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Offener Wettbewerb | 07/2012

Neues Bauhaus-Museum

Anerkennung

Karl Hufnagel Architekten

Architektur

Erläuterungstext

LEITIDEE bauhausmuseum als architektonische vision und als katalysator der stadtentwicklung
Das Bauhausmuseum hat eine doppelte Aufgabe. Zum einen lebt das Bauhaus eine über den Ort ausstrahlende Idee, die jenseits von Institution und Mythos einer in die Zukunft gerichteten architektonischen Vision bedarf, zum anderen birgt das neue Bauhausmuseum als Katalysator ein einmaliges Potential für die stadt- und landschaftsräumliche Entwicklung Weimars an den vernachlässigten isolierten Rändern des maßstabslosen Gauforums.

AUTONOMIE UND EINBINDUNG bauhausmuseum und neues museum weimar im objekthaften dialog über das gauforum hinweg
Stadtseitig verdichtet das Museum zwischen Gauforum und Weimarhalle den urbanen Raum und tritt, objekthaft im Stadtraum aufragend, als autonome Architektur in Bezug zum „Neorenaissance Palazzo“ des Neuen Museums Weimar. Das dialogische Verhältnis der beiden Museen, über das Gauforum hinweg, im Verbund mit „Gärten der Erinnerung“ im entleerten Innenraum, setzt der funktionalen Banalisierung bewusste Auseinandersetzung und konkrete kulturelle Inbesitznahme, ein offenes, den Intentionen des Bauhauses gemäßes Denken entgegen und unterläuft die ideologisch beabsichtigte Dominanz der Bauten des Nationalsozialismus.

THEMATISIERUNG DER ARCHITEKTUR bauhausmuseum mit terrassen und gärten zum landschaftsraum
Auf der Landschaftsseite thematisiert das in Terrassen zum Grünraum gestaffelte Bauhausmuseum, als begehbare „soziale“ Skulptur, die topografische Situation im Verlauf des ehemaligen Asbachtals. Das „Neue Bauhausquartier“ führt die Stadtkante bis dicht an die Rückseite des Gauforums und bindet dessen, den Maßstab sprengende uniforme Architektur in den kleinteiligen Stadtkörper ein. Den „Gärten der Erinnerung“ antworten landschaftsseitig die „Hängenden Gärten des Museums“, die entlang der Kante zum Weimarhallenpark in formal gestaltete „Bauhausgärten“ überleiten und auf zeitgenössische Art an die große Gartentradition Weimars anknüpfen wollen.

PROMENADE ARCHITECTURALE lichtführung und topografie sind für die architektonische form wesenhaft
Ein in landschaftlicher Dimension gedachter und in steinernen Schichten analog zur äußeren Erscheinung gegossener „innerer Treppenweg“ verbindet, ausgehend vom Eingang an der Stadtseite, emporstrebende Ausstellungsbereiche differenzierter Größe im Kopfbau mit in die Hangkante abgesenkten Bereichen und Schaudepots. Chronologischen Schichten im „Geschichtsturm“ zur Stadt antworten sedimentär gelagerte Ausstellungsstrukturen im landschaftszugewandten Sockel. Der Weg mit auf Stadt- und Parkniveau angeordneten Panoramafenstern und dem, die topografische Situation des Geländesprungs thematisierenden Oberlicht nimmt die angedachte Museumserweiterung organisch vorweg. Lichtführung und topografische Einbindung des inneren Raumes als sinnlich wahrnehmbare gebaute architektonische Form sind wesenhafte Voraussetzung und erlauben Erweiterbarkeit und Wahrung der entwurflichen Integrität organisch in Übereinstimmung zu bringen.

PARK architektur als landschaft
Die Materialität der baulichen Form entwickelt sich analog zur konzeptionellen Idee des Museums. Architektur als „begehbare“ Landschaft konstituiert sich in den bepflanzten, monolitisch geschichteten, skulpturalen Volumen der Gartenterrassen und diese verbindenden, sich zum Grünraum hinwendenden, Freitreppen. Die Erscheinung der in Ortbeton mit örtlichen Natursteinzuschlägen gegossenen Architektur übersetzt rurale Gartenmauern aus Stampfbeton und Bruchstein.

