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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Sanierung und Umbau Tanzhaus Donauwörth - Multifunktionaler Gemeinbedarfsstandort

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Das denkmalgeschützte Tanzhaus wird zu einem multifunktionalen Zentrum für Kultur, Bildung und Gastronomie entwickelt. Insbesondere die geschichtliche und städtebauliche Bedeutung des Tanzhauses trägt dazu bei einen unverwechselbaren und charaktervollen Ort zu generieren, welcher bereits in der Wahrnehmung der Bürger von Donauwörth ist.
Die optimale Integration der gewünschten Nutzungen sowie der notwendigen energetischen, brandschutztechnischen und konstruktiven Eingriffe erfolgt unter Wahrung der besonderen denkmalpflegerischen Belange. Die vorgeschlagene konzeptionelle Entwicklung des Tanzhauses sieht vor, die Bausubstanz sowie die vorhandenen historisch wichtigen Elemente, wie den Tanzsaal zu respektieren und die Kubatur als einen besonderen Ort der Geschichte von Donauwörth erlebbar zu machen.
Alle Funktionen werden in die vorhandene Bausubstanz integriert. Auf ergänzende Anbauten und Erweiterungen wird verzichtet, um das historische Ensemble vor allem in seiner Außenwahrnehmung nicht zu verfremden. Lediglich der Arkadengang zur Reichsstraße wird für eine bessere Wahrnehmung im Außenraum durch subtile Glaselemente geschlossen.
Im Inneren werden die baulichen Veränderungen auf das notwendige Maß beschränkt, welches zur Realisierung der unterschiedlichen Nutzungen unabdingbar ist. Insbesondere die größeren Funktionseinheiten wie die Bibliothek erfordern ein Zusammenfassen vorhandener Raumstrukturen.
Die bauliche Substanz des Tanzhauses wird unter denkmalpflegerischen Aspekten saniert und weitestgehend erhalten. Historische Spuren, Bauteile und Konstruktionselemente werden bewusst integriert und tragen dazu bei den einmaligen Charakter der einzelnen Nutzungsbereiche in ihrer Ganzheit zu bewahren.
Neue Ergänzungen wie Erschließungsbereiche mit Treppen und Aufzügen sowie sonstige Wandscheiben und Einbauten werde in hellen, fast weißen, Oberflächen ausgebildet. Der geringe Absorptionsgrad der hellen Oberflächen fördert die natürliche Tageslichtausbeute und unterstreicht den einladenden Charakter des Ortes.
Die neuen Oberflächen verhalten sich neutral, ähnlich einer Leinwand, zur vorhandenen Bausubstanz und geben dieser Raum zur Selbstreflexion. Die gewählte Trennung zwischen Alt und Neu verbindet den historischen Ort mit der neuen Nutzung ohne die Lesbarkeit der beiden grundverschiedenen Entstehungszeiten zu verwischen.

