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5. Rang 6 / 6

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2015

Neubau Naturhistorisches Museum Basel und Staatsarchiv Basel-Stadt

6. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Barozzi / Veiga

Architektur

Rapp Architekten AG

Projektsteuerung

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

WMM Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

xmade

Architektur

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

Bauingenieurwesen

Hâ‚‚O Engineering AG

Bauingenieurwesen

Gartenmann Engineering AG

Akustikplanung, Bauphysik

bogner.cc KG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Projekt VOYAGER beabsichtigt, mit einem markanten dreiteiligen Bau ein neues städtebauliches Wahrzeichen ins Quartier St. Johann zu setzen. Das oberirdische Volumen ist zwar deutlich zurückhaltender als das baurechtlich zulässige Mass, mit der orthogonalen Struktur parallel zu den Gleisanlagen erhalt das Gebäude jedoch eine höhere Eigenständigkeit und einen Respektabstand gegen das Quartier. Dadurch entsteht auch ein verhältnismässig grosszügiger Aussenraum. Dieser ist im Bereich der öffentlicheren Nutzungen als Garten ausgestaltet, um die Beziehung zum Quartier zu unterstutzen.

Auch der überbetonte Eingang sucht einen Bezug zur Stadt, als gezielte Geste im Gegensatz zum sonst verschlossenen Charakter des Gebäudekomplexes. Der Hauptzugang und das dahinterliegende Foyer sind etwas gar sakral gestaltet, und die Wirkung des Foyers gegen das Quartier wird geschwächt durch die Gleichbehandlung auf der Bahnseite, was überdies auch aus Störfallsicht problematisch ist.

Die im Projekt angestrebte Dreiteiligkeit des Gebäudes – NMB, Foyer, Staatsarchiv – ist volumetrisch nicht überzeugend umgesetzt und die beiden Institute haben gegen aussen keine eigene Identität. In der architektonischen Ausgestaltung ist nur eine feine Differenzierung erkennbar. Ornamentale Bänder umspannen das ganze Gebäude und verbinden es zu einer Einheit. Die Geschossigkeit und Massstäblichkeit wird überspielt.

Die äussere Materialisierung und Gestaltung ist eher abweisend und das Gebäude hauptsachlich introvertiert. Die wenigen Öffnungen sind gezielt gesetzt, jedoch etwas schematisch. Wichtige funktionelle Öffnungen fehlen oder sind nicht dargestellt. Somit betont die Architektur mehr das Schutzende, Bewahrende, Erhaltende und weniger die von Museum und Staatsarchiv gesuchte Öffnung.

Das Foyer und die öffentlichen Bereiche sind funktionell gut gesetzt und flexibel nutzbar. Die Art der architektonischen Ausgestaltung tragt jedoch der Ausrichtung des Naturhistorischen Museums und der besuchenden Schulen und Familien wenig Rechnung. Die alle Obergeschosse erfassende Halle ist grosszügig und ermöglicht eine gute Orientierung. Leider wird kein Bezug zu den ebenso für das Publikum zuganglichen Untergeschossen gesucht.

Naturhistorisches Museum
Das Projekt weist für das Naturhistorische Museum eine sehr klare und logisch nachvollziehbare Gliederung auf. Die Ablaufe und Funktionen sind gesamthaft gut gelöst. Die Ausstellungsräume sind von zwei Seiten erschlossen und flexibel nutzbar. Die Sammlungsbereiche sind gut in die Rundgange angebunden, ein Einbezug ist möglich. Durch die Enfilade der Ausstellungsräume ist die Dramaturgie jedoch wenig spannend. Das Gleiche gilt für den Bereich der Sonderausstellungen. Die Zone für Bildung und Vermittlung ist offen gestaltet und in der Nutzung flexibel.

Die Anlieferung im nördlichen Teil ist für das NMB unpraktisch, wird jedoch durch die zusätzlichen Öffnungen im südlichen Teil kompensiert. Die Werkstatten sind kompakt organisiert.

