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Einladungswettbewerb | 07/2016

Museum Franz-Xaver Stahl und angrenzende Bereiche

1. Preis

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

walbrunn architekten

Architektur

Erläuterungstext

„Platz - Gasse - Hof“

Das neue Quartier soll urbane Nutzungsvielfalt ermöglichen, eine der zentralen Lage entsprechende bauliche Dichte erreichen und das Museumsareal angemessen in Szene setzen.

Dem Prinzip „Platz - Gasse - Hof“ folgend wird ein Bauquartier entwickelt, das an Raumfolgen und -proportionen der Altstadt anknüpft, aber etwas sehr Eigenständiges schafft mit allen Attributen eines zukunftsfähigen Arbeits- und Wohnumfeldes.

Das Rückgrat bildet eine von Ost nach West durchgängige Abfolge von öffentlichen Räumen. Das Pendant zu den grünen Oasen: Semptterrassen und Museumsgarten, stellt das mit einem einheitlichen Stadtboden belegte System aus Plätzen und Gassen dar; verkehrsfrei bzw. als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet kann der zentrale öffentliche Raum auch als informeller Spielraum genutzt werden.

Ausstattungselemente, wie die Sitz-/Liegedecks an der Sempt und die Holzstapelbänke erinnern, an die frühere Nutzung des Areals als Holzlagerplatz für das hier betriebene Sägewerk.


Das Erschließungssystem ist sparsam und pragmatisch angelegt. Das Quartier wird für den MIV jeweils von der Straße Am Mühlgraben und von der Landshuter Straße aus erschlossen; hier sind auch die Tiefgaragenzufahrten sowie die oberirdischen PKW-Stellplätze angeordnet. Eine Durchfahrt ist nur für Notfahrzeuge möglich. Der zentrale Bereich dient als Sammler und Vereiler der Wegebeziehungen und nimmt die wichtige West-Ost-F/R-Verbindung Altstadt - Neuer Bahnhof auf.

Der Nahversorger mit den zugehörigen Stellplätzen wird in Zusammenhang mit der gewerblichen Nutzung des Mühlenareals im Westen situiert, um hier Synergieeffekte zu ermöglichen.

Das neue Quartier ist entlang der Verbindungsachse Mühlgraben/Landshuter Straße in unterschiedliche Wohn- und Geschäftshauscluster gegliedert, denen jeweils halbprivate „Höfe“ zugeordnet sind. Alle Adressen liegen am zentralen öffentlichen Raum.

Die Cluster selbst schaffen durch ihre Ausformung wiederum unterschiedliche Aufenthaltsbereiche, die von engen Passagen zu Aufweitungen und Platzräumen reichen und somit eine differenzierte attraktive Raumbeziehung untereinander bilden.

Die Bebauung ist zwei- bis dreigeschossig, differenziert und verdichtet, zu den öffentlichen Räumen/Plätzen hin höhengestaffelt, um Raumabschlüsse zu akzentuieren und in die Folgebereiche überzuleiten.
Die ruhiger gelegenen rückwärtigen Gebäudeteile sind dreigeschossig mit Dachgärten und -terrassen ausgebildet. Zum öffentlichen Raum hin orientierte Wohnungen erhalten Loggien.
Die nicht als Gärten genutzten Dachflächen sind extensiv begrünt.


Alle Zugänge zu den Erdgeschossen gehen vom Platzraum bzw. dem zugeordneten Hof aus, wobei in den Obergeschossen gewohnt wird und nur in den Erdgeschossen gewerbliche Nutzungen möglich sein sollten.
In den rückwärtigen, nicht am Hauptanger liegenden Gebäudeteilen sind auch erdgeschossige Wohnungen denkbar. Private Gärten sind im Erdgeschossbereich nicht vorgesehen. Den privaten Freiraum können hier z. B. zurückversetzte Eingangsbereiche bilden, die wie Loggien genutzt werden.