INNERE STRUKTUR
Mit seinem vorgelagerten Platz zur Reichsstraße, der von dem neuen Café bespielt wird, bildet das Tanzhaus einen neuen Auftakt. Von dort gelangt der Besucher in das großzügige Entree des Hauses. Der in Eingangsnähe verortete Informationstresen dient dem Betrieb der Tourist-Info sowie dem Kulturbüro und ist, auf Grund seiner gut auffindbaren Lage, zentrale Anlaufstelle und Information zugleich.
Im Erdgeschoss wird zudem der neue Gastronomiebereich, die Arbeitsplätze der Tourist-Info sowie des Kulturbüros, aber auch die Leitung der Bibliothek organisiert.Des weitern werden hier Garderoben, Sanitärbereiche für Gäste des Restaurants sowie Besucher integriert.
Von der repräsentativen Treppe im Erdgeschoss gelangt der Besucher zum großzügigen Foyerbereich des Veranstaltungssaal im ersten Obergeschoss. Am Foyer sind in direkter nähe die Garderobe, Toiletten sowie der Ausgabetresen der Küche organisiert. Der historisch bedeutsame Tanzsaal, mit seiner Treppe und der Empore wird lediglich mit behutsamen eingriffen in ein modernes, architektonisches Gewand gehüllt. Dies beinhaltet das behandeln der vorhanden Holzoberflächen und das austauschen der Decke durch eine neue akustisch wirksame Rasterdecke, welche die Beleuchtung, sowie die Bühnentechnik beinhaltet.
Darüber hinaus wird die von einem externen Caterer betriebene Küche, aber auch die Räume des Backstage- Bereiches in die vorhandene Struktur integriert. Diese können über den neu positionierten Lastenaufzug von der Mangoldstraße direkt angedient werden.
Im zweiten Obergeschoss werden die weiteren Räume des Backstage-Bereiches wie Garderoben, Masken und WC’s fortgeführt. Auch der zentral gelegene Regieraum wird von dort erschlossen.
Im ersten sowie zweiten im Dachgeschoss wird die Bibliothek organisiert. Von einem großzügigen Ankommens- Bereich, dem auch der Click & Collect-Bereich vorgeschaltet ist, gelangt der Besucher zum zentral gelegenen Servicepoint mit Lesebereich. Von dort wird der Nutzer in den Bibliotheksbereich geleitet. Die Nutzerflächen der Erwachsenen mit ihren Medien- und Loungebereichen verteilen sich im ersten Dachgeschoss und denen der Kinder und Jugendlichen im zweiten Dachgeschoss .Diese Einheiten dienen den unterschiedlichen Sammlungen. In Nischen werden Orte zum ruhigen Lesen, Recherchieren und Spielen gestaltet.
Das komplette Dachgeschoss der neuen Bibliothek wird durch bewusste Einschnitte in den Geschossen als zusammenhängender Bereich organisiert, welcher durch die Konstruktion des Dachstuhls geprägt ist. Die neuen Fensteröffnungen im Dachstuhl versorgen diese Bereiche mit Tageslicht und unterstreichen den Charakter der Dachkonstruktion.
Im ersten Untergeschoss sind die neuen barrierefreien Stellplätze sowie die 80 geforderten Fahrradstellplätze organisiert. Diese sind von der Klostergasse einfahrbar. Aber auch eine öffentliche Toilette, Räume für Technik und der Bereich für die Müllentsorgung finden dort Platz. Das zweite Untergeschoss beinhaltet Lagermöglichkeiten für Printmedien der Tourist-Info und Kulturbüro, Depot- und Magazinräume der Bibliothek, sowie weitere Lager-und Technikräume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt sich sorgsam mit dem Bestand des Tanzhauses auseinander: bestehende Trag- und Raumstrukturen werden berücksichtigt und neue Funktionen darin integriert. Dabei bleibt auch der Tanzsaal räumlich erhalten und wird zeitgemäß gestaltet weiterentwickelt; seitens der Denkmalpflege wird bemängelt, dass die Treppenanlage zur Empore verändert wird. Die Bibliothek findet darüber in den drei Dachgeschossen ihren neuen Platz und bildet einen schönen Raumabschluss im Dachraum. Lufträume schaffen lichte Verbindungen zwischen den Bibliotheksebenen, die über große Dachflächenfenster großzügig belichtet werden. Der Haupteingang befindet sich nach wie vor im Erdgeschoss an der Reichsstraße, wobei auf die bestehende Arkade verzichtet wird. Hier entsteht eine Unschlüssigkeit im Entwurf, da zwei voneinander unabhängige Eingänge vorgesehen sind und dadurch eine Großzügigkeit vermissen lassen. Nordwestseitig wird ein Café zur engen Mangoldgasse vorgeschlagen. Beim südlichen Eingang befindet sich - leider hinter dem Aufzug positioniert - die Empfangstheke zur Bibliothek, wodurch die Bibliothek auch nicht nach außen sichtbar wird. Die starke räumliche Trennung zwischen Empfang im EG und Bibliothek im Dachgeschoss wird kritisch gesehen. Auch fehlt hier die gewünschte Nutzung der Touristeninformation. Die weiteren Nutzungen im Erdgeschoss -wie Büros und Saalnebennutzungen- sind kompakt, aber räumlich sehr unattraktiv an langen unbelichteten Gängen organisiert. Es wird ein Bezug zum öffentlichen Straßenraum, dem Merkurplatz vermisst. Die ungewöhnlich vielen vertikalen Erschließungen im Gebäude entsprechen teilweise nicht den Anforderungen; präzisere Setzungen wären wünschenswert. Der sorgsame Umgang mit der Fassade wird aus Sicht des Denkmalschutzes positiv bewertet, auch hier sind die Maßnahmen und Eingriffe in die Substanz auf das Nötigste minimiert, wenngleich die Dachflächenfenster etwas überproportioniert wirken. Die Pläne lassen eine sehr sorgfältige und sensible Haltung zum Bestand erkennen.
Blick in den Saal

Blick in den Saal

Blick in die Bibliothek

Blick in die Bibliothek

Ansichten/Schnitte

Ansichten/Schnitte

Detail

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