Neues Besucher- und Bildungszentrum im UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen in Bad Muskau

Jurybegründung vom 29.09.2021 nach 2. Phase:
Der Neubau des Besucher- und Bildungszentrums wird bewusst hinter dem Kavalierhaus platziert, das Kavalierhaus wird über eine schmale, verglaste Fuge freigestellt. Der Zugang ins Besucherzentrum erfolgt ebenerdig und wird baulich neben dem Kavalierhaus sehr zurückhaltend gestaltet und ist dennoch gut auffindbar. Gleichzeitig wird der Charakter eines Haupteingangs nur bedingt erreicht. Nach außen werden die Fassaden bis auf wenige Öffnungen geschlossen und durchgängig mit karbonisiertem Holz dunkel verkleidet. Die nicht rechtwinklige Grundrissfigur mit leicht geknickten Außenwänden unterstreicht die Zuordnung des Gebäudes zu dem, das Baufeld umsäumenden Baumbestand. Das gewählte Fassadenmaterial wird seitens der Denkmalpflege für das Umfeld als unangemessen und als zu dominant bewertet. Nach Norden wird der Übergang des Patios in den Ausstellungsbereich im Außenraum wirkungsvoll über eine zweigeschossige Verglasung inszeniert. Zugänge in den Freiraum von beiden Geschossen werden ermöglicht. Die Verbindung zwischen innen und außen ist räumlich, funktional und topographisch gut gelöst und fügt sich selbstverständlich zu einem Ensemble. Für die Innenraumbegrünung des Patios wird nachvollziehbar an immergrüne Vegetationsbilder warm gemäßigter Lorbeerwälder angeknüpft. Für die weiteren Außenflächen werden weitergehende Aussagen zur Außenraumgestaltung vermisst. Durch das von Nord nach Süd komplett durchgezogene Glasdach für den Tertiärhain zerfällt das Volumen des Neubaus in zwei Teile, der Patio reicht räumlich dadurch bis an das Kavalierhaus heran. Die hier vorgeschlagene Staffelung von Terrassen für die Gastronomie verunklärt das Volumen des Kavalierhauses wie des Neubaus und ist gestalterisch unbefriedigend. Die beiden Flügelbauten mit den Ausstellungbereichen werden nur die hohen Träger des Glasdaches, die einen stützenfreien Patio ermöglichen, zusammengebunden und dominieren den Patio unverhältnismäßig. Dieser dominante, technisch-konstruktive Eindruck wird durch den zusätzlich abgehängten Steg noch verstärkt, die zum Ausdruck gebrachte Architektursprache erscheint der Aufgabe nicht angemessen. Die Ausstellung wird um den Patio in der gewünschten Reihenfolge angeordnet, wobei die Erschließungsspur entlang des Patios erfolgt und so immer wieder eindrucksvolle Ausblicke in den Patio ermöglicht werden. Das Erreichen des Niveaus UG Kavalierhaus und des Tertiär-Patios wird im Inneren des Gebäudes über eine Folge von Rampen entlang des östlichen Gebäudeflügels erreicht. Durch eingestellt Kuben erscheint der Auftakt des Ausstellungsbereiches räumlich kleinteilig. Das UG des Kavalierhauses wird komplett für Ausstellung genutzt, wobei der Rundgang hier wenig übersichtlich organisiert ist. Der Geschossübergang erfolgt räumlich 2-phasiger, offener, interdisziplinärer Realisierungswettbewerb Besucher- und Informationszentrum UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen Protokoll Preisgerichtssitzung 28.09. / 29.09.2021 9 nachvollziehbar im Bereich des zweigeschossigen Raumes für das Mammut, in der Ausstellungsfolge jedoch nicht passend. Die Arbeit zeigt insbesondere in der Grundrissgeometrie eine eigenständige Antwort auf Setzung und Gestalt des Baukörpers und die Organisation des Ausstellungsprogramms. In der räumlichen Ausarbeitung, vor allem aber die gestalterische Umsetzung im Innenraum und die dargestellte Architektursprache scheint dem Ort nicht angemessen.