Die Höfe sind für unterschiedliche Nebennutzungen und gemeinsame Aktivitäten der Bewohner und Beschäftigten der jeweiligen Cluster gedacht: Es können Sitzplätze, Spielgeräte sowie Flächen für Grillfeste o.ä. angeordnet, Fahrräder abgestellt sowie kleinere Arbeiten im Freien erledigt werden. Als informelle Treffpunkte sollen sie die Bildung von Nachbarschaften und die Kombination von Wohnen und Arbeiten fördern.


Das Museumsgebäude und der dazugehörige Garten bilden ein Ensemble mit besonderem Stellenwert im neuen Quartier. Es ist räumlich in die neue Stadtstruktur eingefügt, kann aber auch unabhängig von dieser realisiert werden, da es völlig autark erschlossen ist und durch die umlaufenden Mauern und vorhandenen Baumkulissen seinen eigenen Raum bildet.

Der Zugang befindet sich im Osten, der Vorplatz mit Solitärgebäude markiert gleichzeitig das Entree in das neue Quartier. Mit Reduzierung der Landshuter Straße auf die notwendige Fahrbahnbreite (6,50 m) entsteht ein großzügiger Vorplatz mit Bus- bzw. Taxivorfahrt. Brunnen und Sitzgelegenheiten. Der durch die Mauer geschützte Garten versteht sich als Ort der Muse. Ein Skulpturenpfad erschließt unterschiedliche Perspektiven, eine umlaufende Pflanzung mit Ziergehölzen und Stauden bildet einen attraktiven grünen Rahmen für die „Obstwiese“. Im Umfeld des Museums sind Flächen für Kunsthandwerk, Galerien und Ateliers, aber auch ein weiteres Museum denkbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Maßstäblichkeit des vorgeschlagen neuen Stadtquartiers fügt sich harmonisch in den Übergangsbereich von Altstadt zu den mehr heterogen geprägten Bereichen im Osten der Stadt ein. Die Bebauung übernimmt das Wechselspiel von unterschiedlichen Geschosshöhen der historischen Silhouette. Mit aus der Altstadt entlehnten Elementen, wie Gassen und privaten Innenhöfen wird eine urbane Mischung von Wohnen, Gewerbe und Arbeiten angeboten. Der Einzelhandel als Abschluss des ehemaligen Sägewerksgeländes und am Eingang zum Quartier erscheint funktional schlüssig für die neuen Quartiersbewohner und ist am Übergang zur Altstadt gleichermaßen für deren Bewohner gut erreichbar. Dabei bildet der Auftakt mit den naturnahen Sempt-Terrassen einen guten Übergang vom urbanen Raum zum nördlichen Naturraum. Damit wird die Sempt besser erlebbar ohne zu starke Uferbefestigungen. Die Folge von Plätzen, Gassen und Höfen erscheint als Durchwegung schlüssig und spannungsreich. Die Erschließung für den motorisierten Verkehr von der Straße Am Mühlgraben und von der Landshuter Straße gewährleistet ruhige öffentliche Innenbereiche. Dabei wird die Umfahrung des Einzelhandelsquartiers kritisch gesehen, ebenso wie die hohe Anzahl von oberirdischen KFZ-Parkplätzen trotz Tiefgarage. Das Museum erhält mit dem neuen Solitärbaukörper eine aufgewertete Adresse zur Landshuter Straße, was aber auch für eine neue und das Museum stärkende, kulturelle Sondernutzung in der neuen Addition an dieser Stelle spricht.
Der Museumsgarten bleibt als hortus conclusus in seiner kontemplativen Haltung erhalten, lediglich der Eingang zum Museum erfährt eine Aufwertung durch die deutlichere Vergrößerung des offenen Vorplatzes vor dem Biedermeierhaus. Insgesamt verspricht die städtebauliche Konzeption eine angemessene Wirtschaftlichkeit und die Möglichkeit einer Realisierung in Bauabschnitten.