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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Kleinarchitekturen IGA Berlin 2017

3. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

FAKT – Office for Architecture

Architektur

Karl Dieringer

Hersteller

Erläuterungstext

Die IGA 2017 bringt Stadt und Natur auf neue Weise zusammen. Eine Parkerlebnislandschaft entsteht in der sich sich in Form der Kleinarchitekturen urbane Programme im Grünraum verorten ! Die verschiedenen Nutzungen — Kassen, Kioske, Pavillons, Bühnen, Toiletten etc. —sind typologisch als Stadtmobiliar bekannt und werden im Kontext der IGA als Parkrmobiliar neu gedacht.

Als einheitliche aber dennoch differenzierte Produktfamilie der Parkmöbel sprechen die Kleinarchitekturen eine gemeinsame Sprache und funktionieren über das Gelände der IGA verteilt als erkennbares Leitsystem. Durch ihre dezente, klare Materialität ergänzen die Kleinarchitekturen den grünen Charakter der Gartenlandschaft. Sie reflektieren durch ihre Oberflächen das Umfeld auf spannungsvolle Weise und passen die Pavilons gut in den Park ein. Die Entscheidung für eine reduzierte Formensprache und Materialwahl lässt die Pavillons im Park als deutlich wahrnehmbare Objekte erscheinen und nimmt sie dennoch dezent zurück gegenüber dem eigentlichen Protagonisten: den gestalteten Außenräumen der IGA.

Alle Programme basieren auf gemeinsamen Modulmaßen. Auch wird durch die eingeführte Systematik eines Elementkatalogs ( Boden - Stütze - Wand - Dach ) sowohl eine wirtschaftliche Ausführung gewährleistet als auch eine hohe Bandbreite an verschiedensten Varianten ermöglicht. Die Kleinarchitekturen unterscheiden sich nach Nutzung und sind in Öffnungen und räumlicher Disposition jeweils angepasst und erkennbar. Zusätzlich macht eine aufgebrachte typografische Signaletik die Funktion klar ablesbar.

Die Parkmöbel sind in ihrer Benutzung robust und anpassungsfähig. Durch öffenbare Elemente sind sie wandelbar und treten in einen intensiven DIalog mit dem Außenraum. Die Idee der Kleinarchitekturen folgt der Idee von sich öffnenden und auffaltenden Strukturen. Die Klappwände bespielen den Umraum der Parkmöbel und glatte oder gelochte Innenwände eignen sich als Ausstellungsfläche und geben die Möglichkeit zur Befestigung von weiteren Ausbauten und Präsentationsmöglichkeiten. Die verschiedenen Oberflächen sind den jeweiligen Nutzungen angepasst, von geschlossen über transluzent bis transparent. Durch die gelochte Oberfläche ergeben sich optische Bezüge von innen nach außen, sodass der Park auch im inneren der Pavillons erlebbar bleibt. Die optische Präsenz der Pavillons im IGA-Gelände wird durch ihre reflektierende Oberfläche verstärkt, in der die Pflanzenwelt und die Farbigkeit der Umgebung changierend und verfremdet widergespiegelt wird.

Einfache geometrische Formen reagieren differenziert auf ihr Umfeld: Refkletion und Öffnung ermöglichen den Dialog der Kleinarchitekturen mit der Umgebung der IGA. Mit einfachen technischen Mitteln wird ein formal ansprechendes Konzept in Verbindung mit einer guten Benutzbarkeit entwickelt. Die Kleinarchitekturen werden als interaktive Parkmöbel interpretiert und fügen sich in Gestalt und Materialität gut in die Landschaft der IGA ein und tragen damit ihren Teil zu einer funktional und gestalterisch anspruchsvollen und erfolgreichen Internationalen Gartenaustellung 2017 Berlin bei.

KONSTRUKTION
Die Konstruktion aus vier modularen Elementen (siehe Elementaxonometrie) erlaubt eine stabile und leichte Konstruktion. Durch vorfabrizierte Einzelteile ist ein einfacher Transport gewährleist. Auf- und Abbau geschieht schnell und einfach vor Ort und ist durch zwei Leute durchführbar.
Alle Abläufe sind als Komplettprozess durchdacht, die Vorfertigung nach industriellen Standards ermöglicht kurze Montagezeiten und minimiert das Risiko terminlicher Verschiebungen.

FUNDAMENT / BODEN - Die Fundamente sind als vorfabrizierte Betonfertigteile aus WU-Beton ausgefĂĽhrt, je Pavillon kommt ein zweiteiliges Plattenfundament zum Einsatz. In den Fundamentplatten sind die Befestigungspunkte fĂĽr die StĂĽtzen integriert, die gleichzeitig als Transportvorrichtung dienen. Die FlachgrĂĽndung erfordert wenig Bodenarbeiten und erlaubt ein einfaches Umsetzen der Pavillons respektive einem einfachen RĂĽckbau vor Ort.

TRAGSTRUKTUR - Der Lastabtrag erfolgt ĂĽber vier mittig gesetzte StĂĽtzen, die einen spannungsvolleren Ausdruck und Ă–ffnungs-/Bespielungsvarianten des Pavillons erlauben als konventionelle EckstĂĽtzen. Die StĂĽtze aus gekantetem Stahlblech ist weiĂź pulverbeschichtet und integriert alle vertikalen KabelfĂĽhrungen sowie Steckdosen.

WANDELEMTENE - Die Profilwände aus gekantetem Aluminium sind gleichmäßig gelocht und tragen zusätzlich zur Aussteifung des Pavillons bei. Durch die Kantung wird eine hohe Steifigkeit und Stabilität der Wandelemente erreicht und der Einbruchschutz erhöht. Die Oberfläche der Paneele ist walzblank und reflektiert die Umgebung in changierenden und lebendigen Effekten. Zusätzlich sind Teile der Wandelemente über Scharniere öffenbar zum Außenraum.

DACH - Als Dach wird ein ausgesteiftes Dachlement ausgebildet. Ein umlaufendes Stahlprofil dient als Ringanker. Zwei gegenläufige Trapezbleche steifen das Dach als Tragschale aus und integrieren eine Dämmschicht die als Schallentkoppelung bei Sommerregen als Schallschutz dient. Die geneigte Dachfläche entwässert zu einer mittleren Rinne und wird über zwei Wasserspeier entwässert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer hohen Selbstverständlichkeit und Klarheit gelingt es dem Entwurf aus sinnlicher Weise mit der umgebenden Parklandschaft zu verbinden. Die Architektur drängt sich dabei nicht in den Vordergrund und besitzt dabei Finesse. Ein spannender Kontrast entsteht durch ein artifizielles Stützensystem und semitransparente, changierende Wandelemente. Die simple Konstruktion und Robustheit gewährleistet dabei ein Maximum an Funktionalität, vor allem im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit und Flexibilität in der Nutzbarkeit. Damit stellt die Arbeit einen guten Kompromiss zwischen sinnlichem Entwurfsverständnis und pragmatischen Sachzwängen dar. Die gestalterische Art der Darstellung lässt erkennen, dass die Verfasser in hohem Maße auf Änderungswünsche eingehen können. Für den Entwurf scheint wichtig, die Gestaltung im Innenraum (Möblierung) mit dem Verfasser gemeinsam weiter zu entwickeln. Kritisch wird der sommerliche Wärmeschutz bzw. die Nutzung bei kälterer Witterung gesehen.