STADT architektur als projektion der stadt
Stadtseitig wird das Museum, eng eingebunden in die vorhandene Bebauung, Teil der Stadt und Projektionsfläche urbanen Lebens. Das monolithisch gegossene, autonome Volumen des Museums wird zur Eingangsseite durch Weiterbearbeitung verfeinert. Die dem Stadtraum zugewandte, hoch aufragende Fassadenfläche wird geschliffen und poliert. Das naturhafte Material verändert seine Erscheinung, Stein und großflächige, im urbanen Maßstab gedachte Glasflächen verbinden sich visuell, werden zur abstrakten Projektionsfläche der Stadt und suchen die Distanz zwischen Institution und Besucher, zwischen Subjekt und Objekt, aufzuheben.

AHA die kollektive dimension
Die Aufhebung des Gegensatzes öffentlicher und museumseitig nutzbarer Außenräume trägt die kollektive Dimension des Bauhauses landschaftseitig weiter und findet seine Entsprechung im Detail der angehoben Gartenplateaus. Umlaufende, abgesenkte, üppig bepflanzte Bereiche und Regenwassersickerflächen mit differenziert bespielbaren Übergängen aus Liegebereichen und Sitzstufen bleiben, anstelle von begrenzenden Brüstungen, für den Blick „unsichtbar“. Die Umwertung eines illusionistischen Kunstgriffs des Barocks und englischen Landschaftsgartens – das Aha - erlaubt eine erweiterte Vision von offener Architektur zu formulieren. Die Begrenzung zur umgebenden Stadtlandschaft wird aufgehoben, hängende Gärten und bepflanzte Terrassen finden ihre visuelle Fortführung im Grünraum des Weimarparks.

BAU passive bauliche maßnahmen
Um bei der museologisch erforderlichen Klimakonstanz innerhalb konservatorischer enger Toleranzbereiche ein zeitgemäßes energetisches Konzept zu ermöglichen, sind eng miteinander verzahnte bauliche und technische Maßnahmen erforderlich. Monolithische Bauweise, hoher Wärmeschutz, erdgedeckte, bepflanzte „Dächer“, die nach Süden vorgelagerte, nicht klimatisierte Pufferzone des Treppenweges, in Verbindung mit den wenigen, aber bewusst gesetzten Glasflächen, gewährleisten baulich eine hohe Klima- und Temperaturkonstanz.

TECHNIK technische innovation
Zur Unterstützung der passiven Maßnahmen, wie Speicherfähigkeit der Konstruktion, werden Flächenheizsysteme vorgeschlagen. Die auf geringe Temperaturdifferenzen abgestimmte Technologie, bei einem vernachlässigbaren Warmwasserbedarf, bildet eine gute Kombination für den Einsatz von Geothermie. In den Sommermonaten entsteht durch die Kühlung des Gebäudes eine Temperaturerhöhung im Erdreich, die bei Umschaltung im Winter über den Wärmepumpenbetrieb wieder zur Beheizung des Gebäudes genutzt wird. Um einen sinnvollen Anteil von regenerativen Energien sicher zu stellen, erfolgt die elektrische Energieversorgung der Pumpen über eine Photovoltaikanlage. Zur Vermeidung innerer Wärmelasten werden LED-Beleuchtung und LED-Folienlichtdecken in den Ausstellungsräumen verwendet. Intelligente Steuerung, Präsenzmelder, Einzelschaltung und flexible Anpassung der Lichtszenarien an die vorgesehenen Ausstellungen in Verbindung mit der Bauteilaktivierung erlauben reduzierte Luftmengen, eingebracht über Bodenfugen, als turbulenzarme Quelllüftung. Wärmerückgewinnung der über die Folienlichtdecken geführten Abluft/Umluft begrenzt Investitions- und Betriebskosten unter Einhaltung museologischer Anforderungen. Über Gebäudeleittechnik verknüpfte Anlagenkomponenten ermöglichen einen energieeffizienten Betrieb des Gebäudes. Eine gezielte Auswahl der erforderlichen Einzelkomponenten hat einen langen Lebenszyklus sowie eine hohe Recyclingfähigkeit der Bauteile zum Ziel.
Autonomie und Einbindung (Visualisierung - André Schmidt)

Autonomie und Einbindung (Visualisierung - André Schmidt)

Einbindung in der stadträumlichen Kontext

Einbindung in der stadträumlichen Kontext

Eingangsebene

Eingangsebene

Grundrisse und Schnitte

Grundrisse und Schnitte

Promenade Architecturale (Visualisierung - André Schmidt)

Promenade Architecturale (Visualisierung - André Schmidt)

Modell

Modell

Modell

Modell