modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Konkurrierendes Gutachterverfahren | 05/2015

Schutzbau für die Royal Baths

Gewinner / Zur Realisierung empfohlen

Kéré Architecture - Diébédo Francis Kéré

Architektur

Erläuterungstext

Ein Schutzbau für die Royal Baths in Meroe im Sudan zum optimalen Schutz und zur Präsentation der erhaltenen antiken Substanz konkurrierendes Gutachterverfahren des Deutschen Archäologischen Instituts.

Die Ausgrabungsstätte der Meroe Royal Baths soll durch den Entwurf im Kontext der gesamten Anlage der königlichen Stadt angemessen präsentiert und gleichzeitig optimal geschützt werden.
Dem neuen touristischen Konzept folgend orientiert sich der Eingang des Schutzbaus westlich zum Rundweg durch Meroe.

Der Baukörper nimmt sich durch seine einfache rechteckige Grundform zurück und fügt sich durch seine Materialisierung in die Landschaft ein. Seine Dimensionen finden eine Balance zwischen dem Minimum an umbauten Raum und genügend Platz für Besuchergruppen. Der Eingriff in die Umgebung, sowie der Bau- und Materialaufwand bleiben so minimal; die Präsentation von Wasserbecken und Exedra ist ihrer Bedeutung für die Stadtanlage angemessen. Lediglich ein kleines Betonportal mit Treppe markiert dem Besucher den Eingang.

Der Innenraum wird durch hängende Besucherstege zoniert. Das Wasserbecken und die Exedra können jeweils von einem umlaufenden Gang aus betrachtet werden. Gärten auf Erdniveau in der nordöstlichen und der südwestlichen Ecke des Gebäudes bieten den Besuchern schattige Entspannungs- und Wartebereiche. Gleichzeitig sind sie wichtiger Bestandteil des Belichtungs- und Klimakonzeptes.
Die Konstruktion des Gebäudes nimmt, wie seine Form, Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ort. Die Konstruktion wurde so gewählt, das sie von Baufirmen vor Ort aber auch von ungelernten Kräften mit Anleitung ausgeführt werden kann. Es wird nur „Lowtech“ eingesetzt und der Einsatz von schwerem Gerät ist nicht vorgesehen. Das Gebäude ist wartungsarm und langlebig geplant. Die umgebende Wand ist massiv und bietet so Schutz vor äußeren Einflüssen. Gleichzeitig sorgt die Massivität für ein konstantes Raumklima. Durch eine kombinierte Gründung mit Streifen- und Punktfundamenten und einem durchlaufenden Ringbalken kann auf mögliche Befunde im Boden flexibel reagiert werden. Ausserdem erlaubt das Konzept eine vollständige Errichtung des Schutzgebäudes bevor die alten Gebäude abgetragen werden müssen. Der gesamte Innenausbau hängt an den Dachträgern und berührt die Ausgrabungen nicht, damit zu späterer Zeit weiter Ausgrabungen möglich sind , bzw die Veränderung der Wegeführung anpassbar bleibt.

Eine ebenfalls eingehängte Service-Box beherbergt den Wärterraum und das Lager in direkter Nähe zum Eingang, durch den Besucher und Mitarbeiter den Schutzbau gleichermaßen betreten. Der Wärterraum ist von Aussen erschlossen und das Lager von Innen. Die Anordnung der Box lässt aber auch eine flexiblere Erschliessung zu.
Der Besucher betritt durch ein kleines Portal den Vorraum, an den der Wächterraum anschliesst. Rechterhand kann der Garten betreten werden, der falls grössere Gruppen zu Besuch sind, als Wartebereich genutzt werden kann. zur Linken führt eine breite Tür in den Ausstellungsbereich.

