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Einladungswettbewerb | 11/2016

Weiterentwicklung des Sandstein Museums um einen außerschulischen Lernort

Modellfoto

Modellfoto

Anerkennung

Christoph Achterkamp Architekt BDA

Architektur

stanka landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitgedanken
Kompetentes Handeln impliziert die Auseinandersetzung mit einem Thema in drei
Zeiträumen. Die Erfahrung aus der Vergangenheit, das Handeln in der Gegenwart
und die Projektion in die Zukunft. Diese drei Erfahrungsräume sind die
Grundbausteine des Sandsteinmuseums in Havixbeck. Die Erfahrung und das bisher
Geleistete werden in der Dauerausstellung und in den Wechselausstellungen gezeigt
und an die Besucher weitergegeben. Die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten
können generationsübergreifend in der Sandsteinakademie erprobt oder vertieft
werden und in Tagungen und Kongressen können die Erfahrungen zukunftsweisend
und vorrausschauend gebündelt werden. Diese drei Bausteine sind, in das zum Teil
denkmalgeschützte Ensemble des alten Rabertshofes, zu integrieren.

Konzept
Das vorhandene finanzielle Budget für die Überplanung der Anlage erfordert ein
Handeln innerhalb der vorhandenen Strukturen. Die Aufgabe bestehender, nicht
denkmalgeschützter Gebäude, ist innerhalb des Kostenrahmens nicht möglich. Die
im Raumprogramm geforderten Flächen haben wir daher mit geringen Eingriffen
innerhalb der Bestandsgebäude organisiert. Das Konzept haben wir mit zukünftigen,
weiteren Bausteinen im Außenraum ergänzt, die als Masterplan zu verstehen sind und
nicht im Zuge der jetzigen Umgestaltung realisiert werden müssen. Es entsteht im Gesamten ein didaktischer Rundgang durch Innen- und Außenräume, in den
Strukturen einer westfälischen Hofanlage.

Raumprogramm - Organisation
Die Dauerausstellung verbleibt im Haupthaus der Hofanlage. Die Erschließung wird
aber wie gewünscht, von dem ehemaligen Zugang des Wohntraktes zum großen Tor
verlegt. Über diesen Zugang wird über einen Windfang die ehemalige Tenne
erschlossen, die den Kassenbereich und den Museumsshop aufnimmt. Von hier ist über eine Querachse das Café an seinem alten Standort mit dem Shop verknüpft.
Die Ausstellung wird im OG über die vorhandene Treppe und den Aufzug erreicht
und im Erdgeschoss direkt vom Foyer. Da der Aufzug im frei zugänglichen Bereich liegt, ist eine elektronische Sicherung der Ausstellungsbereiche innerhalb der Geschosse notwendig. Die Verwaltung und die Nebenräume des Cafés verbleiben
wie im Bestand. Die Remise nimmt die Werkschule auf, die über einen neuen
Erschließungssteg auf der dem Platz abgewandten Seite erschlossen wird. Dieser
Steg verbindet über ein neues Holzhaus die große Scheune mit dem Seminar- und
Ausstellungsraum. Das Holzhaus beinhaltet alle Nebenfunktionen, die dem
Mehrzweckbereich und der Werkschule zugeordnet werden müssen und können
beiderseits unabhängig genutzt werden. Das Holzhaus ist klimatisch geschlossen der
Scheune zugeordnet, von der Werksschule ist es nur über den Außenraum erreichbar.
Die Typologie entspricht in ihrer Abstraktheit den Nebengebäuden alter Hofanlagen.
Der Masterplan sieht weitere Nebengebäude vor, eines als Betriebshof der
Museumsanlage, zwei als Schauräume zur Aufnahme der Gattersäge und der
Kreissäge und eines als Ersatzgebäude für das Café´. Orientiert über Hecken und
Mauern bilden die Holzhäuser mit dem bestehenden Wegenetz und den
Bestandsgebäuden ein didaktisches Museumskonzept im Innen- und Außenraum.
Der neue Vorplatz ist unabhängig von diesem Wegenetz und ermöglicht die
Erschließung aller Bausteine außerhalb des Museumsrundganges.

Fassade
Das Holzhaus wird in Ständerbauweise, zum Teil als Pfahlbau, über die alte Erdmulde
errichtet. Die Fassaden werden mit Boden-Deckelschalung aus Lerchenholz
verschalt. Die Fensteröffnungen werden teilverschalt in die Fassade integriert und
erhöhen so die Abstraktion der Struktur. Die Remise wird zu drei Seiten ebenfalls
gedämmt und mit Lerchenholz verschalt. Zum Platz wird sie mit Holztoren
geschlossen, die zu Werkzeiten geöffnet werden können. Die Scheune mit dem
Mehrzweckraum erhält eine Innendämmung aus Holzfaserplatten mit einem
Lehmputz und Holzwolledämmplatten im Bereich der Deckenbalken. Die
Konstruktionen werden dampfdiffusionsoffen ausgeführt. Die neuen Glasfassaden
aller historischen Gebäude werden innenseitig in die Dämmebene verlegt, um die
Laibungen und Gewände in historischer Materialität und Stärke zu zeigen.

