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Offener Wettbewerb | 03/2022

Erneuerung Kunstmuseum Thurgau in Warth (CH)

6. Rang

Wepfer Architekten ETH BSA SIA

Architektur

Losinger Architekten GmbH

Architektur

Martin Klauser Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Prevart GmbH

Szenographie

Zwicker AG Licht

Lichtplanung

Studer + Strauss Bauphysik

Bauphysik

Lunitec GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ist geprägt von einem grossen Respekt der bestehenden Anlage: Es hinterfragt kritisch die Bedürfnisse und versucht, mit wenigen gezielten Eingriffen die Anforderungen zu lösen. Im Freiraum wird ein Unterstand abgebrochen und gewisse Bäume zugunsten des direkten Blicks auf den Eingang versetzt. Für die Museen wird ein neuer Eingang mit Rampe und Treppe in der Achse des Brunnens und der Rinne angedacht und ein eigener, neu organisierter Ankunftsraum geschaffen. Der bestehende Eingang wird vom Museum getrennt und dient ausschliesslich als Zugang zur Kirche. Diese Separierung marginalisiert den bestehenden Eingang, der in der gewachsenen Anlage durch seine Eckposition und Ausstattung einzigartig ist und viel zur Identität der Museen beiträgt. Zudem verlieren die Eingänge durch die Verdoppelung an Lebendigkeit und Identität. Die äussere Erschliessungsanlage und der neue Zugang sind architektonisch nicht nachvollziehbar und werden von der Denkmalpflege als zu prominent beurteilt.

Der Westkreuzgang, der Zugang zu den Ausstellungskellern, die Übergänge, der Nordkreuzgang und die Klausen bleiben in ihrer Räumlichkeit und Öffnungsstruktur bestehen. Alleine am westlichen Ende des Nordkreuzgang wird ein Warenlift angebaut, der aussen mit einem Vordach eine Zone für die Anlieferung schafft. Innen mündet er direkt in die Klause XIV, was von der Sicherheit und Klimabeeinträchtigung als nicht möglich beurteilt wird. Zudem erreicht der Warenlift die Ebenen der beiden Ausstellungskeller nicht. Der Personenlift wird durch die Drehung am selben Ort direkter in den Museumsrundlauf auf den verschiedenen Ebenen eingebunden, die Auswirkungen im 1. Obergeschoss bleiben jedoch unklar. Auch im Untergeschoss bleiben die Räume weitgehend bestehen und die Eingriffe mit Warenlift und Behindertentoilette sind minimal. Bewusst wird auf neue Ausstellungsfläche zugunsten der Wahrung des Bestands verzichtet.

Die isolationstechnische Ertüchtigung der Klausen funktioniert im Dach, bei den Wänden wird der äussere Aerogel-Dämmputz in Material und Dicke hinterfragt. Beim inneren Lehmputz stellt sich die Frage der Robustheit im Betrieb. Der Ersatz der nördlichen, mittigen Pfeiler durch vertikale Haustechnik Hohlkörper ist im Zusammenhang mit dem Ersatz der Fenster nachvollziehbar. Das Haustechnikkonzept müsste aber in seiner Machbarkeit vertieft nachgewiesen werden. Die Umwandlung der 70iger Jahre Referenz des Kamins in eine Haustechnikanlage wird jedoch kontrovers diskutiert.

Die Jury würdigt ausdrücklich, dass das Projekt sich in den vorgegebenen Rahmenbedingungen bewegt, keine nennenswerten, denkmalpflegerischen Verstösse hat, von jeglichem Abbruch absieht und die Räumlichkeiten, Dachkonstruktionen, Fassaden und Fenstergrössen weitgehend beibehält. Allerdings sind die beiden Hauptinterventionen: der neue Eingang mit der äusserer Erschliessungsanlage und die Anlieferung mit Warenlift architektonisch und betrieblich nicht wirklich erfolgreich. Zudem werden ausstellungstechnische Fragen wie die grossen Nordfenster in den Klausen, die beschränkte Nutzbarkeit des Nordkreuzgangs als Ausstellungsraum und die engen Erschliessungsverhältnisse zu den Ausstellungskellern nicht thematisiert. Nach einer intensiven, grundsätzlichen Diskussion kommt die Jury zum Schluss, dass die innenräumlichen und ausstellungstechnischen Defizite gelöst werden sollten und die Erneuerung im Sinne eines weiteren «Jahrringes» durchaus selbstbewusster und architektonisch ambitionierter sein kann. Das Projekt zeigt auf, dass man die gestellte Aufgabe mit minimalen Eingriffen nur lösen kann, wenn man auf gewisse Anforderungen bewusst verzichtet. Zudem erwartet man bei diesem minimalistischen Ansatz bei den wenigen Eingriffen eine hohe, architektonische Qualität. Das Projekt hat mit seiner Haltung einen wertvollen Beitrag im Jurierungsprozess geliefert.