Innenraum
Der breitere Hauptsteg bietet dem Besucher zunächst den Blick auf die Schauwand des Royal Bath. An ihm gibt es zudem die Möglichkeit, Skulpturen detailliert und gleichzeitig im Kontext ihres Fundortes zu präsentieren. Die Wegeführung ermöglicht einen Rundgang um die Exponate. Ein Atrium mit Garten ist durch zwei Türen erschliessbar und bietet dem Besucher Sitzmöglichkeiten an. Die historischen Bewässerungskanäle können hier freigelegt werden und mittels begehbarem Glas sichtbar gemacht werden, müssen dann aber zusätzlich vor Licht geschützt werden.
Die Stege im Innenbereich sind teilweise vom Dachtragwerk abgehängt und teilweise im Ringbalken der Aussenwand verankert. Das elegante, doppelreihigen Tragsystem der Bewegungsflächen besteht aus aneinandergeschweissten Flachstählen. Es gibt der Bewegung im Raum einen Rhythmus und bietet Orientierung im ansonsten zurückhaltend gestalteten Innern des Gebäudes. Auch die Fassaden zwischen Atrien und Innenraum sind vom Dachtragwerk abgehängt und ermöglicht so minimale Berührungsflächen von Gebäude und Untergrund.

Klimakonzept
Durch die Konstruktion, Material und Zonierung des Gebäudes kann eine natürliche Klimatisierung und eine träge Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung im Innenbereich erreicht und so optimale Bedingungen für die Fundstücke geschaffen werden. Die 60 Zentimeter dicke Wand aus Lehmziegeln und die Gewölbe schützt die Ausgrabungsstätten vor äußeren Einflüssen. Das zweischalig konstruierte Dach sorgt durch den Temperaturunterschied für einen konstanten Wärmeabfluss aus dem Innenraum in den Dachzwischenraum. Die Warme Luft kann dabei durch die Öffnungen zwischen den Gewölben entweichen und wird durch den Wind, der von allen Seiten den Dachraum durchdringen kann abtransportiert. Nachströmende Luft wird über die Gärten in den inneren Bereich geleitet.Die Gärten dienen hier als Pufferzone, um Temperatur und Staubentwicklung konstant zu halten.
Das historische Ensemble wird umlaufenden durch eine 60cm dicke Lehmziegelwand geschützt. Diese lagert auf einem Ringbalken aus Beton, der sich in etwa 40cm Höhe über dem Erdreich befindet. Dieser lagert selbst auf einem Streifenfundament, das punktuel, um antike Wandbefunde überspannen zu können, durch Punktfundamente abgefangen werden. Der Ringbalken wurde gewählt um flexibel auf Befunde reagieren zu können. Die Lehmziegelwand wird oberhalb durch einen Ringanker und rundherum durch einen Kalkzement-Kratzputz geschützt. Dreieckige Betonfertigteile umschließen den Dachzwischenraum und lassen die Durchlüftung und Belichtung zu und schützen das Innere vor Regen.

Dachtragwerk:
modulare Raumfachwerkträger aus Stahl überspannen die 21 Meter des Innenraums. Diese sind aus Rundrohrprofilen gefertigt und können modular zusammengeschraubt werden. An ihnen hängen die Einbauten, für die Bewegungsräume der Besuch. Diese hängenden Böden können Stahlgitter sein, aber auch Betonelemente mit verschiedensten Bodenbelägen. Zwischen den Trägern schließen Gewölbe aus gebrannten Ziegel den Innenraumaum ab. Über den Gewölben befindet sich ein Dachzwischenraum, der für das passive Klimakonzept evident wichtig ist. Den äusseren Dachabschluss wird durch ein stabiles Trapezblech, bzw auf den Fachwerken durch transluzentes Wellblech aus Polycarbonat o.ä. sicher gestellt. Atrien:
Die Wände der Atrien sind Stahlkonstruktion, die von den Fachwerken abgehängt werden. Im oberen Bereich sind die Wände mit verputzten Lehmziegeln ausgefacht und im unteren Bereich durch Elemente aus Einfachverglasung. Im unteren Bereich zum Erdreich befinden sich Gitter, die die Luft aus den Atrien in den Innenraum strömen lassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

By its calm, elegant appearance together with the use of mud bricks/ clay for the exterior walls the shelter integrates into the surrounding archaeological site with respect to the existing antiquities yet without hiding its existence and importance. The inner design with one open space, two buffer zones and walkways is kept simple but pleasant promising a rich visitor experience. The creation of one space allows viewing the two central components of the complex together. Furthermore the suspended walkways offer a high flexibility to install and change visitor pathways and exhibitions, which enables a proper presentation of the ancient complex. The simple construction of the protective shelter using local materials, local craftsmanship, natural lighting and natural air‐conditioning is beneficial; it can be easily produced and maintained by local people. Only one has to keep in mind that for mud construction consistent easy‐care maintenance will be necessary.