Außenraum
Der Außenraum wird in Anlehnung an eine historische Hofanlage gestaltet. Der
städtische Vorplatz wird über Rotbuchenhecken gefasst und mit dem Museumshof
räumlich verknüpft. Zwei niedrige Sandsteinwände mit einer rotierenden,
rollengelagerten Sitzbank, trennen den öffentlichen Raum von dem Museumsplatz,
ohne den Gesamteindruck zu zerstören. Über Rasenliner auf den Parkflächen des
ruhenden Verkehrs und den Asphaltflächen der öffentlichen Straßen wird die
Verkehrsführung klar über die Materialität definiert. Der Hof erhält im
Rotationsbereich der Bank und entlang der Gebäude ein Sandsteinpflaster aus
Bestandsmaterial und im Inneren eine wassergebundene Wegedecke. Die Erdmulde
wird als Steinbruch in magerem Milieu ausformuliert. Zum Wohngebiet wird das
Gelände mit freiwachsenden Rotbuchen gefasst. Der angrenzende Außenbereich
des Mehrzweckraumes mit Rosen und Gräsern großflächig bepflanzt und mit
mehrstämmigen Felsenbirnen akzentuiert. Die im Masterplan dargestellten Holzhäuser
im Gartengelände werden jeweils mit einer Sandsteinmauer und einer
angrenzenden Rotbuchenhecke inhaltlich verknüpft und bilden so den geführten
Museumsrundgang.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept der Anordnung mehrerer Holzhäuser als bauliche Ergänzung des Hofensembles wird positiv bewertet und stellt einen eigenständigen Beitrag dar. Auch die gewählte gestalterische Umsetzung dieses Gebäudes im Habitus eines deutlich untergeordneten (assoziiert: landwirtschaftlichen) Nebengebäudes ist schlüssig und dem Ort angemessen. Die Wirkung dieses aufgeständerten Gebäudes auf das Gesamtensemble wird innerhalb der Jury kontrovers diskutiert. Die mit diesem Haustypus im umgesetzte Idee einer städtebaulichen und freiräumlichen Gliederung des Gesamtgeländes über weitere (optionale) Setzungen dieses Holzhausmotivs überzeugt nicht. Beispielsweise würde der vorgeschlagene Ersatz des Wintergartens eine Verbindung von Garten und Hof unwiederbringlich verhindern, ohne erkennbare Vorteile zu erzeugen. Der räumliche und funktionale Mehrwert der weiteren drei Holzgebäude erschließt sich der Jury nicht. Die Vorschläge zur Gestaltung des Außenraums sind sehr umfänglich und lassen erhöhte Investitionskosten erwarten. Die langfristige technische Funktionstüchtigkeit der „rotierenden Bank“ ist ebenso offen wie ihre inhaltliche Ableitung. Der dargestellte Steinbruch als Teil der Dauerausstellung ist interessant, in der angebotenen Positionierung jedoch fraglich, da sich keine schlüssigen Wegebeziehungen der Besucher ergeben. Die Entscheidung zur Erschließung der Remise von Norden über den neuen Steg geht zu Lasten der angestrebten funktionalen Aufwertung des Hofes und wird - insbesondere mit Blick auf die Platzierung des Anfangs/ Endes dieses Steges am Wintergarten - nicht verstanden. Die Arbeit trifft mit der vorgeschlagenen Auslagerung des Sanitärbereichs des Großen Seminars in der Durchfahrtsscheune in ein separates Gebäude aus funktionaler Sicht eine sehr kluge Entscheidung. Diese Maßnahme schafft den notwendigen Raum, um in der Scheune die Funktionsbereiche Foyer, Lager und Mehrzweckbereich überzeugend unterzubringen. Die funktionsräumliche Unterbringung des Werkbereichs und des Schulungsraums sind nachvollziehbar. Die Platzierung des Schulungsraums in der heutigen Remise führt jedoch zu einem erhöhten baulichen Aufwand, um die Staub- und Lärmbeeinträchtigung des angrenzenden Werkbereichs zu kompensieren. Die Unterbringung des Kassen- und Shop Bereichs in der einzigen großen und flexibel bespielbaren Erdgeschossfläche des Museums erscheint nicht zielführend. Im Hinblick auf die erforderliche Trennung der Besucher von Museum und Café stellt sich in der gezeigten Darstellung die Frage nach der Positionierung einer elektronischen Schleuse. Die ambitionierte und gut durchgearbeitete Arbeit leistet insbesondere bei der Konzeption des Großen Seminars einen sehr konstruktiven und klugen Beitrag. In ihrem Bemühen um eine behutsame und zurückhaltende Weiterentwicklung des Ensembles gehen die Verfasser jedoch zu weit. Die Erschließung der Potenziale des Ortes gelingt mit dem etwas überformalisiert wirkendem städtebaulichen Motiv nicht.
Perspektive

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Schwarzplan

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Lageplan

Lageplan

EG

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1. OG, DG

1. OG, DG

Detailschnitte

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