gehölzen vorgesehen. Das ist zu begrüssen, wird dem Gedanken eines Dachwalds als Reservat von hohem ökologischem Wert aber nur bedingt gerecht.

Die Vorzone des Neubaus an der Hohlstrasse setzt die angrenzend geplanten Ruderalflächen fort und orientiert sich gestalterisch an den Gleisen. Die Grundidee hat Potenzial, verspricht Aufenthaltsqualität und eine Bereicherung für die Stadtnatur. Ein Grossteil der Grünflächen liegt allerdings ausserhalb des Projektperimeters. Nicht überzeugend gelöst ist der Zugang zum Eingangsbereich mit der Doppelung von Treppe und Rampe.

Die vorgeschlagene Erschliessung funktioniert so nicht, insbesondere ist die Arealzufahrt zu gering dimensioniert. Eine Unterbauung wäre zu prüfen. Ebenso kritisiert das Preisgericht die Lage und Anordnung der Tiefgarageneinfahrt parallel zur Arealzufahrt und ohne Vorplatz. Dass das grösste Fahrzeug der Wache nur auf einen einzigen Stellplatz passt, reduziert die betriebliche Flexibilität erheblich.

Bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit wird das Projekt eher schwach eingeschätzt, da es eine überdurchschnittlich grosse Gebäudehüllzahl und eher wenig bodengebundene Versickerungsflächen aufweist. PV-Elemente werden nur südseitig angebracht. Das Projekt weist das grösste Untergeschoss aller eingereichten Beiträge auf, was ebenfalls negativ zu Buche schlägt.

Es handelt sich um ein Projekt mit vielen interessanten Aspekten, die sorgfältig erarbeitet wurden. Leider wirkt das Ensemble aus unterschiedlichen Volumen trotz verbindenden Elementen zu additiv, und die Hofbildung ist weder städtebaulich noch betrieblich vorteilhaft.
3. Rang 4 / 4