Die grosszügige Eingangshalle ist grundsätzlich zu begrüssen. Allerdings ist sie für die Erdgeschossnutzungen eher ein Transitraum, da die Anbindung in die benachbarten Angebote (Café, Veranstaltungsraum, Auditorium, Einblick in die Werkstatten) nicht optimal ist.

Staatsarchiv
Die Ein- und Zugangssituation fĂĽr das Staatsarchiv ist unattraktiv und die BenutzerfĂĽhrung unklar. Die verwinkelten Wege erschweren die Orientierung. Das Archivfenster ist nicht von aussen einsehbar.

Die Verteilung des Lesesaals auf zwei Geschosse ist betrieblich suboptimal. Auch die Bauplanausgabe entspricht nicht den betrieblichen Erfordernissen.

Die Anordnung der Raumgruppen ist teilweise nicht auf die betrieblichen Prozesse ausgerichtet und die vertikale Verteilung ist in mehreren Bereichen nachteilig. Die Trennung der Funktions- und Sicherheitsbereiche für Mitarbeiter und Besucher ist nicht gewährleistet.

Die Organisation der Verwaltung ist gut und kompakt. Die Synergieraume sind gut erreichbar.

Tragwerk
Das Gebäude ist in Beton konstruiert und statisch klar strukturiert. Die Aussteifung wird durch vier Stahlbetonkerne gewährleistet. Im Bereich der grössen Räume kommen Rahmenkonstruktionen zum Einsatz, die von Hohlkörperdecken überspannt werden. Ansonsten wird die Statik konventionell durch tragende Wände, Stutzen und Flachdecken gebildet. Die Position der Stutzen und der aussteifenden Elemente im Turm ist aus statischer Sicht nicht ideal.

Energie, Gebäudetechnik
Der Gebäudekomplex ist sehr kompakt und das Verhältnis von Gebäudehülle zu Volumen günstig. Der reduzierte Fenster- bzw. Glasanteil ist aus energetischer Sicht positiv zu werten. Die Gebäudemasse ist als Speicher ins Konzept einbezogen. Das gebäudetechnische Konzept ist klar strukturiert, einfach und effizient. Die Technik ist gut zuganglich und flexibel. Allerdings fehlen gewisse Angaben, und die Plane weichen teilweise vom Erläuterungsbericht ab.

Wirtschaftlichkeit
Das Gebäude ist weitgehend einfach konzipiert und konstruiert. Es kommen dauerhafte Materialien zum Einsatz. Eine Trennung der Systeme wird zwar angestrebt, ist in den Planen jedoch nicht nachvollziehbar und in der Fassade nicht gegeben. Die Nutzungen sind effizient organisiert.

Die hohe Kompaktheit und die gute Flächeneffizienz wirken sich positiv auf die Kosten und Wirtschaftlichkeit aus. Das Projekt verspricht vergleichsweise günstige Investitions- und Betriebskosten.

WĂĽrdigung Projekt
Das Projekt VOYAGER fällt auf durch seinen städtebaulichen Ansatz. Mit seiner einfachen Geometrie, seinem zurückhaltenden oberirdischen Volumen und seiner Setzung zum Quartier leistet das Projekt einen sehr interessanten Beitrag. Die vielfaltigen und anspruchsvollen Nutzungsanforderungen sind teilweise gut gelöst und die komplexen Rahmenbedingungen eingehalten.

Bei der architektonischen Ausgestaltung vermag das Projekt nicht gleichermassen zu überzeugen. Die volumetrische Gliederung, die Gestaltung der Fassade und der formale Ausdruck im Äusseren und Inneren erreichen nicht die gleiche Qualität. Die gewählte, autoritär anmutende Sprache und der abschottende Charakter der Architektur kann nicht nachvollzogen werden.
5. Rang 6 / 6