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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Erweiterung und Umbau des Museums Mensch und Natur zum Naturkundemuseum Bayern

Modellfoto

Modellfoto

Anerkennung

KohlmayerOberst Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf erfüllt die denkmalpflegerischen Anforderungen nicht, weshalb er für die Jury nicht zu jenen Arbeiten gehört, die man bedingungslos für die Ausführung empfehlen kann. Warum ist er dennoch in der engeren Auswahl der Vorschläge platziert? Weil in diesem Vorschlag die Problematik und Vielschichtigkeit der Aufgabenstellung modellhaft sichtbar wird – nämlich wie die Belange Denkmalschutz, die Sichtbarkeit der Funktion des Museums, aber auch der Schlossanlage als solche in Einklang gebracht werden können.

Dieser Einengung durch die unterschiedlichen Parameter entzieht sich der Entwurf in sehr programmatischer Art und Weise. Denn er bedient sich der Mittel der Architektur der Moderne und damit dem Gedanken, dass die zeitgenössische Architektur eine Eigenständigkeit haben kann und sich nicht der formalen und materiellen Gegebenheiten der Baugeschichte bedienen muss.

Das heißt nun nicht, der Neubau verkleide Struktur und Maßstäblichkeit des Bestands. Im Gegenteil: Sehr wohl finden wir eine Gliederung und Strukturierung der Fassaden die in Maß, Zahl und Rhythmik der historischen Vorbilder entsprechen. Aber die Architekten machen alles, ohne dem Wunsch und der Forderung nach einem schrägen Dach oder gar dessen
historische Ziegeldeckung zu übernehmen. Das Schloss wird also nicht weitergebaut, wie sich der Auslober das wünscht, sondern mit einer eigenständigen Form durch einen Neubau selbstbewusst ergänzt.

Die Verfehlung des Themas führt konsequent zu einem Museum, das ohne Einschränkung zu einem lebendigen Konzept und einer sehr schönen Raumkonfiguration führt: Der gedeckten Vorhalle z.B., die den gesamten Baukörper umschließt, nicht ohne Anspielung auf
historische Beispiele des Klassizismus (Schinkel), aber auch der Moderne selbst (Mies).

Durch den sehr eigenen Gebäudecharakter als klar erkennbares Museumsgebäude und das großzügig aufgeteilte, überdachte EG, die miteinander verschränkten Stockwerke, sowie die einsehbare Dauerausstellung im UG wird eine sehr positive Empfangssituation, eine sehr hohe Auratik, aber auch eine sehr hohe Erwartungshaltung generiert. Positiv zu sehen ist auch, dass sich der Besucher überwiegend frei und ungelenkt bewegen, also selbst auf „Expedition“ gehen kann. Der Entwurf ermöglicht sehr neuartige Ausstellungen mit starker Themenverschränkung, setzt aber auch hohe Anforderungen an die Kreativität der Ausstellungsgestaltung voraus.

Im Inneren entsteht eine, ohne sämtliche Zwänge und Rücksichtnahme auf den historischen Bestand, freie Museumslandschaft, die gute Inszenierungen ebenso zulässt, wie eine hervorragende Orientierung gewährleistet.

Die Fragen der Energie wie auch die nach den Größen und Zugänglichkeit der Nebenräume, die kritisiert werden, sind bei diesem Entwurf nachrangig – denn man wird ihn aus den oben angeführten Gründen nicht bauen können. Gleichwohl zeigen die Architekten, wie ein eigenständiger Baukörper das Museum als solches idealiter repräsentieren kann. Nur sie stellen dabei die Frage, ob unsere Haltung des Weiterbauens nicht auch eine geschichtlich einzuordnende Epoche darstellen könnte.