modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag im selektiven Verfahren | 10/2020

Neugestaltung Eingangshalle Kunst Museum Winterthur │Reinhart am Stadtgarten (CH)

Teilnahme

Comte Meuwly Architekten ETH SIA SĂ rl

Architektur

Guillermo SantomĂ  - KĂĽnstler

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

KĂĽnstlerische WĂĽrdigung
Die Mitglieder des Projektteams setzen in ihrem Beitrag städtebauliche Akzente. Dabei verstehen sie das Museum als transparente und offene Institution. Das «Reinhart am Stadtgarten» wird in ihrem Projekt zum Eingang in die Museumsinfrastruktur mit mehreren Gebäuden an drei Standorten, aber auch zum Tor aus dem bestehenden Gebäude hinaus in den Park und zum benachbarten Museum «Beim Stadthaus». Die grosse einladende Öffnung wird zur Passage, Innenund Aussenraum werden betont und der Park als öffentliche Zone mit dem Museum zu einem grossen Areal verbunden. Die transparenten und in akzentreichen Farben gestalteten Möbel aus gehärtetem Glas, Stahlrohren und Aluminium werden als frei platzierbare Elemente in den Aussenraum gestellt. Sie werden ebenso in den Innenräumen angeordnet und sollen überdies als Icons an allen Museumsstandorten auftauchen. Die von Guillermo Santomà gestaltete Serie umfasst Stühle, Bänke, Tische und Lampen, für die Funktionalitäten im Innern auch Schränke, Vitrinen, Behältnisse für die Gastronomie, eine Rezeptionstheke, Ablagen für den Museumsshop sowie Schautafeln. Die Gestaltung folgt einem Konstruktionsprinzip, das die Einzelteile als Fragmente eines grösseren Ganzen erahnen lässt.
 
Das Beurteilungsgremium würdigte den mutigen Eingriff in die Museumsarchitektur, der sich aus betrieblicher Sicht mit einem stabilen Raumklima jedoch schwer vereinen lässt. Es sind zusätzliche Windfangkonstruktionen nötig, die vom Projektteam zwar mitgeplant sind, aber gestalterisch wenig überzeugen. Die künstlerische Setzung ist insbesondere durch die Verwendung des Mobiliars geprägt. Hier sind Vorbehalte zur Praktikabilität zu konstatieren. Es ist schwer vorstellbar, dass das Mobiliar frei platziert werden kann, ohne eine regelmässige Wartung mitzudenken, was eine beträchtliche Kostenfolge hat.

Architektonische WĂĽrdigung

Konzeptidee, Aussenwirkung
Das Konzept des Teams sucht eine starke Anbindung des Stadtgartens. Eine frische Brise soll wortwörtlich durch das «Reinhart am Stadtgarten» wehen und das Museum mit der Konstellation der drei Häuser in eine neue Zukunft führen. Es soll in Anlehnung an die Typologie eines Stadttors ein öffentlicher Durchgang durch das Gebäude entstehen. Die Haupthalle wird so zu einem
einladenden, öffentlichen Raum. Der Schwerpunkt der Intervention fällt somit folgerichtig bei der Fassade zum Stadtgarten an, die mit einer grossen Geste geöffnet wird. Es fehlt aber eine
entsprechende Reaktion auf der Seite der Stadthausstrasse.

Architektonische Qualität
Die Architekten suchen bei der Öffnung der Rückfassade einen Bezug zum bestehenden Gebäude durch Aufnahme der Proportionen, Rhythmen, Komposition und Farben des Bestandsbaus.

Denkmalpflege
Der Eingriff in die Fassade fällt aus Sicht Denkmalpflege sehr massiv aus und bleibt im kräftigen Fassadenbild doch eine Episode, der die nötige Präzision und Überformungskraft fehlt. Sie ist in diesem Sinn zu hinterfragen. Die Einführung einer neuen Statik für die Treppe erscheint unverhältnismässig.

Verbindung Architektur und Kunst
So wie sich das Museum Winterthur auf drei Gebäude verteilt, ist auch die Möbelserie, die die Räume aller drei Häuser «bewohnen» soll, ein Ensemble von Fragmenten. Der Einbezug der
Kunst scheint nur über diese Möbel stattzufinden, was nicht der Absicht der Ausschreibung entspricht.

Innenräumliche Qualität
Der Innenraum erhält keine wesentliche Verbesserung. Die Verbindung der Halle zur Ausstellung in den Obergeschossen wird nicht gestärkt. Die Halle verkommt zu einem reinen Transitraum. Das Konzept der auch klimatisch offenen Halle ist nicht mit dem konservatorischen Anspruch eines Museums vereinbar und wird technisch nicht lösbar sein.

Funktionalität, Betriebsabläufe, Hindernisfreiheit
Die Organisation der Funktionen orientiert sich an der Machbarkeitsstudie. Das Brandschutzkonzept wĂĽrde noch einer wesentlichen Vertiefung bedĂĽrfen, der Brandschutzabschluss des Treppenhauses zu den Seitentrakten ist nicht ersichtlich.
Das Beurteilungsgremium kam zum Schluss, dass das Konzept trotz seines frischen und verspielten Ansatzes nicht entwicklungsfähig ist. Dem visuell starken Bild der Farbakzente stehen die
fehlenden haptischen Qualitäten von Gebrauchsmöbeln gegenüber.